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Venedig kann sehr heiß sein: Im Sommer fliehen die Venezianer aus der stickigen Lagunenstadt. Doch aus Ferien in den kühlen Bergen wird für Commissario Brunetti nichts. Dafür sorgen eine Leiche und dubiose Machenschaften am Tribunale.

 

Auf Treu und Glauben 

Originaltitel: A Question of Belief
Autor: Donna Leon
Übersetzer: Werner Schmitz
Verlag: Diogenes
Erschienen: 2011
ISBN: 978-3-257-06776-7
Seitenzahl: 316 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Ferragosto in Venedig heißt schwüle, ofenheiße Luft. Touristen und lustlose Einheimische, die lieber in den kühlen Bergen wären. Auch Brunetti und sein Mitarbeiter Vianello sind bereits in Aufbruchstimmung, als Vianello von Problemen mit seiner Tante berichtet. Sie scheint auf einen Scharlatan hereinzufallen und ihm Unmengen an Geld zu überlassen. Zu allem Übel bringt auch noch ein Bekannter Guidos dem Commissario seinen Verdacht vor, am Tribunale würde eine Richterin ihre Prozesse verschleppen. Beides nicht wirklich erquickende Themen, schon gar nicht, wenn man eigentlich in Urlaub fahren will. Da der Commissario weder bei dem einen noch bei dem anderen Fall wirklich weiterkommt, beschließt er die Themen bis nach seinem Urlaub ruhen zu lassen. Doch die Ermordung eines Gerichtsdieners holt ihn kurz vor Erreichen seines Urlaubsortes in die Wirklichkeit zurück. Er vermutet einen Zusammenhang mit der Richterin, stößt aber bei seinem Vorgesetzten auf Ablehnung. Patta, der Vice Questore, scheut sich mal wieder davor, die Großen der Stadt zu belästigen und pfeift Brunetti zurück. Doch der lässt sich davon nicht einschüchtern und kommt einer Tragödie auf die Spur, die das Leben nicht besser hätte schreiben können.


Stil und Sprache
Donna Leon hat nun schon ihren 19. Fall für Commissario Brunetti erdacht und lässt ihn diesmal im sonnenverbrannten Venedig zur Zeit des Ferragosto ermitteln. Die ganze Stadt schwitzt und stöhnt dabei nicht nur unter der Hitze, sondern lässt die Einwohner auch wegen der nicht abebbenden Besucherströhme ächzen. Wer kann, verlässt die Lagune und sucht in den Bergen kühle Erholung.

Die Autorin schafft es auf außergewöhnliche Weise, diese alles lähmende Hitze in ihren Roman einzuflechten. Der Leser schwitzt genauso wie Guido und die anderen aus jeder Pore und sehnt sich nach etwas Abkühlung. Ihre perfekten Ortskenntnisse kann sie wieder zum Besten geben indem sie jeden Schritt des Commissarios am Schatten der diversen Calli ausrichtet und ihn von einem kühlen Innenhof zum nächsten schickt. Die Atmosphäre ist wie immer atemberaubend, jedoch hat dies auch einen faden Beigeschmack: Die Spannung scheint sich genauso wie die Bewohner der Stadt verkrochen zu haben. Bis auf eine kurze Szene im Krankenhaus findet Spannung quasi überhaupt nicht statt. Die Atmosphäre des Buches würde dies auch gar nicht zulassen, wer rennt schon gerne bei 40 Grad durch die Gegend. Ihre Szenen und Orte hat Donna Leon wie immer liebevoll und detailreich beschrieben und man findet sich gerne und leicht in den Roman hinein. Nur die selbst für einen Brunetti zu leichte Kost verhindert eine bessere Bewertung.


Figuren
Wenigstens an den Charakteren gibt es nichts zu meckern. Guido Brunetti, der sympathische Commissario, zeigt sich wie immer von seiner besten Seite. Selbst in dem so heißen und ungemütlichen Venedig beißt er sich durch und versucht das Recht auch bei den Honoratioren der Stadt durchzusetzen. Leider wird er durch seinen flatterhaften Vorgesetzten Patta immer wieder ausgebremst und zurechtgewiesen. Man merkt Guido die Hitze an, aber auch den Ärger, er muss seinen Urlaub abbrechen und seine Familie allein in den Bergen zurücklassen. Nur Vianello und natürlich die hübsche Elettra stehen ihm bei.

Vor allem die immer elegante – selbst bei dieser sengenden Hitze – Elettra kann mit ihrer Begabung, alle möglichen und unmöglichen Informationen zu bekommen, punkten und hat diesmal einen besonders hohen Anteil an der Auflösung des Falles. Da es, was nicht selten der Fall ist in Donna Leons Romanen, wieder einmal um Korruption, Übervorteilung und Vetternwirtschaft geht, sind natürlich auch die entsprechenden Charaktere involviert. Hochnäsige, eigensinnige nur auf den eigenen Vorteil bedachte Personen, die vor nichts zurück schrecken, um an ihr Ziel zu gelangen. Ob nun die korrupte Richterin oder der Bankdirektor mit zweifelhaftem Privatleben, es ist für jeden Geschmack etwas dabei.


Aufmachung des Buches
Diogenes ist, was die Optik der Bücher angeht, eine Bank. Das gebundene Buch hat einen weißen Umschlag, auf dessen Cover in einem dünnen schwarzen Rahmen eine enge Calle von Venedig zu sehen ist. Auf der Rückseite befinden sich neben einem Portrait der Autorin ihre Vita und eine kurze Zusammenfassung des Inhaltes. Wie immer bei Diogenes ein qualitativ hochwertiges Buch fürs heimische Bücherregal.


Fazit
Eine Geschichte, die wie das sommerlich heiße Venedig träge und mühsam voran kommt. Spannung gibt’s bis auf eine Szene keine, dafür aber Venedigs Augustfeeling pur. Ein nicht ganz so schöner Brunetti.


3 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Fall 1: Venezianisches Finale
Fall 2: Endstation Venedig
Fall 3: Venezianische Scharade
Fall 4: Vendetta
Fall 5: Aqua Alta
Fall 6: Sanft entschlafen
Fall 7: Nobilta
Fall 8: In Sachen Signora Brunetti
Fall 9: Feine Freunde
Fall 10: Das Gesetz der Lagune
Fall 11: Die dunkle Stunde der Serenissima
Fall 12: Verschwiegene Kanäle
Fall 13: Beweise, das es Böse ist
Fall 14: Blutige Steine
Fall 15: Wie durch ein dunkles Glas
Fall 16: Lasset die Kinder zu mir kommen
Fall 17: Das Mädchen seiner Träume
Fall 18: Schöner Schein

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