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Ein Stipendium an einem der renommiertesten Sportinternate! Für die sechzehnjährige Jana geht damit ein großer Traum in Erfüllung. Bis sie eines Tages ihre Freundin Melanie leblos im Schwimmbecken findet und sich alles in einen Albtraum verwandelt. Jana will nicht glauben, dass Mel an plötzlichem Herzversagen gestorben ist. Aber egal, an wen sie sich wendet, überall stößt sie auf eine Mauer des Schweigens. Schließlich versucht sie, auf eigene Faust herauszufinden, was hinter den Machenschaften im Internat steckt, und kommt zusammen mit Mels Bruder Mika der schrecklichen Wahrheit auf die Spur ...

 

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Autor: Jutta Wilke
Verlag: Coppenrath Verlag
Erschienen: 01/2012
ISBN: 9783649605669
Seitenzahl: 288 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Melanie Wieland ist tot. Wie ein Engel mit gebrochenen Flügeln liegt sie leblos auf dem kalten Hallenboden der Schwimmhalle. Jana, hochtalentierte Stipendiatin am Sportinternat aus ärmlichen Verhältnissen, fühlt sich schuldig am Tod ihrer Freundin. Hat sie etwa Melanie mit ihrem Ehrgeiz in den Tod getrieben? Beide Mädchen waren mit Abstand die besten im Team, so unterschiedlich wie Tag und Nacht, und doch hatten sie Freundschaft geschlossen. Bis Melanies Vater, ein ehemaliger Leistungssportler, seine Tochter immer mehr unter Druck setzte und die Freundinnen auseinander trieb. Jana glaubt nicht an einen natürlichen Tod von Melanie und beginnt Fragen zu stellen, doch niemand will auf sie hören ...

Die Autorin startet mit einem Schockmoment, dem Tod Melanies, um dann die ganze Geschichte und die Hintergründe von hinten aufzurollen. Nicht selten lockt sie den Leser auf falsche Fährten, überrascht mit neuen Wendungen und bringt einem sehr zartfühlig die verschiedenen Charaktere näher - rundum ein gelungener Spannungsroman mit viel Poesie.


Stil und Sprache
Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht von Jana in der Ich-Perspektive. Sie nimmt ihren Anfang mit dem Tod von Melanie in der Gegenwartsform, um dann einen Zeitsprung von drei Wochen in die Vergangenheit zu machen, wo alles rückblickend stattfindet. Als die Zeit schließlich bei dem schrecklichen Unglück ankommt, wird wie zu Beginn der Tag am Kapitelbeginn genannt und wieder gegenwärtig erzählt, um eine zeitliche Relation zu schaffen und den Spannungsmoment zu steigern. Der Schwerpunkt liegt durch die Erzählweise auf dem Innenleben von Jana, die Sprache ist oft umgangssprachlich mit kurzen Sätzen und authentisch für die Gedanken einer jungen Frau. Doch die Situationsbeschreibungen und zahlreichen Dialoge werden auch von ganz besonderen Passagen begleitet, in denen sich Jana in ihrer Innenwelt verliert und in geradezu poetischer Weise das, was sie um sich herum wahrnimmt, auf ihre eigene Situation überträgt: "Im Wald ist es anders als auf der Bahn. Vor allem im Winter. Die Stämme der grauen Bäume glitzern jetzt silbern in der Dunkelheit. Der Frost der letzten Nacht hat alles mit einer schützenden Haut überzogen. Ich stelle mir vor, einer von ihnen zu sein. Stark und unbeweglich ..." (Seite 12).
So werden ihre Gefühle für den Leser nachvollziehbarer und vor allem erfühlbar, da die bildhafte Sprache eigene Assoziationen auslösen kann: "Ich schwamm, und die Fragen fielen von mir ab wie lästiger Staub, der vom Wasser weggetragen wurde. Ich tauchte den Kopf ins Wasser und konnte endlich wieder atmen. Viel zu lange hatte ich die Luft angehalten. Bahn für Bahn legte ich zurück und spürte, wie ich dabei immer leichter wurde. Das Wasser trug mich, wie es mich immer getragen hatte." (Seite 133)

Spannung kommt sofort ab der ersten Seite auf, da sie mit einem tragischen Ereignis beginnt. Durch die Technik des Rückblicks und die Einschübe von kurzen Textpassagen über eine unbekannte Person, die düstere Pläne schmiedet, fiebert der Leser automatisch mit und rätselt über die wahren Gründe von Melanies Tod. Einen Wendepunkt gibt es, als Jana wieder in der Gegenwart ankommt und die Dinge in Echtzeit und ganz plötzlich passieren.


Figuren
Die Hauptfigur ist Jana. In sehr einfachen Verhältnissen bei ihrer alleinerziehenden und doch unselbstständigen und unsicheren Mutter aufgewachsen, ist Schwimmen für sie schon seit langem die einzige Möglichkeit, sich frei und unbeschwert zu fühlen. Deshalb ist das Stipendium beim Sportinternat für sie ein absoluter Glücksfall, auch wenn die meisten ihrer reichen Mitschüler sie schneiden und ihre Mutter sie am liebsten wieder bei sich Zuhause und für sich ganz allein hätte. "Wieder einmal sehnte ich mich danach, mit ihr reden zu können, so wie ich mir vorstellte, dass Mütter und Töchter miteinander redeten. Aber wir konnten es nicht. Hatten es noch nie gekonnt. Zwischen uns standen so viele unausgesprochene Sätze, die zu Wänden geworden waren." (Seite 142)

Nur der hilfsbereite Tom und die beliebte und hübsche Melanie, eine Externe und Arzttochter, freunden sich mit ihr an. Zusammen bilden Melanie und Jana die Spitze der Schwimmer, keiner kommt ihren exzellenten Leistungen auch nur nahe. Doch die Freundschaft der beiden steht unter keinem guten Stern, denn Melanies ehrgeiziger Vater, selbst ein ehemaliger Leistungsschwimmer, will seine Tochter um jeden Preis siegen sehen, genauso wie der ruppige Schwimmtrainer Drexler, der Jana im persönlichen Gespräch unter Druck setzt. Nur der verständnisvolle Vertrauenslehrer und Leiter der Theater-AG Bernges und Melanies Bruder Mika, dessen Meeresaugen Jana verzaubern, zeigen Verständnis für ihre Situation.

Alle Figuren werden detailliert und lebensecht gezeichnet, ein jeder hat seine eigene Geschichte und es gibt viele Graustufen zwischen Schwarz und Weiß.


Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch mit Schutzumschlag macht optisch direkt etwas her. Der Grundton ist in einem zarten Blau gehalten, das am Rande von einem dunkleren Blau und zwischendrin mit rotbraunen Schlieren unterbrochen wird, was dem Ganzen eine tolle Used-Optik gibt, die auch durch die Schriftwahl unterstrichen wird. Fast wirkt das Buch wie eine Mauer, könnte aber auch den Himmel oder Wasser darstellen, der Vorstellung sind da keine Grenzen gesetzt. Zwei Schmetterlinge schweben darüber und umrahmen den Titel, alle drei Elemente wurden zusätzlich lackiert, während sich der restliche Umschlag leicht samtig anfühlt. Das Buch unter dem Einband ist schlicht schwarz mit weißer Schrift. Jedes Kapitel wird mit einer sich wiederholenden Schmetterling-Illustration, einer reduzierten Version vom Schmetterling auf dem Titel links oben, eingeleitet. Ein schwarzes Lesebändchen rundet die gelungene und zum Inhalt passende Gestaltung ab.


Fazit
Ein Todesfall im Sportlermilieu, unterschiedliche Welten, die aufeinander prallen, und eine zarte Liebesgeschichte - Jutta Wilke schafft es nicht nur, den Leser in atemloser Spannung zu halten, sie bezaubert auch mit wahrlich poetischen Worten, die einen zum Nachdenken bringen und lange im Gedächtnis haften bleiben.


5 Sterne


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