Smaller Default Larger

Seit fast zwei Jahrhunderten erregt die „Dunkelgräfin“ das Interesse der Forscher. Wer war die geheimnisvolle Frau, die in einer eleganten Reisekutsche im Jahre 1807 im thüringischen Hildburghausen eintraf? Schon lange wird vermutet, dass es sich dabei um Marie Thérèse Charlotte de Bourbon, die Tochter Marie Antoinettes und Louis XVI., gehandelt haben könnte. Bei ihrer Auslieferung nach Österreich soll sie vertauscht worden sein. Wer aber war dann die andere Person, die als “Marie Therese” später zu großem politischen Einfluss gelangte?
Carolin Philipps beleuchtet den spannenden Kriminalfall neu – mit überraschenden Erkenntnissen. Am Ende ist klar, wer die echte Königstochter gewesen sein muss.

 

alt 


Autor: Carolin Philipps
Verlag: Piper
Erschienen: März 2012
ISBN: 978-3492264570
Seitenzahl: 395 Seiten


Inhalt, Stil und Sprache
„Das Geheimnis um die Tochter Marie Antoinettes“ ist der Untertitel dieses Buches. Bereits im Prolog verrät Carolin Philipps, woraus dieses Geheimnis besteht: War die junge Frau - die im Dezember 1795 in Basel gegen prominente Gefangene der Österreicher ausgetauscht und ihren kaiserlichen Verwandten übergeben wurde – tatsächlich Marie Thérèse Charlotte de Bourbon, die französische Königstochter? Obwohl von ihren Familien, den Habsburgern und den Bourbonen, offiziell anerkannt, entstand schon zu ihren Lebzeiten das Gerücht, dass dem nicht so war. In Hildburghausen/Thüringen gibt es ein Grab, dass möglicherweise die Ruhestätte der echten „Madame Royal“ ist. Darin wurde 1837 eine Frau bestattet, die eine frappierende Ähnlichkeit mit der unglücklichen Königin Marie Antoinette aufgewiesen haben soll und die als sogenannte „Dunkelgräfin“ bis heute die Historiker beschäftigt.

Das Buch besteht aus sieben großen, mehrfach unterteilten Kapiteln. In den zwei ersten zeichnet die Autorin zunächst den Lebensweg der französischen Prinzessin nach, angefangen mit Geburt und Kindheit in Versailles, Gefangenschaft im Temple zu Paris, Hinrichtung der Eltern und monatelange Einzelhaft bis zur Übergabe der Siebzehnjährigen an ihre mütterlichen Verwandten in Wien.
Carolin Philipps hat aus den belegten Quellen - speziell auf Marie Thérèse bezogen – viele neue, interessante Details zusammengetragen. Sie beschreibt ihr Schicksal einfühlsam und ohne etwas zu beschönigen. Manchmal vermisst man ein wenig die gebotene Distanz, was aber durchaus verständlich ist, da auch der Leser sich dem Mitleid mit der einsamen Gefangenen nicht entziehen kann.

Hat das historisch interessierte – und informierte – Publikum bis hierher gespannt Marie Thérèses Biografie verfolgt, tritt ab dem dritten Kapitel ein Wendepunkt ein. Schon bei der Überschrift - „Die offizielle Version: Madame Royale als Herzogin von Angoulême“ - lässt die Autorin durchblicken, dass eine andere junge Frau den Platz der Prinzessin eingenommen hat. Trotz ihrer Anerkennung seitens der Familien Habsburg und Bourbon scheint es schon kurz nach ihrer Ankunft in Wien Gerüchte und Spekulationen um ihre Person gegeben zu haben. Die Autorin ist eine Anhängerin dieser These. In den nächsten Kapiteln beschreibt sie also den Lebensweg zweier Frauen, den der Herzogin von Angoulême – zu der die angebliche (?) Prinzessin durch Heirat wurde – und einer Unbekannten, die jahrelang auf der Suche nach einer Heimat durch Deutschland reiste und in der einige ihrer Zeitgenossen die echte Prinzessin zu erkennen glaubten. Sie fand eine Zuflucht in Hildburghausen, wo sie 1837 starb und offensichtlich unter einem falschen Namen begraben wurde. „Dunkelgräfin“ wurde sie genannt, weil sie stets tief verschleiert war, um nicht erkannt zu werden.

Bei ihren Recherchen in einschlägigen Archiven fand Carolin Phillips eine Fülle von Material, das einen Rollentausch der Königstochter mit einer Doppelgängerin zu belegen scheint. Die Auswertung dieser Quellen, die Mutmaßungen über die möglichen Motive des Tauschs und die Spekulationen um die Identität dieser zweiten Frau sind zeitweise etwas schwer durchschaubar, zuviel stürmt da an Informationen auf den Leser ein. Man muss einige Passagen sehr aufmerksam lesen, manchmal auch zum zweiten Mal, um die Ausführungen nachvollziehen zu können. Trotzdem kann man sich den Argumenten der Autorin nicht verweigern: es könnte so gewesen sein. Gewissheit kann nur eine DNA-Analyse geben. Diese hat die Stadt Hildburghausen bis vor Kurzem verweigert. Am 26.6.2012 hat der Stadtrat jedoch einer Untersuchung des Grabes zugestimmt. Also wird das Geheimnis um die Tochter Marie Antoinettes wohlmöglich bald gelüftet werden.


Aufmachung des Buches
Das Cover des Taschenbuches zeigt das Portrait der angeblichen Marie Thérèse de Bourbon. Auf eine Widmung der Autorin für ihren Vater folgen ein ausführliches Inhaltsverzeichnis und der Prolog. Die sieben Hauptkapitel sind unterschiedlich lang und mehrfach unterteilt. Der umfangreiche Anhang enthält ein Quellen- und Literaturverzeichnis, Anmerkungen, ein Personenregister, sowie einen Bildnachweis. In der Buchmitte gibt es 4 bebilderte Doppelseiten.


Fazit
Obwohl ich mich seit Jahren mit französischer Geschichte beschäftige und mir das Schicksal der Madame Royal – wie ich bisher dachte – wohlbekannt war, habe ich noch nie etwas über die „Dunkelgräfin“ gehört. Von daher habe ich das Buch mit großem Interesse gelesen. Carolin Philipps hat eine sehr überzeugende Recherchearbeit geleistet. „Am Ende ist klar, wer die echte Königstochter gewesen sein muss“. Ich bin beinahe geneigt, ihr zuzustimmen - und sehr gespannt auf das Ergebnis der Untersuchung.


alt


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.dealt

Facebook-Seite

FB

Partnerprogramm

amazon

Mit einem Einkauf bei amazon über diesen Banner und die Links in unseren Rezensionen unterstützt du unsere Arbeit an der Leser-Welt. Vielen Dank dafür!

Für deinen Blog:

BlogLogo