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Im Kurfürstentum Trier und im Herzogtum Lothringen fanden zwischen 1570 und 1630 jeweils zwei- bis dreitausend Hexen und Zauberer den Tod. Nirgendwo war die Hexenverfolgung in ihrer 400-jährigen Geschichte grausamer und erbarmungsloser als hier.
Rèmy berichtet in dem vorliegenden Buch über seine Erfahrungen aus dieser Zeit. Er war eine der Hauptfiguren bei den Verfolgungen.
In seiner Abhandlung über den Satanskult und das Hexenwesen lässt er kaum ein Detail außer Acht, so dass seine Arbeit eines der wertvollsten Werke zum Thema darstellt. Von diesem Gesichtspunkt aus betrachtet, kann die Bedeutung der Daemonolatreia in der Hexenforschung gar nicht hoch genug eingeschätzt werden.

Nicolaus Equiamicus hat diesen Text sorgfältig wiederaufbereitet. Dadurch macht er uns ein wichtiges Zeugnis vergangener Zeiten und Verbrechen wieder zugängig.

 

  Autor: Nicolas Rèmy (Autor), Nicolaus Equiamicus (Herausgeber)
Verlag: Ubooks
Erschienen: 27.04.2009
ISBN: 978-3-866-08113-0
Seitenzahl: 344 Seiten 


Stil und Sprache
Natürlich ist dieses Buch in der alten und für viele Leser als etwas „schwerfällig“ empfundener Sprache geschrieben, was aber anderseits die Besonderheit dieser Ausgabe ausmacht. Die langen Schachtelsätze verlangen zwar die ganze Aufmerksamkeit des Lesers, aber dennoch ist das Buch leicht und verständlich zu lesen, was mit Sicherheit an der guten Überarbeitung von Nicolaus Equiamicus liegt
Der ungewöhnliche Erzählstil und die schöne Sprache sind zwar gewöhnungsbedürftig, heben aber dadurch das Niveau des Buches nochmals.


Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
Nicolaus Equiamicus scheint sich die Anregungen seiner Leser zu Herzen zu nehmen. Fehlten bei den letzten beiden Büchern Equiamicus` etwas die Erklärungen zur Recherche bzw. wurde diesen nicht ausreichend Platz gewährt, so wird man in dieser Ausgabe positiv überrascht. Ein ausführliches Vorwort – auch zur Person Nicolaus Equiamicus – mit exakter Beschreibung zu diesem Buch und genauest angegebenem Inhaltsverzeichnis, weisen in dieses Werk ein. Das Buch wurde so gut überarbeitet, dass die Eigenheit der alten Sprache noch erhalten blieb, aber diese trotzdem leicht verständlich und flüssig zu lesen ist.
Man wird sich beim Lesen des Gefühles nicht erwehre können, in eine unbegreifliche, unmenschliche und äußerst grausame, sadistisch und brutale Welt katapultiert worden zu sein, so brennen sich die unfassbaren Geschehnisse in einem ein.
Rèmy erzählt mit einer unglaublichen und unerschüttbaren Meinung über die (angeblichen!) Verbrechen von absolut unschuldigen Menschen. Von der Redlichkeit seines Tuns vollends überzeugt, berichtet Rèmy u.a. von gut 200 Personen, die er nach seinem Duumvirat wegen Zauberei selbst zum Feuer verdammt hat, da diese Menschen „freiwillig“ dieses Verbrechen gestanden hätten. Da wurden Kinder für schuldig befunden, nur weil man die Eltern schon verurteilt hat und man nun sicher war, dass der Teufel nun auch von den jungen Menschen Besitz ergriffen habe. Rèmy erzählt auch von untadeligen Zeugen, welche berichteten, dass sie die Hexen auf den Besen haben reiten sehen…

Für all diejenigen die sich für historische Ereignisse und die damaligen Ansichten und Glauben der Menschen interessieren, wird dieses Buch eine Bereicherung sein.
Ein ganz besonderes Highlight dieses Buches ist die auf den letzten Seiten abgebildete, handgezeichnete Karte des Herzogtums Lothringen von 1580, die wohl Nicolas Equiamicus selbst skizziert haben mag.


Aufmachung des Buches
Dieses Buch ist von Nicolaus Equiamicus sehr liebevoll ausgestattet worden. Eine sehr ausführliche Einleitung mit Zitaten und einer Kurzbiographie zu Nicolas Rèmy und einer Erläuterung zu dieser Ausgabe führen in das Herz des Buches. Das Buch ist in drei Bücher untergliedert und diese wiederum in Kapitel. Am Ende des Buches findet man einen ausführlichen Index, in dem vorkommende Schreiber, Orte und Personen genau erläutert sind. Ein Nachwort zur Ortsrecherche und ein von Hand (Nicolaus Equiamicus) gezeichnete Karte des Deutschen Reichs schließen das Buch ab.
Die äußere Aufmachung des Buches ist passend zum Inhalt, in dunklen, düsteren Farben gehalten und als Motiv ist im Hintergrund eine Burg zu sehen, vor der ein großes Feuer – ein Scheiterhaufen? – entflammt ist.

Manko für mich – wie ich bei vielen schönen Büchern kritisiere – das Fehlen eines Hardcovers. Ein Buch, welches man nicht nur einmal liest, sondern immer wieder zur Hand nehmen wird, hätte eine schöne gebundene Ausgabe mit Lesebändchen verdient.


Fazit
Eine ausgesprochen interessante und aufschlussreiche Lektüre, die Einblicke in die Gedankenwelt der Menschen des 16. Jahrhunderts gibt. Unfassbar und staunend wird man die Berichte Rèmys verfolgen und kann sich leider genauestens ausmalen, welch Qual und Tortur Menschen, die unschuldig verurteilt wurden, über sich ergehen lassen mussten.
Wunderbar aufbereitet von Nicolaus Equiamicus ist dies ein Buch, das für interessierte Leser der Vergangenheit unentbehrliche Aufschlüsse bereiten wird.

Wermutstropfen bei diesem Buch ist der Preis, der in der Höhe eines gebundenen Buches liegt, und ebenso schade ist es, dass dieses äußerst interessante Werk nur als Taschenbuch erschienen ist.


4 5 Sterne


Hinweise
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