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Miriam hat‘s nicht leicht!
Ihre Eltern verlangen eine perfekte Vorzeigetochter, ihre Mitschülerinnen interessieren sich nur für perfekte Outfits und ihre Leistungen in der Schule sind … alles andere als perfekt. Aber die 15-jährige hat eigene Vorstellungen von einem perfekten Leben. Gemeinsam mit Svenja, einer erfahrenen Cosplayerin, bereitet sie sich auf eine ganz besondere Rolle vor – denn die beiden Freundinnen haben sich zur Teilnahme am Cosday in Frankfurt angemeldet. Dass dazu ein selbst geschneidertes Kostüm gehört, ist noch eine der kleineren Hürden, die Miriam auf ihrem Weg in die Cosplay-Welt zu nehmen hat.

 

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Autor: Renate Kaiser
Illustrationen: Martina Peters
Verlag: Carlsen Manga!
Erschienen: 2012
ISBN: 978-3-551-76703-5
Seitenzahl: 237 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Die 15-jährige Gymnasiastin Miriam Schaller hat es schwer. Ihre Eltern haben die fixe Vorstellung einer „perfekten“ Tochter: Erfolgreich in der Schule, eingebunden in eine „in“ Clique, modebewusst und eventuell mit einem „standesgemäßen“ Freund. Von Miris tatsächlichen Interessen wollen die Eltern genauso wenig hören, wie sie akzeptieren wollen, dass sie sich in der Gesellschaft der 2 Jahre älteren Svenja und der alten Frau Weiherfeld am wohlsten fühlt. Doch Miri ist keine „typische“ Tochter und will es auch gar nicht sein. Ihre Noten sind gerade so Durchschnitt, sie mag keine „Tussikleider“ und ihr Hobby Cosplay - sich wie ihre Lieblingsmangafigur zu verkleiden -, muss sie vor ihren Eltern geheim halten. Als sich Miri unerlaubt mit ihrer beste Freundin Svenja beim Cosday in Frankfurt anmeldet, beginnen ihre Probleme nicht erst beim Schneidern des Kostüms. Aber davon lässt sich Miri ohnehin nicht aufhalten …

Die Idee einer Cosplayszene in Deutschland wurde, reichlich mit „Fachsprache“ durchsetzt, lebendig und altersgerecht umgesetzt. Junge Mädchen - egal ob Mangafans, CosplayerInnen oder nicht - werden sich mit dieser Nippon Novel bestimmt gut amüsieren und einige Szenen in ihrem eigenen Umfeld wiederfinden


Stil und Sprache
Die Geschichte ist durchgehend aus der Sicht der Hauptperson Miri in der ersten Person geschrieben. Dadurch gelingt es dem Leser sehr gut, gleich in die Geschichte hineinzurutschen. Die Autorin hat ein realistisches Umfeld geschaffen und Miris Familie gut und lebensnah beschrieben. Die Wünsche, Ziele und Vorstellungen der Hauptperson passen sehr gut zu der angepeilten Altersgruppe. Auch die Widrigkeiten, mit denen ein Teenager zu kämpfen hat, wurden lebendig und gut gezeigt. Da Miris Eltern auf Leistung Wert legen, genaue Wünsche zum „richtigen Umgang“ ihrer Tochter haben und deren Freunde als nicht unbedingt „gesellschaftsfähig“ betrachten werden, werden sich viele junge Mädchen in der Hauptperson wiederfinden.
Einen interessanten Einblick in die Cosplayerszene zeigen Miris Versuche sich unter den Cosplayern zu etablieren. Die Freundschaft mit Oma Weiherfeld, die - außer Svenja - als Einzige Verständnis und Interesse für Miriams Wünsche zeigt, ihr zuhört und hilft, entwickelt sich langsam und dauerhaft, bis zum Ende der Geschichte. Auch die Beschreibung der Cosplayer mit ihren fantasievollen Kostümen und ihrer Hilfsbereitschaft untereinander wird hier sehr erfrischend beschrieben. Überhaupt wurden in diesem Roman viele Themen aufgegriffen, die für 15-Jährige Mädchen sehr wichtig sind. Miris Bemühen, ihr aufwändiges Kostüm fertigzustellen, gleichzeitig die Klasse abzuschließen und ihre Eltern in Sicherheit zu wiegen, wurde sehr lebensnah beschrieben. Obwohl einige kleinere Stilbrüche in den Dialogen zu erkennen sind, gleitet die lebendige und unterhaltsame Erzählweise leicht darüber hinweg.

Im Lauf der Geschichte bemerkt man gut, wie Miri an den Herausforderungen wächst. Als typischer Teenager reagiert sie durchaus nicht immer logisch, etwas, das ihr Alter unterstreicht und ihren Charakter glaubwürdig macht.
Da Miri die Geschichte aus ihrer Sicht erlebt und in der Ich-Form erzählt, ist man mit ihr immer auf „Augenhöhe“. Somit bleibt die Spannung hoch und man fiebert mit, ob sie es schafft, das Kleid bis zur „Deadline“ fertig zu bringen. Der Schreibstil ist an die jugendliche Sprache angepasst und flicht an den Stellen mit den SMS-Sequenzen - die an der Formatierung deutlich erkennbar sind - auch die dazugehörigen Zeichen wie Smileys oder `´ ein. Aber das wird das jugendliche Publikum bestimmt nicht stören.  


Figuren
Miriam Schaller, kurz Miri, ist das schwarze Schaf der Familie. Eher mittelmäßig in der Schule, interessiert sie sich nicht für schicke Klamotten, sondern möchte Cosplayerin werden. Zu diesem Zweck verbündet sie sich mit ihrer besten Freundin Svenja und der alten Frau Weiherfeld, die ihr bei dem Vorhaben helfen. Svenja hat die Schule abgebrochen und macht eine Lehre zur Fotografin. Sie ist begeisterte Cosplayerin und wird - im Gegensatz zu Miri . von ihrer Mutter voll (nach Svenjas Gefühl sogar zu begeistert) unterstützt. Die 72-jährige Frau Weiherfeld lebt alleine im Nachbarhaus. Sie ist gehbehindert und freut sich sehr, als sie Miriam beim Nähen eines Kleides helfen kann. Die alte Dame unterstützt ihre „Wahlenkelin“ und hört sich Miris Probleme, Wünsche und Sorgen an.
Miris Eltern, Herr und Frau Schaller, sind sehr ehrgeizig und lieben das schicke Leben in der Stadt. Sie verlangen von ihren Kindern gute Noten und habe eigene, feste Vorstellungen, welche Hobbys und welchen Umgang ihre Kinder haben sollen. Miris Freunde sind nur "gerade so" geduldet, solange sie gute Noten schreibt. Leon Schaller, Miris 11-jähriger Bruder schreibt gute Noten, ist eine Sportskanone, bewegt sich im richtigen Umfeld und ist das „Vorzeigekind“ der Schallers.

Alle Figuren sind motiviert und haben gute Gründe so zu agieren, wie sie es tun. Da Miri in der Ich-Perspektive erzählt, kann man sich gut in ihre Gefühlswelt hineinversetzen und es wird den jungen Leserinnen bestimmt leicht gelingen, mit Miri mitzufühlen.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch hat eine praktische Handtaschengröße und ist ideal zum Mitnehmen. Auf dem Cover sieht man Miri vor einer Gruppe verkleideter Menschen im Hintergrund. Die Rückseite ist in einem kräftigen Türkisblau gehalten. Der weiße Rückseitentext führt gut in die Geschichte ein und macht neugierig. Das Buch besteht aus 42 durchnummerierten Kapiteln, die deutlich gekennzeichnet sind. Neun Bilder unterstreichen die Szenen im Text und bevor die Geschichte beginnt wurden die Hauptpersonen noch in Bild und Wort skizziert. Ein kurzes „Dankeschön“ leitet das erste Kapitel ein. Auf der letzten Doppelseite sind noch andere Mangas des Carlsen-Verlages mit Titelbild und kurzer Inhaltsbeschreibung aufgeführt.


Fazit
Diese Nippon Novel entpuppt sich als sympathisches und altersgerechtes Jugendbuch, das viel mehr hält, als es vielleicht auf den ersten Blick verspricht. Der unterhaltsame Roman wird durch seine ansprechende Geschichte, die durch die gezeichneten Mangas unterstützt wird, bestimmt begeisterte Anhänger finden und Mädchen ab 14 Jahren viel Spaß bereiten.


4 Sterne


Hinweise
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