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Wenn Albträume Wirklichkeit werden – und selbst der Tod nicht davor schützt

Carl Palmcrona wird im Stockholmer Nobelstadtteil Östermalm in seiner Wohnung tot aufgefunden. Das Zimmer, in dem er an einem Strick hängt, ist unmöbliert – es gibt darin nichts, worauf er hätte steigen können, um Selbstmord zu begehen. Am selben Tag wird auf einer Jacht, die in den Stockholmer Schären treibt, eine tote Frau entdeckt. Ihre Lungen sind mit Meerwasser gefüllt, ihr Körper und ihre Kleider jedoch vollkommen trocken. Sie ist auf einem Boot ertrunken, das noch schwimmt ... Die beiden Todesfälle geben der Polizei Rätsel auf. Bis Kommissar Joona Linna zwischen ihnen eine Verbindung entdeckt. Die Spur führt zu einem Mann, der die Violinen des „Teufelsgeigers“ Paganini sammelt – und Albträume wahr werden lässt …

 

Paganinis Fluch 

Originaltitel: Paganinikontraktet
Autor: Lars Kepler
Übersetzer: Paul Berf
Verlag: Gustav Lübbe
Erschienen: 14.10.2011
ISBN: 9783785724286
Seitenzahl: 621

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Die Grundidee der Handlung
Eine tote Frau wird auf einer verlassen treibenden Motorjacht gefunden. Sie sitzt in der Kajüte auf dem Bett, ist aber ertrunken. Carl Palmcrona, der Generaldirektor der staatlichen Waffenkontrollbehörde, wird in seiner Wohnung erhängt aufgefunden, offensichtlich Selbstmord. Doch irgendwie gibt es zwischen den beiden Fällen einen Zusammenhang. Joona Linna, Kriminalkommissar der schwedischen Landesmordkommission, beginnt seine Ermittlungen. Ein Foto scheint der Schlüssel zu sein...
Der zweite Kriminalroman von Lars Kepler, dem Pseudonym  des Ehepaars Alexandra und Alexander Ahndoril, überzeugt mit einem recht spannenden, vielschichtigen Plot. Es geht in erster Linie um illegalen Waffenhandel über Kenia in den Sudan. Bestechung, Korruption, Entführung und Mord sind Hauptthema. Aber es geht auch in Nebenschauplätzen um die Kraft der Musik, zwischenmenschliche Gefühle und Werte, die über dem reinen Profit und Geldgier stehen. Ein Kriminalroman, der über mehr als 600 Seiten den Leser wirklich fesselt und phasenweise keinem Thriller in Spannung und Action nachsteht.


Stil und Sprache

Im Präsens geschrieben, aus verschiedener Perspektive und unterschiedlicher Handlungsführung heraus erzählt, wird der Leser mitten ins Geschehen gestellt. Sehr actionreich und spannungsgeladen wird man wirklich die meiste Zeit gut unterhalten. Eine atemberaubende Verfolgungsjagd durch einen Auftragskiller wird abgelöst durch ein spannendes Entführungsszenario, wobei die Autoren es nicht an blutigen Szenen mangeln lassen. Es gibt aber auch viele Nebenschauplätze. So ist es recht interessant, mehr über den Nachfolger im Amt des Generaldirektors der Waffenkontrollbehörde, Axel Riessen, zu erfahren, seine Lebensgeschichte, wie er als Kind sehr begabt Geige spielt und dann aber in einem Wettbewerb scheitert, seine beste Freundin sich umbringt und er, von Schuldgefühlen geplagt, daraufhin nicht mehr schlafen kann. Etwas bizarr wirkt dann seine sich ihm zufällig bietende Lösung des Problems: Ein psychisch labiles Mädchen verhilft ihm zum Schlaf, wenn er es dann fest umklammern kann.

Paganinins Fluch, dem Titel des Buches folgend und der gesamte Bezug der Geschichte zu dem Geiger Paganini, zur Musik, den wertvollen Geigen, in dessen Besitz nicht nur der Bruder Riessens sondern auch der Waffenhändler ist, wird mir nicht ganz klar. Es wird von Paganinis Pakt gesprochen, auch in direktem Bezug auf die Erpressungspraktiken des Waffenhändlers. Seine Verhandlungspartner haben am Ende nur die Wahl zwischen verschiedenen Albtraumversionen, die er für sie bereit hält, wenn sie denn nicht mehr in seinem Sinne agieren. Hier wirkt die ganze Geschichte sehr konstruiert. Das sehr ernste Thema des illegalen Waffenhandles mit der Musik, dem begabten Geigenspiel, das auch sehr gelungen beschrieben wird, so zu vermischen, wirkt auf mich schwer nachvollziehbar. Dennoch war ich wiederum fasziniert von der sehr subtilen und überzeugenden Beschreibung des Spielens einzelner Musikstücke.


Figuren

Die Hauptfiguren werden sehr vielschichtig und interessant dargestellt. Im Mittelpunkt steht der ermittelnde Kriminalkommissar Joona Linna, der schon im ersten Buch der Autoren, „Der Hypnotiseur“ als Ermittler auftaucht. Er wirkt recht sympathisch, sehr eigenständig und von sich selbst überzeugt. Er handelt gerne eigenmächtig, behält aber stets die Übersicht und überzeugt am Ende durch seine Erfolge. Seine Partnerin, Saga Bauer, Kommissarin beim Staatsschutz und ihm zur Seite gestellt, wird ebenfalls recht deutlich beschrieben, auch sie wirkt sympathisch. Alle anderen Mitglieder des Teams bleiben eher blass und treten weniger deutlich in den Vordergrund. Die Hauptcharaktere der anderen Seite, so zum Beispiel Penelope und Björn, deren Flucht vor dem Auftragskiller recht fesselnd beschrieben wird, wirken sehr authentisch und auch der Waffenhändler und alle anderen involvierten Personen kann man sich gut vorstellen.


Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch umfasst 621 Seiten und ganze 115 Kapitel. Das recht ansprechende Cover zeigt neben den in Großbuchstaben aufgedruckten Autor und Titel einen hell strahlenden, gelben Schmetterling in der Mitte, eine leuchtende Glühbirne im Hintergrund und davor eine graue Scheibe, die am oberen rechten Eck ein Loch aufweist und von da aus gesprungen ist. Die Kapitel sind sehr kurz gefasst, auch am Ende jedes Kapitels mit recht großzügigen Leerräumen versehen, sodass die über 600 Seiten recht zügig durchgelesen werden können. Jedes der Kapitel hat neben der fortlaufenden Zahl eine Überschrift, die den Inhalt des dann folgenden Kapitels meist ganz gut auf den Punkt bringt. Am Ende noch vor dem Epilog stehen den jeweiligen Charakteren der Geschichte kurz gewidmete Abschnitte, die einen  kleinen Ausblick auf deren Zukunft geben.

 
Fazit
Ein insgesamt spannend zu lesender Kriminalroman mit interessantem Thema, dem illegalen Waffenhandel, aber leider nicht ganz leicht nachvollziehbarem Bezug zu Paganinis Geigenspiel.  


3 5 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Der Hypnotiseur

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