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Schwer traumatisiert kehrt Daniel aus seinem Afghanistan-Einsatz zurück in die Heimat, in der er sich nicht mehr zurechtfindet. Seine Ehe geht in die Brüche, seine Frau Melanie zieht mit der gemeinsamen Tochter zu ihrem neuen Freund. Daniels Leben hat einen absoluten Tiefpunkt erreicht. Da geschehen in seinem Umfeld mehrere grausame Morde. Von der Polizei als Täter verdächtigt, beginnt er auf eigene Faust zu recherchieren, wer hinter den Verbrechen steckt. Oder ist er tatsächlich der Mörder? Ist er wirklich so schizophren, dass ein Teil seiner Persönlichkeit Verbrechen begeht, an die sich der andere Teil nicht erinnern kann?

 

Kriegsgebiete 

Autor: Roland Spranger
Verlag: bookspot
Erschienen: 05/2012
ISBN: 978-3937357546
Seitenzahl: 224 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Der Rückentext beschreibt schon sehr umfassend, um was es in diesem kurz gehaltenen Thriller geht: Neben der eigentlichen Handlung, die beginnt, als Daniel die Leiche der ermordeten Frau findet, zeigt der Autor dem Leser mehr als eindringlich intensive Einblicke in die Gedanken und Gefühle des von seinen Kriegserlebnissen traumatisierten Mannes. Wie er verzweifelt versucht, sein völlig aus der Bahn geratenes Leben mit neuen Strukturen zu versehen, dabei immer wieder an seine Grenzen kommt, aber auch minimale Fortschritte erzielt, diese Entwicklung nimmt einen Großteil der wenigen Seiten ein, ist aber nicht minder spannend als der Fall, der dahinter steckt. Ganz großes Kino!


Stil und Sprache
Bereits im Prolog, der in Afghanistan spielt und Daniel im Einsatz zeigt, ergibt sich die besondere Klasse dieses Romans: die unglaublich wuchtige Sprache, die auf das allernotwendigste reduziert ist und dennoch alles sagt. Aufs Äußerste verknappt zeigt sich in kurzen Sätzen die zerstörte Seele  eines Menschen, der im Krieg war und mehr erlebt hat, als verkraftbar ist. Dabei entfaltet der einzige Erzähler – Daniel selbst – trotz der eher distanziert wirkenden Erzählweise in der dritten Person eine unglaubliche Nähe zum Leser, legt seine schwer gestörte Seele offen für alle, die es interessiert und erlaubt einen tiefen Einblick in seine Psyche.

Daneben entwickelt sich auch die eigentliche Handlung spannender als gedacht und nach einigen unerwarteten Wendungen ergibt sich eine Auflösung, die zwar auf den ersten Blick etwas weit hergeholt wirkt, aber beim zweiten Hinschauen durchaus plausibel ist.


Figuren
Es gibt nur eine begrenzte Anzahl von Figuren, so wie auch Daniel selbst ein sehr reduziertes Leben führt. Nach der Trennung von seiner Frau hat er sein Sofa in den Garten gestellt und „wohnt“ nun dort, enge Räume kann er nicht ertragen. Um sein Leben mit Inhalt zu füllen, hat er sich ein umfangreiches Sportprogramm auferlegt und quält sich mit stundenlangen Geländeläufen, dazwischen besucht er seine Therapiesitzungen und trifft sich mit seiner Tochter. Ständig wird er von Ängsten geplagt, hinter jeder Ecke vermutet er „den Feind“, er ist ein Gejagter in seiner eigenen Stadt. Roland Spranger ist es hervorragend gelungen, ihm ein Gesicht und eine Seele zu verleihen, man versteht jeden einzelnen seiner oft abwegigen Gedanken, kann sich in ihn hineinversetzen, ohne jedoch in Mitleid zu verfallen. Daniel bewahrt sich trotz allem seine Würde, nie wirkt er lächerlich oder übertrieben dargestellt, er tappt in keine Klischee-Falle und bleibt immer Mensch.

Neben seinem Therapeuten und seiner Tochter hat Daniel nur noch Kontakt zu Maik, einem alten Kumpel, der ihn regelmäßig besucht und ihn nimmt, wie er ist, und Timo, einem Afghanistan-Kameraden, mit dem ihn das gemeinsame Überleben verbindet. Daniels Frau und ihr neuer Lebensgefährte bleiben Randfiguren. Ihnen allen ist gemeinsam, dass sie erst im Laufe des Buches an Profil gewinnen und ihre wahren Charakterzüge offenbaren, positiv als auch negativ.


Aufmachung des Buches
Es handelt sich um gebundenes Buch, das mit einem mattierten Umschlag und einem farblich passenden Lesebändchen sehr ansprechend aufgemacht ist. Das Cover ist ganz in dunklen Blautönen gehalten und zeigt neben Titel und Autorennamen ein senkrecht auf der Spitze stehendes Kampfmesser. Innen sind die Kapitel nach Tagen aufgeteilt, einzelne Abschnitte werden nur mit jeweils drei gedruckten Rauten unterschieden.


Fazit
Ein großartiger Thriller, der gleichzeitig viel mehr ist als das: ein sensibel geschriebener Einblick in eine zerstörte Seele, ohne Pathos und Effekthascherei in eine spannende Handlung gebettet. Unbedingt lesen!


5 Sterne


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