Smaller Default Larger

Das Schicksal einer Familie. Die Geschichte einer Liebe. Frankfurt anno 1792: Die französischen Revolutionstruppen stehen vor den Toren der Reichsstadt. Ganz allein lenkt die Witwe Theda Geisenheimer ihr Handelshaus durch die schwere Krise. Ihre Kinder sind ihr keine Hilfe: Jago, der Älteste, träumt sich durch den Tag, der jüngere Sohn Stefan brennt für die Revolution, und die fünfzehnjährige Friederike ist unglücklich verliebt. Den Traum vom eigenen Glück hat Theda längst in ihrem Herzen begraben. Da kehrt ausgerechnet der Mann, der sie einst bitter enttäuscht hat, zu ihr zurück …

 

alt 

Autor: Ines Thorn
Verlag: Rowohlt Taschenbuch Verlag
Erschienen: Mai 2012
ISBN: 978-3-499-25877-0
Seitenzahl: 336 Seiten

Hier geht's zur Leseprobe


Die Grundidee der Handlung
Seit dem Tod von Theda Geisenheimers Ehemann führt die tapfere Frau nicht nur den großen Haushalt, sondern leitet auch die Geschicke des Geisenheimer Handelshauses. Keine einfache Sache für eine Frau im Jahre 1792, denn die anderen Händler akzeptieren nur sehr ungern eine Kaufherrin ohne männliche Unterstützung in ihrem Gewerbe. Ihr ältester Sohn Jago ist Theda keine Hilfe, denn er frönt lieber der Dichtkunst. Stefan, der jüngere Sohn, liebäugelt mit der französischen Revolution und ihre Tochter Friederike ist unglücklich verliebt.
So liegt alle Verantwortung in Thedas Händen. Bald beginnt sich ihre Welt zu verändern. Die Revolutionstruppen ziehen in die Reichsstadt ein und bedrohen die Händler und ihre Familien. Der Mann, der Theda als junge Frau bitter enttäuscht hat, wirbt plötzlich um ihre Gunst und sie muss einsehen, dass die alten Gefühle noch nicht begraben sind. Und als die Händlerwitwe dann noch den Großteil ihres Hab und Gutes verliert, beginnen der mutigen Frau die Probleme über den Kopf zu wachsen.  

Im dritten Teil der Saga um die Familie Geisenheimer lässt die Autorin die Wünsche und Nöte einer verwitweten Händlerin um die Zeit von 1792 auf spannende Weise lebendig werden.


Stil und Sprache
Das Buch ist in der dritten Person aus Sicht eines allwissenden Erzhählers geschrieben und man erkennt bald, dass es in dieser Geschichte vorrangig um die Beziehungen der Menschen zueinander und nicht so sehr um die Umgebung geht. Die Schauplätze werden dennoch kurz, bildhaft und lebendig beschrieben, so dass man sich die Umgebung und die Atmosphäre, die zu dieser Zeit geherrscht haben muss, so gut wie möglich vorstellen kann. Einige historische Begriffe, die in die Geschichte eingeflochten sind, werden so gut um- bzw. beschrieben, dass dem Leser die Bedeutung im Lauf der Geschichte deutlich wird.

Spannung ist vor allem durch die unterschiedlichen Charaktere der Protagonisten immer gegeben. Das Bedürfnis von Thedas Kindern, oft ohne Rücksicht auf andere ihr eigenes Leben zu formen und in die Hand zu nehmen, macht die Geschichte sehr lebensnahe. Die Bemühungen von Jago, Stefan und Friederike, ihren eigenen Weg zu gehen und die Ratschläge der Mutter zu ignorieren, werden viele LeserInnen aus eigener Erfahrung kennen.
Die Gründe der Figuren für ihre Handlungen sind gut nachvollziehbar. Es ist interessant, wie aus den Taten und Ansichten der Protagonisten immer wieder neue, emotionale Situationen erwachsen. Dadurch bleibt die Neugier der LeserInnen wach, denn man will ja wissen, wie die Personen mit den Ereignissen fertig werden. Da von einem allwissenden Erzähler durch die Geschichte geführt wird, ist man jederzeit über die Gedanken und Bedürfnisse der agierenden Personen im Bilde und kann ihre Handlungen sehr gut verstehen. Viele kleine Alltagssituationen führen den Leser noch tiefer in die Geschichte hinein und die zahlreichen Details helfen gut über manche etwas langatmigere Szene hinweg. Alles relevante Vorwissen, welches für das Verständnis der Geschichte wichtig ist, wird dem Leser in Form von kurzen Erinnerungssequenzen der Protagonistin zugänglich gemacht. So ist man auch über die Hintergründe von Thedas damaliger Heirat mit einem Geisenheimer gut im Bilde - wobei ich mir jedoch vorstellen könnte, dass es den Lesegenuss vielleicht noch weiter erhöht, wenn man auch die beiden vorherigen Teile der Reihe kennt.


Figuren
Theda Geisenheimer ist eine mutige und durch die Umstände etwas hart gewordene Frau, die ihr Leben und ihre Wünsche zugunsten ihrer Familie zurück stellt. Mit ihren zweiundvierzig Jahren ist sie noch sehr apart, doch die Krankheit ihres Mannes hat sie viel Energie gekostet. Obwohl sie es sich nicht anmerken lässt, sorgt sich Theda sehr um ihre Familie. Jago, der ältere Sohn, ist auf der Suche nach seiner Muse und dem optimalen Gedicht. Es interessiert ihn nicht wirklich, wo das Geld herkommt, das er im Kaffeehaus verprasst - hauptsache, er hat immer genug davon. Im Lauf der Geschichte wird er noch einiges dazulernen, um seinen Weg zu finden.
Stefan, der jüngere Sohn, ist ganz fasziniert von der französischen Revolution und es dauert eine Weile, bis er beginnt, die Ansichten der Rebellen und die Sinnhaftigkeit der Revolution zu hinterfragen. Friederike interessiert sich weder für das Handelshaus, noch für die Revolution. Sie hat sich verliebt und eigene Sorgen, als ihr geliebter Christian nach Wunsch seines Vaters in einer anderen Stadt zu studieren beginnt. Als er von zu Hause abreist lässt er eine unsichere Friederike zurück, die bald in große Schwierigkeiten kommt. Auch die junge Frau durchlebt viele Höhen und Tiefen, bis sie ihren Christian endlich wiederfindet.

Die Figuren sind alle sehr gut ausgearbeitet und lebendig charakterisiert. Durch ihre - altersentsprechenden und verständlichen - Wünsche wirken sie authentisch und man kann sich gut in sie hinein fühlen.


Aufmachung des Buches
Auf dem Cover des 336 Seiten starken Taschenbuchs ist die lesende Gestalt einer jungen Frau in historischen Gewändern zu sehen. So spiegelt die Covergestaltung auch das Genre des Buches eindeutig wieder. Der Rückseitentext liest sich interessant und macht neugierig. Auf dem ersten Blatt, vor Beginn der Geschichte, findet man eine Kurzvita der Autorin und einen Hinweis auf die beiden Vorgängerbände des Romans. Die 22 durchnummerierten großen Kapitel sind in kleinere Abschnitte unterteilt, die durch eine Leerzeile gut erkennbar getrennt wurden. Die Buchstabengröße ist einen Hauch größer als bei vielen anderen Taschenbüchern und daher ganz besonders leicht und angenehm lesbar.


Fazit
Das Buch ist spannend und - durch die vielen unterschiedlichen Charaktere - auch sehr kurzweilig. Obwohl der Roman den dritten Teil der Saga um die Familie Geisenheimer darstellt, ist er durchaus als eigenständige Geschichte zu lesen. Für LeserInnen historischer Romane und natürlich ganz besonders für Ines Thorn-Fans ist das Buch absolut empfehlenswert.


4 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.dealt

Backlist:
Band 1: Die Kaufmannstochter
Band 2: Die Tochter des Buchdruckers

Facebook-Seite

FB

Partnerprogramm

amazon

Mit einem Einkauf bei amazon über diesen Banner und die Links in unseren Rezensionen unterstützt du unsere Arbeit an der Leser-Welt. Vielen Dank dafür!

Für deinen Blog:

BlogLogo