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„Wissen Sie, James, dass Sie seit heute einen Spitznamen haben? 00 70!“
„Und?“
„Na, Sie waren doch früher Geheimagent, eine Art 007. Und jetzt sind Sie sozusagen 00 70.“
„Wirklich witzig.“
„Wie alt sind sie eigentlich?“
„Siebzig.“
„Na sehen Sie!“

Ex-Agent James Gerald zieht vorübergehend in das Seniorenheim Eaglehurst im südenglischen Hastings, um den plötzlichen Tod eines Freundes und Kollegen aufzuklären. Kurz nach seiner Ankunft kommt ein weiterer Heimbewohner gewaltsam zu Tode...

 

Null null siebzig 

Autor: Marlies Ferber
Verlag: dtv
Erschienen: 01. Februar 2012
ISBN: 978-3-423-21345-5
Seitenzahl: 272 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Mit seinen siebzig Jahren gehört James Gerald eigentlich nicht mehr als Agent an die Front. Doch er kann es einfach nicht lassen, zumal es hier um den Tod eines guten Freundes geht. Es gibt Anzeichen dafür, dass er keines natürlichen Todes gestorben ist, und dem will James nun nachgehen. Dafür zieht er selber in das Seniorenheim, in dem sein Freund seine letzten Wochen verbracht hat und fühlt den anderen Bewohner mal gehörig auf den Zahn. Dabei macht er Entdeckungen, die in einer solchen Residenz nie zu erwarten wären. Doch James muss vorsichtig sein, schneller als er denkt schwebt er selbst in Lebensgefahr...

Auch als Rentner kann man noch so richtig rüstig sein, das sollte inzwischen jeder wissen. Und nicht jede Seniorenresidenz muss langweilig sein. Marlies Ferber schafft eine wunderbar lockere Atmosphäre, die schnell vergessen lässt, wo man sich eigentlich befindet und in welcher Höhe der Altersdurchschnitt der Protagonisten liegt.


Stil und Sprache
Frech und witzig, das sind die ersten Adjektive, die einem einfallen, wenn man dieses Buch liest. Normalerweise würde man sie mit Kinder- bzw. Jugendbüchern in Verbindung bringen, doch darum handelt es sich hier ganz sicher nicht. Dennoch könnten die Worte nicht passender gewählt sein, die lebhafte und spritzige Art, mit der die Autorin diese Geschichte erzählt, lässt den Leser sofort entspannen. Auch wenn natürlich nicht nur Freude herrscht und der eigentliche Aspekt des Buches trauriger Natur ist, so ist die Mischung, die fast schon einer Gratwanderung gleicht, sehr gut gelungen.

Geschrieben ist das Buch aus der beobachtenden Perspektive, so dass man nicht nur auch eine spezielle Person fokussiert ist, sondern einen Überblick erhält. Die meiste Zeit spielt sich das Geschehen zwar dennoch in James' Nähe ab, er steht aber nicht ständig im Mittelpunkt, sondern tritt auch hin und wieder mal in den Hintergrund. Das gibt dem Leser die Möglichkeit, die Situationen in Ruhe zu studieren und zu analysieren, schließlich möchte man selber miträtseln und den Täter am besten noch vor James entlarven.

Trotz der lockeren Atmosphäre ist die Spannung, die zugrunde liegt, deutlich zu spüren. Irgendetwas geht vor in Eaglehurst, doch niemand kann es so recht begreifen. Sollte tatsächlich ein Mitarbeiter oder gar ein Bewohner ein Mörder sein? Im Grunde unvorstellbar, doch je mehr die Geschichte an Tiefe gewinnt, desto mehr Geheimnisse kommen ans Tageslicht. Es ist immer wieder überraschend, was die Autorin noch aus dem Hut zaubert. Kaum glaubt man, nun alles schon zu wissen, kommt sie mit der nächsten unglaublichen Begebenheit daher, die einem schier unvorstellbar erscheint. Bis zum Schluss bleibt die Spannung erhalten, es wartet sogar noch eine Wende auf den Leser, mit der man überhaupt nicht gerechnet hat.


Figuren
James Gerald ist bereits siebzig, aber zur Ruhe setzen will er sich noch nicht. Früher war er ein erfolgreicher Agent und hier zeigt er, dass er es immer noch drauf hat. Über seine Vergangenheit erfährt man gar nicht allzu viel, das ist aber auch nicht unbedingt nötig. Man hat dennoch das Gefühl, ihn schon lange zu kennen, und schießt mit Sympathien nur so um sich. Vermutlich wirkt gerade das Geheimnisvolle so anziehend, dass man sich überhaupt keine Gedanken darüber macht, was man tatsächlich für Fakten erhält. Ein wenig merkt man ihm das Alter natürlich an, mit der Gesundheit ist es auch nicht mehr so wie früher, aber dafür hat James Sheila, seine persönliche Assistentin. Sie ist die meiste Zeit selber auch vor Ort und passt auf, dass James sich nicht übernimmt. Gar nicht so einfach bei einem solchen Sturkopf, wie er oft sein kann. Doch Sheila weiß, wie sie ihn zu nehmen hat, somit sind die beiden ein unschlagbares Team. Auch über ihre Vergangenheit wird mehr geschwiegen als gesprochen, was aber ebenfalls nicht sehr ins Gewicht fällt.

Generell erfährt man über die meisten Personen nur etwas aus der Vergangenheit oder ihrer Befindlichkeit, wenn sie es selber in direkter Rede erörtern. Das bringt Authentizität ins Geschehen und macht es nochmal realer. Jede Figur hat individuelle Charakterzüge, die Wiedererkennungswert besitzen.


Aufmachung des Buches
Es handelt sich bei diesem Buch um ein Taschenbuch von dtv. Auf dem Cover sieht man James, sitzend auf seinem Rollator mit erhobener Waffe und Sheila, neben ihm stehend. Details wie z.B. Gesichtszüge sind nicht zu erkennen, da sie in einem Lichtkreis stehen, vermutlich eine Adaption zu James Bond, wodurch sie wie Schattenfiguren wirken. Der Hintergrund ist eine Mischung aus rosa und rot und weist ein Blütenmuster auf. Die erste Intention ist, dass es sich um die Tapete in Eaglehurst handelt, was sein kann, aber nicht muss. Auf jeden Fall passt das Titelbild von der Stimmung her zum Gesamteindruck und macht neugierig auf das Abenteuer der zwei Personen.


Fazit
Eine amüsante, kurzweilige Agentenstory, mit einem Helden, der keine Klischees bedient, sondern sich auf seine eigene Art abgrenzt. Ein wundervoller Auftakt zu einer sicherlich erfolgreichen Reihe.


5 Sterne


Hinweise
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