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Paquito war eine wahrhaft gute Seele. Immer voller Mitleid für die Benachteiligten, half er einem orientierungslosen Rollstuhlfahrer weiter, erst über die Straße, dann in ein abgelegenes Viertel, schließlich zum Straßenstrich. Dann war Paquito tot. Nur den Ring mit dem Rubin hatte der Mörder ihm gelassen.

Auch die alte Dame aus der abbruchreifen Stadtvilla war nicht mehr recht am Leben, als der ehrgeizige Makler sie im wunderschönen Erkerzimmer ihrer Villa fand.

Ricardo Méndez, der abgehalfterte Kriminalbeamte auf dem Abstellgleis, gerät nur zufällig in die Ermittlungen - und ist doch wieder mit ganzer Seele dabei, wenn die gebrochenen Herzen eine Spur des Todes hinterlassen.

 

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Originaltitel: La Drama de Cachemira
Autor: Francisco Gonzáles Ledesma
Übersetzer: Sabine Giersberg
Sprecher: Florian Hoffmann
Verlag: Radioropa
Erschienen: 2011
ISBN: 978-3-8368-0629-9
Spieldauer: 460 Minuten, 1 Daisy-MP3-CD; ungekürzte Fassung

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Die Grundidee der Handlung
In den Straßen Barcelonas geht es unzimperlich zu. Viele Menschen bangen um ihre Existenz, die sich verändernde Stadt hat keinen Platz für diejenigen, die sich am Rande der Gesellschaft bewegen. In dieser Atmosphäre stirbt ein Schmuckhändler bei einem Raubüberfall. Der alte Polizist Ricardo Méndez, der weder von seinen Vorgesetzten noch von den Menschen der Straße für voll genommen wird, gerät in die Ermittlungen, als er den Diebstahl eines Rollstuhls aufklären soll. Nach und nach deckt er ein Gespinst aus Eifersucht, Lüge und Schein auf. Zwar geht er immer wieder in die Irre, doch gelingt es Méndez, die Spur wieder zu finden und den Fall zu lösen.

Der Hintergrund des Krimis ist überzeugend aufgebaut. Doch leider happert es bei der Umsetzung gewaltig. Der Autor scheint in diesem Roman seiner eigenen, nie ausgelebten Sexualität nachzutrauern. Denn kaum eine Szene kommt ohne sexuelle Note aus, in der jedoch keinerlei Erotik mitschwingt. Vielmehr erscheint es als das Geplapper eines alten Mannes, der in Erinnerungen schwelgt und die nie gelebten Gefühle einerseits glorifiziert und andererseits nach wie vor lieber unterdrücken möchte. Dies ergibt einen unheilvollen Mix, der sich belastend über die Geschichte legt und die guten Ansätze darunter erstickt. Auch dem abgehalfterten Méndez, ein seelisches und körperliches Wrack, fehlt jede Spur von Glaubwürdigkeit. Damit rutscht die ganze Geschichte endgültig in die Ecke von Skurilität. Es bleibt ein abgestandener Nachgeschmack von alten, verlebten Häusern, stinkenden Hinterhöfen, schalem Whisky und kaltem Zigarettenrauch: Vielleicht noch die überzeugendste Note des ganzen Romans.


Darstellung des Hörbuchs
Mit Florian Hoffmann wurde ein Sprecher gewählt, der nicht nur absolut professionell, sondern auch mit großem Variantenreichtum ans Werk geht. Er haucht dem abgestandenen, leblosen Text wieder etwas Leben ein und gibt den verschiedenen Figuren sehr viel Charakter. Letzlich ist es der Lesung von Florian Hoffmann zu verdanken, dass dieses Hörbuch trotz allem etwas Substanz hat. Der Sprecher schlüpft in die verschiedenen Rollen, lässt die Gemütsbewegungen der Figuren in seine Ausdrucksweise einfließen und nimmt den Hörer auf diese Weise mit in die Abgründe Barcelonas. Sehr überzeugend variiert Hoffmann sowohl Stimme als auch Lesetempo und überzeugt auf der ganzen Linie. Einzig durch die gute Darstellung der Figuren kommt da und dort etwas Spannung auf. Auf eine musikalische Begleitung oder Lieder wurde vollumfänglich verzichtet, was angesichts des trüben Stoffes jedoch nicht weiter ins Gewicht fällt.


Aufmachung des Hörbuchs
Angenehm ist das Format des Hörbuchs: Es wird als MP3-CD geliefert und kann so ohne Unterbrechung gehört werden. Verpackt ist die CD in ein handliches Jewel-Case, das jedoch nicht ganz bruchsicher ist und sich deshalb nur bedingt für einen Transport eignet. Erfreulich ist, dass hier eine ungekürzte Lesung präsentiert wird, hätten Kürzungen doch angesichts der kompakten Geschichte zu Verwirrung geführt. Auf dem Einlegeblatt des Jewel-Case sind sämtliche relevanten Fakten aufgelistet, auf ein weiteres Begleitbuch wurde verzichtet, was angesichts des höchst moderaten Preises für das Hörbuch jedoch absolut verständlich ist.


Fazit
Nur, wer die von Verzweiflung und Verfall geschwängerte Luft Barcelonas ebenso schätzt wie die ausufernden sexuellen Phantasien eines alternden Autors, wird hier voll auf seine Kosten kommen. Die an sich gute Geschickte dümpelt in einem Sumpf von belanglosen, langweiligen Schilderungen und verliert gehörig an Gehalt. Es ist dem Sprecher Florian Hoffmann zu verdanken, dass das Hörbuch letztlich dennoch einen gewissen Unterhaltungswert bekommt. Trotzdem sollten hier Krimifreunde, die auf eine überzeugende Gesamtkomposition setzen, vorsichtig sein.


1 5 Sterne


Hinweise
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