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1944. Die britischen Piloten Bryan und James, unzertrennliche Freunde von Kindesbeinen an, stürzen über deutschem Territorium ab. Schwerverletzt und unter falscher Identität gelangen sie in ein Sanatorium für Geisteskranke im Schwarzwald. Ihr Leben als Simulanten im „Alphabethaus“ wird zur Hölle auf Erden. Werden sie, wird ihre Freundschaft überleben? Jahrzehnte später brechen sich die entsetzlichen Ereignisse der damaligen Zeit noch einmal gewaltsam Bahn ...

 

Das Alphabethaus 

Originaltitel: Alphabethuset
Autor: Jussi Adler-Olsen
Übersetzer: Hannes Thiess und Marieke Heimburger
Verlag: dtv
Erschienen: 23. Januar 2012
ISBN: 978-3-423-24894-5
Seitenzahl: 588 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Inmitten des zweiten Weltkrieges war echte Freundschaft selten anzutreffen. Bryan und James aber verband eine solche, schon seit ihrer Kindheit. Bei einem Erkundungsflug stürzen die beiden britischen Piloten über deutschem Territorium ab. Wie durch ein Wunder überleben sie das Unglück, doch das ist erst der Anfang. Sie wünschen sich nichts sehnlicher, als nach Hause zu kommen, aber so leicht ist das nicht. Durch mehr oder minder glücklicher Zufälle gelangen sie schließlich in eine psychiatrische Anstalt. Der Aufenthalt dort ist schlimmer, als sich ein Mensch auch nur vorzustellen vermag. Doch wird eine Flucht gelingen? Und wird die Freundschaft die Strapazen überleben?

Jussi Adler-Olsen bedient sich in diesem Buch an einem erschreckenden Thema der Weltgeschichte, dem zweiten Weltkrieg. Allerdings behandelt er nicht hauptsächlich die Geschehnisse, die man in Geschichtsbüchern findet. Hier geht es um eine tiefgründige und langjährige Freundschaft, die den Schrecken dieser Zeit ausgesetzt ist. Der Autor zeigt sehr gut, was diese Zeit aus einem Menschen machen konnte und wie sehr sie auch in der Gegenwart noch immer präsent ist.


Stil und Sprache
„Das Alphabethaus“ ist in zwei Teile gegliedert. Der erste spielt 1944 und beleuchtet die jungen Piloten James und Bryan, die mit ihrer Maschine abstürzen. Ihr Weg wird verfolgt bis hin ins Sanatorium, in dem die Schrecken erst richtig beginnen. Auch wenn man die damalige Zeit nicht miterlebt hat, fühlt man sich beim Lesen zurückversetzt. Mit Sicherheit kann man nie tatsächlich mitfühlen, wie die Ereignisse sich auf jeden einzelnen auswirken, aber einen Eindruck erhält man trotz allem. Der zweite Teil spielt etwa 20 Jahre nach dem Unglück und zeigt auf, was aus den Personen von damals geworden ist. Des Weiteren wird steht hier die Frage im Vordergrund, ob eine enge Freundschaft wirklich alles aushält.

Der Autor schreibt aus der beobachtenden Perspektive, was hier sehr sinnvoll ist. Denn nur so erhält man relevante Informationen, die verloren gehen würden, gäbe es einen Ich-Erzähler. Es ist wichtig, den Geschehen genauestens zu folgen, denn es werden immer wieder kleine Puzzlestücke sichtbar, die zusammen ein großes Bild ergeben. Dieses wiederum gibt dann auch wieder Antworten auf einige Fragen, die sich während des Lesens stellen. Der Schreibstil ist sehr flüssig und der Geschichte ist leicht zu folgen. Jussi Adler-Olsen schafft es, die Atmosphäre sehr gut herüber zu bringen. Es ist, als wäre man selber in der Anstalt und würde nur noch darauf hoffen, dass die Torturen endlich vorbei sind. Auch der Umschwung in die Zeit nach dem Sanatorium gelingt gut. Die Atmosphäre ändert sich spürbar, auch wenn sie immer noch recht angespannt ist. Es gibt allerdings diesmal andere Gründe und dieser Unterschied ist gut herausgearbeitet.

Spannung ist absolut vorhanden. Gleich zu Anfang geht es rasant los, denn der Absturz lässt nicht allzu lange auf sich warten. Während der gesamten Zeit im Alphabethaus kommt man eigentlich gar nicht zur Ruhe, denn immer wieder wird man als Leser überrascht, mal mehr mal weniger angenehm. Mit jedem Ereignis wächst die Spannung, im Grunde wartet man nur noch auf den finalen Schuss, der einen Ausatmen lässt. Die Ruhephase hält jedoch nicht lange an. Kurz gibt es Zeit zum Verschnaufen, wenn der Zeitsprung vollzogen wird. Recht schnell geht es dann aber auch schon wieder los, man wird in den Bann der Geschichte gezogen und kann und will sich nicht entziehen. Einzig zum Ende hin wird die Spannungskurve ein wenig schwächer. Hier hätte man sich durch den grandiosen Auftakt und den Spannungsverlauf generell mehr erwartet.


Figuren
Die Geschichte dreht sich um die beiden Freunde Bryan und James, britische Piloten, die in schicksalhafter Weise im Schwarzwald in einer psychiatrischen Klinik landen. Und das auch noch im zweiten Weltkrieg. Da die Erzählung quasi mit dem Absturz beginnt, erfährt man zunächst kaum etwas über die beiden jungen Männer. Nach und nach werden aber Anekdoten aus der Vergangenheit eingestreut, so dass sich mit der Zeit ein Gesamtbild ergibt. Die Sympathien werden dabei ganz unterschiedlich verteilt, da man schließlich auch noch das Verhalten der Gegenwart berücksichtigen muss. Auf Grund der schwierigen Umstände ist es nicht immer leicht für den Leser, sich auf eine Seite zu schlagen, wie man es normalerweise macht. Jeder hat seine guten und schlechten Seiten, die in einer solchen Extremsituation natürlich sehr viel geballter zutage treten als unter normalen Umständen.

Des Weiteren gibt es einige Personen, die sowohl im Sanatorium als auch in der Zeit 20 Jahre später eine Rolle spielen. Diese werden zunächst grob beschrieben, mit der Zeit dann aber auch immer detaillierter. Das ist von Vorteil, da man ansonsten schon vieles voraussehen könnte, hätte man eingehendere Informationen zu den Figuren. So aber hat der Autor das gut gelöst und lässt den Leser im Dunkeln tappen.


Aufmachung des Buches
Es handelt sich bei diesem Buch um eine Klappenbroschur aus dem dtv-Verlag. Der Hintergrund des Covers ist komplett schwarz, was sofort an die angespannte Atmosphäre denken lässt. Der rote Schriftzug des Titels im unteren Bildrand fällt direkt ins Auge, auf Grund der markanten Farbe. Außerdem sind noch zwei Köpfe zu sehen, die allerdings vollkommen mit Mullbinden verhüllt sind. Diese lassen sich natürlich gleich mit den beiden Hauptpersonen assoziieren. Durch die Verbände können sie weder sehen, noch hören, noch sprechen. Das spiegelt ziemlich genau die Situation im Alphabethaus wieder, denn dort sollte man so unauffällig wie möglich auftreten. Ein ungewöhnliches Cover, das aber extrem neugierig auf den Inhalt macht.


Fazit
Eigentlich kennt man Jussi Adler-Olsen in dem Zusammenhang, dass er die Thriller-Reihe rund um Carl Mørck schreibt. „Das Alphabethaus“ ist sein Erstlingswerk, erschien aber erst in diesem Jahr in Deutschland. Die hohen Erwartungen, die an dieses Werk geknüpft wurden, werden nicht zur Gänze erfüllt, verstecken muss sich diese Geschichte aber dennoch nicht.


4 Sterne


Hinweise
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