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Alles was deutsch ist. Eine Liebeserklärung.

Zwei Autoren, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, erkunden liebevoll und kritisch, kenntnisreich und ohne Berührungsängste, was das eigentlich ist, die deutsche Seele.
Darf man das überhaupt öffentlich sagen, etwas sei „deutsch“ oder „typisch deutsch“? Kann man sich mit dem Deutschsein heute endlich versöhnen? Man muss es sogar, meinen Thea Dorn und Richard Wagner. Sie spüren eine große Sehnsucht danach, das eigene Land wirklich kennen zu lernen, und machen Inventur in den Beständen der deutschen Seele. Ihr Buch ist eine erkenntnisreiche und unterhaltsame Reise zu den Wurzeln unseres nationalen Erbes und geht ans Eingemachte. Obwohl es sich auch als Enzyklopädie lesen lässt, sind die Texte nicht aus nüchterner Distanz geschrieben. Es entsteht ein leidenschaftliches Plädoyers für bestimmte Merkmale des Deutschen, für ein damit verbundenes Lebensgefühl. Thea Dorn und Richard Wagner wollen die deutsche Seele nicht sezieren, sondern sie ansprechen.

 

Die deutsche Seele 

Autor: Thea Dorn; Richard Wagner
Verlag: Knaus
Erschienen: 2011
ISBN: 978-3-8135-0451-4
Seitenzahl: 560 Seiten

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Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
Das Buch ist ein durchaus literarisches Sachbuch, das von zwei Autoren geschrieben wurde, die als Romanautoren selbst einen Bezug zur deutschen Literatur haben. Das merkt man den Texten auch an, da sie sprachlich gehoben sind und keine reinen Sach- oder Kolumnentexte. Den Themen widmen sich die Autoren teilweise mit unterschiedlicher Intensität. Gleich am Anfang sieht man schon, dass von Thea Dorn z.B. Abendbrot und Abgrund mit unterschiedlicher Länge und Tiefe behandelt werden und dass hier das Interesse der Autorin doch eher im germanistischen als im Bereich der Alltagskultur anzutreffen ist. Wobei sich aber durchaus auch gewollte Überschneidungen ergeben, z.B. Thomas Mann und sein „Feierabendbierchen“. Das Buch könnte man von der Gesamtschau durchaus gut als „anspruchsvolle Unterhaltung“ bezeichnen, was aber nicht bedeuten soll, dass das Thema trivial wäre, sondern dass die Essays zu den Themen schon auch Hintergrundwissen und ein Bewusstsein für kulturelle Eigenheiten „des Deutschen“ (wenn man so sagen wollte) erfordern.

Im Buch geht es, grob gesagt, um so etwas wie das deutsche kulturelle Gedächtnis. Dinge, die „Deutschland“ zu dem machen, was es ist, oder zu sein scheint. Hier wird nicht eine zusammenhängende, vielleicht sogar chronologische Geschichte erzählt, den Start machen auch keine Theorien, was man allgemein als „deutsch“ bezeichnen könnte, nein, die Autoren haben gesammelt, durchaus auch subjektiv, welche Begriffe Deutschland charakterisieren und wie es eigentlich dazu gekommen ist. Da dürfen natürlich Begriffe wie Ordnungsliebe und Kleinstaaterei, oder Reinheitsgebot und Spießbürger nicht fehlen. Aber es gibt auch Überraschendes wie Pfarrhaus, Forschungsreise und Freikörperkultur zu entdecken (ich habe allerdings die Pünktlichkeit vermisst). Jedenfalls wird der Begriff dann meist geschichtlich, oft auch mit persönlichem Bezug und auch meistens mit etwas ironischem Anklang dargestellt. Die verschiedenen Begriffe werden im Rahmen des Essays für den Leser durchaus unterhaltsam präsentiert. Das Buch eignet sich hervorragend zum Querlesen und Schmökern. Man kann sich auch an zahlreichen, oft kuriosen Bildern ergötzen.

Zielgruppe des Werkes dürfte doch ein eher bildungsbürgerlich orientiertes Publikum sein, da eben oft Bezug z.B. auf den Literaturkanon genommen wird. Wer daran ein Interesse mitbringt und mit Verweisen und Zusammenhängen auf und in der deutschen Geschichte etwas anfangen kann, der ist hier an der richtigen Adresse, denn das Buch ist kein rein soziologisches/germanistisches oder geschichtliches Sachbuch.


Aufmachung des Buches
Das gebundene und recht schwere Buch (immerhin 560 Seiten) ist mit einem in Goldschrift auf weißem Grund gesetzten Titel recht edel gehaltenen Umschlag auf jeden Fall ein Blickfänger. Verschiedene Begriffe stehen sozusagen als Appetizer bereits auf einem Band auf dem Cover, wo auch einige Bilder zu sehen sind, die auf das Thema schon einstimmen sollen: Man erkennt z.B. den „deutschen Wald“, Albrecht Dürer und Fachwerkhäuser. Auch im Buch finden sich zahlreiche, großteilig farbige Bilder, die den Text sehr schön abrunden.


Fazit
Ein spannendes und teilweise sehr interessantes Projekt, manche Aufsätze sind vielleicht ein bisschen lang, andere dafür ein bisschen kurz. Insgesamt aber stimmig, anspruchsvoll und doch auch unterhaltsam. Ein Buch das zeigt, wie wichtig auch in Deutschland eine Beschäftigung mit der eigenen (auch nationalen) Identität ist.


alt


Hinweise
Rezension von Sigrid Grün


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