Smaller Default Larger

Lirael hat sich nie als wahre Tochter der Clayr empfunden. Denn nach wie vor kann sie nicht in die Zukunft sehen. Sie fühlt sich ausgestoßen und allein gelassen. Doch die Zukunft des Alten Königreichs liegt in ihren Händen. Da bringt eine Begegnung mit Sabriel und ihrem Ehemann König Touchstone eine unerwartete Wendung in Liraels Leben ...

 

Lirael 

Originaltitel: Lirael – Daughter of the Clayr
Autor: Garth Nix
Übersetzer: Lore Strassel
Verlag: Carlsen Verlag
Erschienen: 2004
ISBN: 3-551-58129-0
Seitenzahl: 542 Seiten

 

 

Die Grundidee der Handlung
Die Handlung setzt 14 Jahre nach dem Ende des ersten Bandes "Sabriel" ein. Touchstone ist nun König, die Abhorsen Sabriel seine Frau; sie haben einen Sohn und eine Tochter, die in Ancelstierre im Internat erzogen werden. Daneben wartet Lirael, eine Tochter der Clayr, darauf, dass sich auch bei ihr die "Sicht" einstellt. Alt genug dafür ist sie mit 14 Jahren schon längst. In dieser Zeit tritt die "Fragwürdige Hündin" in ihr Leben und hilft ihr, sich u.a. von ihrem Selbstmitleid zu befreien. Im Alten Königreich selbst wurde zwar die Königswürde wieder hergestellt, aber obwohl sich hier nun alles zum Guten entwickelt, Tote und Nekromanten von der Abhorsen bekämpft wurden und werden, widersetzt sich die Gegend um Kante der neuen Ordnung, und immer wieder kommt es zu größeren Ansammlungen Toter und zu zerstörten Chartersteinen. Im Laufe des Romans, der sich zeitlich über 5 Jahre erstreckt, wird klar, dass sich eine große Gefahr zusammenbraut und alle gefordert sind: das Königspaar, Sameth, ihr Sohn, und Lirael, die ihre wahre Bestimmung gegen Ende dieses Bandes erfährt. Dieses Buch endet mit einem Cliffhanger.


Stil und Sprache
Die Sprache des Autors hat sich gegenüber dem Vorgängerband nicht verändert, sprachgewandt und doch leicht und flüssig zu lesen. Geändert hat sich der Aufbau des Romans. Es gibt nun zwei Handlungsstränge, die fast bis zum Ende parallel laufen – die Geschichten von Lirael und Sameth. Und diese Neuerung tut dem Roman nicht wirklich gut, die Spannung leidet doch sehr darunter. Gefühlte 2/3 des Buches suhlen sich die beiden Hauptfiguren jeweils in Selbstmitleid, und das zu lesen macht überhaupt keinen Spaß. Die heraufziehende Gefahr ist auch noch zu weit weg, um die Langeweile zu vertreiben. Gemildert wird dies nur durch einen furiosen Auftakt. Als die beiden Handlungsstränge schließlich aufeinander zutreiben und sich vereinigen, entsteht gegen Ende die Spannung, die man aus dem ersten Band kennt. Leider ist es ja oft genug so, dass der mittlere Band die Ereignisse des Folgenden vorbereiten muss und das schadet ihm, dafür kann er aber nichts, dennoch meine ich, dass einige Kürzungen hier und dort diesem Buch gut getan hätten.

Allerdings entsteht eine andere Art von Spannung durch die Rätsel, die der Autor dem Leser stellt:
Wer sind Mogget und die "Fragwürdige Hündin", die sich streiten wie ein altes Ehepaar? Wer oder was verbirgt sich hinter dem "Bösen" um Kante? Gibt es da noch viel ältere Geschichten oder Fehden, die nun erneut ausgefochten werden müssen?

Auch wenn die Handlung nicht so recht voran kommt, lernt man doch die Geographie des Alten Königreichs besser kennen und auch das Wesen der allgegenwärtigen Chartermagie verstehen.

Übrigens kann man dieses Buch auch lesen, ohne "Sabriel" zu kennen. Alle erforderlichen Informationen werden, in den Text eingestreut, vermittelt.


Figuren
Der 2. Band ist zwar nach Lirael benannt, dennoch ist sie nicht die alleinige Hauptfigur, diesen Part muss sie sich mit Sameth teilen. Beide Figuren ergehen sich, wie bereits erwähnt, in Selbstmitleid. Während Lirael wenigstens durch die "Fragwürdige Hündin" auf Künftiges vorbereitet wird und bereitwillig lernt, verweigert sich der Prinz allem, was mit seiner Aufgabe als Nachfolger der Abhorsen zu tun hat. Darüber hinaus verhält er sich so, dass er den Eindruck eines verzogenen, weltfremden Bengels hinterlässt. Sympathischer ist ganz eindeutig Lirael. Im Grunde begleitet man zwei junge Menschen auf der Suche nach ihrem Platz im Leben.

Alte Bekannte wie Sabriel und Touchstone tauchen auch hier wieder auf, spielen aber diesmal nur Nebenrollen und sind als Eltern kaum dargestellt. Ob Sabriel sich verändert hat, jetzt da sie doch um einiges älter ist als im 1. Band, erfährt man nicht, nur, dass ihr Job sie sehr in Anspruch nimmt. Das finde ich etwas schade, aber für Jugendliche ist dies womöglich weniger interessant. Und Mogget, der schlaue, sarkastische Kater, schläft die meiste Zeit, so dass auch er nicht wirklich zur Unterhaltung des Lesers beiträgt.

Nun noch zu den Bösen: Hedge, der Nekromant, der dem noch größeren "Bösen" dient, ist einfach nur böse und erscheint auch viel zu selten, so dass man sich von ihm kein richtiges Bild machen kann. Die Toten sind in der Mehrzahl Kriegsflüchtlinge aus Ländern südlich von Ancelstierre, die sich ins Alte Königreich flüchten, um in Sicherheit leben zu können - nur um dort von Hedge und seinen Toten gemeuchelt und versklavt zu werden. Mitleid mit ihnen stellt sich aber beim Lesen leider nicht ein.


Aufmachung des Buches
Das mir vorliegende Buch ist ein gebundenes Buch mit roten Vorsatzblättern. Die Grundfarbe des Covers ist Schwarz und zeigt zwei Personen, einen Mann und eine Frau, in schwarz-grauen Porträts. Davor ein blauer altmodischer Schlüssel, sowie einige gelbe Schnörkel, eventuell Charterzeichen, die sich am unteren Rand über das Buch ziehen, nicht nur auf der Vorder- sondern auch auf der Rückseite. Im Gegensatz zur Taschenbuchausgabe fehlt hier die Übersichtskarte der beiden Staaten.


Fazit
Wer die ganze Trilogie lesen möchte, kommt um diesen Band, trotz seiner Schwächen, einfach nicht drumherum, da der 3. Band auf ihn aufbaut. Wer sich auf Rätselraten versteht und es mag, der findet hier doch einiges, über das Nachzudenken sich lohnt.


3 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de alt

Backlist:
Band 1: Sabriel

Facebook-Seite

FB

Partnerprogramm

amazon

Mit einem Einkauf bei amazon über diesen Banner und die Links in unseren Rezensionen unterstützt du unsere Arbeit an der Leser-Welt. Vielen Dank dafür!

Für deinen Blog:

BlogLogo