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Du kennst keinen Himmel, du kennst keine Sterne.
Du hast die Sonne nie gesehen.
Du weißt nicht, was sie meinen, wenn sie sagen, es ist Liebe.
Aber du gibst alles dafür, es zu erfahren.

Daphne, Luzifers Tochter, verlässt die Hölle, um auf der Erde nach ihrem verschollenen Bruder zu suchen. Ihr zur Seite steht Truman Flynn, ein junger Mann, der die Narben seines Herzens auch am Körper trägt. Gemeinsam reisen sie durch ein düsteres, grausames Land, auf der Suche und auf der Flucht: Denn Azrael, der Engel des Todes, schickt seine Schergen, um Daphne zu vernichten. Bald sehen sich Daphne und Truman gefangen in einem Kampf zwischen gefallenen Engeln und göttlichen Rächern, zwischen Himmel und Hölle, zwischen Gut und Böse, und wer auf welcher Seite steht, wird von Tag zu Tag unsicherer.

 

Die Blumen des Schmerzes  Originaltitel: The Space between
Autor: Brenna Yovanoff
Übersetzer: Jessika Komina und Sandra Knuffinke
Verlag: script5
Erschienen: März 2012
ISBN: 978-3-8390-0133-2
Seitenzahl: 284 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Daphne lebt - als Tochter Luzifers - gemeinsam mit zahlreichen Schwestern, die ihr jedoch suspekt und in ihrem Verhalten fremd sind, in der Hölle. Lediglich zu ihrem Bruder Obie hat sie eine enge Beziehung, doch dieser beschließt, die Hölle zu verlassen und auf der Erde zu leben. Daphne ist totunglücklich deswegen und macht sich sorgen um Obie. Als dieser plötzlich verschwindet, setzt sie alles daran, ihn zu finden - und verlässt dafür die gewohnte Umgebung und begibt sich selbst das erste Mal in ihrem Leben auf die Erde. Dort trifft sie einen Jungen, mit dem sie mehr verbindet, als dieser ahnt. Und beide schweben in Lebensgefahr ...

Brenna Yovanoffs zweiter Roman ist sicherlich im Dark Fantasy-Genre anzusiedeln, denn düster ist diese Geschichte fürwahr. Eine interessante Grundidee liegt dem Roman zu Grunde, allerdings überzeugt die Umsetzung nicht durchgehend.

"Es ist schon seltsam, aber etwas Kaputtes ist irgendwie viel schwerer zu ertragen, wenn man noch sehn kann, dass es einmal schön gewesen ist." (Seite 106)


Stil und Sprache
Ein geheimnisvoller Prolog, der in diesem Fall wahrlich den Anfang von allem darstellt, lockt in Brenna Yovanoffs neues Werk hinein. Der Leser wird mitten in das Geschehen im Pandämonium mitgenommen, Erklärungen gibt es nur peu à peu im Verlauf der Handlung. Wird die Geschichte somit einerseits nicht durch seitenweise Erklärungen ausgebremst, fällt es andererseits zunächst nicht leicht, Zugang in diese fremde Welt zu finden.

Daphne, die Hauptfigur dieser düsteren Geschichte, erzählt dem Leser in erster Person im Präsens, was sie in der Hölle, auf Erden und im Himmel erlebt. Es ist herrlich zu lesen, wie sie das erste Mal auf der Erde ist, alles ist ihr fremd und sogar der Geschmack von Salami eine neue Erfahrung. Ihre direkte, teilweise naive Art sorgt immer wieder für Humor.
In dritter Person Präteritum erhascht der Leser Einblicke in Truman Flynns Gedanken- und Gefühlswelt, erlebt die Ereignisse aus seinem Blickwinkel. Diese beiden Perspektiven wechseln sich immer wieder ab, wodurch ein umfassender Blick auf das Geschehen ermöglicht wird.

Yovanoffs Tonfall ist teilweise sanft, federleicht und doch schwer vor Bedeutung. Sie schreibst atmosphärisch dicht, emotional und wartet mit einfallsreichen Bildern auf: "Ich stehe am Fenster und sehe zu, wie die Sonne auf der Linie des Horizonts balanciert. Aus so weiter Entfernung sieht sie aus wie etwas zu essen. Sie steigt höher, wird zu einer Mandarine und dann zu einem Bonbon, das alles aufleuchten lässt." (Seite 127). Teilweise ist ihr detailverliebter Stil jedoch zu viel des Guten und nimmt das Tempo aus der Handlung. Überhaupt fehlt es der Geschichte über weite Strecken an Spannung, was die Autorin erst im letzten Viertel zu ändern weiß. Bis dahin gibt es kleinere Spannungsspitzen, ansonsten hält lediglich eine unterschwellige Neugier den Leser am Text.


Figuren
Daphnes direkte, sarkastische Art ist herrlich! Sie ist eine emotionale, unsichere Figur, hilflos im Angesicht der Tatsache, dass ihr Bruder Obie verschwunden ist. Doch sie entwickelt sich weiter, entdeckt nach und nach ihre Fähigkeiten und findet ihren Platz in der Welt. Ihre Mutter Lilith ist ihr dabei allerdings keine große Hilfe. In ihrer Gegenwart trieft der Text vor Intrigen und Berechnung, sie hat aber auch durchaus sympathische Züge.
Truman Flynn, den Daphnes Cousin Moloch so treffend als "wandelnde Tragödie" bezeichnet, fühlt sich einsam, hat Angst den Verstand zu verlieren und ertränkt seine nächtlichen Albträume im Alkohol. Ein Leben, an dem er zugrunde gehen wird, doch Daphnes Auftauchen lässt einen Ruck durch sein verkorkstes Leben gehen.

Daphne und Truman stehen im Mittelpunkt dieses Romans und überzeugen durch eine dreidimensionale Ausarbeitung. Neben diesen beiden und guten Bekannten wie dem Teufel und Lilith treten auch weitere Höllenbewohner - wie Beelzebub - auf den Plan. Sowohl diese wie auch die menschlichen Nebenfiguren sind ihren Rollen entsprechend ausgearbeitet.


Aufmachung des Buches
Das fest gebundene Buch überzeugt - wie man es vom script5-Verlag gewohnt ist - durch eine gute Verarbeitung. Bei der Gestaltung des Schutzumschlags hat sich der Verlag auch dieses Mal auf die Covergestaltung der Originalausgabe verlassen. Farblich durchaus passend, wenn auch für meinen Geschmack ein wenig überfüllt. Ein Lesebändchen sucht man vergebens.

Das Buch ist in drei Teile gesplittet, die dem Schauplatz der Handlung entsprechen: Hölle, Erde, Himmel.


Fazit
Eine gelungene Grundidee fernab ausgetretener Pfade und ein ansprechend Schreibstil erwarten den Leser in "Die Blumen des Schmerzes". Allerdings weiß Brenna Yovanoff erst auf den letzten 80 Seiten richtig zu fesseln, sodass Geduld gefragt ist und es über ein durchschnittliches Lesevergnügen nicht hinausgeht.


3 Sterne


Hinweise
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