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Typisch deutsch und trotzdem lustig

Deutschland hat viel Liebenswertes zu bieten: Sparkassenberater, die von jeder Geldanlage abraten, Zeitungsenten aus Plüsch, ein findiges Finanzamt oder Vegetarier, die gerne Fleisch essen – nur nicht das von Tieren. Außerdem gibt es bei uns die perfekte Form der Schriftgutverwaltung. Schließlich ist ein Land ein schwieriges Unternehmen, und um es in den Griff zu bekommen, braucht man Erfindungsgeist. So erfanden die Amerikaner den Colt, die Russen das Destilliergerät und die Deutschen den Leitz-Ordner. Wladimir Kaminer sieht seine Wahlheimat mit viel Verständnis für deren Schrullen und Besonderheiten. Und so sind wir am Ende von uns selbst ganz bezaubert. Denn wer hätte gedacht, was für ein lustiges Volk wir im Grunde sind!

 

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Autor: Wladimir Kaminer
Verlag: Manhattan Verlag
Erschienen: 22. August 2011
ISBN: 978-3-442-54657-2
Seitenzahl: 288 Seiten

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Die Idee, Stil und Sprache
Wenn man das Buch liest, hat man das Gefühl, mit Kaminer an einem Tisch zu sitzen, ein paar Gläser Wein oder auch - um das Klischee zu bedienen - Wodka, zu trinken, und ihm beim Erzählen in gelassener Stimmung zuzuhören. Zufrieden nimmt man hin, dass er in bestem Plauderton vom Hundertsten zum Tausendsten kommt, und ab und an auch den Faden verliert.
Die insgesamt 56 Kurzgeschichten, hauptsächlich Anekdoten, sind allerdings von unterschiedlicher Qualität. Es gibt manche, da frage ich mich, wieso er sie überhaupt für wert befand, veröffentlicht zu werden, andere sind mehr als banal, einige Geschichten reizen zum Lachen, weil sie vom ganz normalen Wahnsinn der Kindererziehung oder ähnlichem berichten, etliche sind eindeutig satirisch und ganz wenige so gestaltet, dass einem das Lachen im Halse stecken bleibt. Letztere halte ich für herausragend und - ich habe bisher keinen besseren Beitrag zur Debatte um Sarrazin gelesen, als den von Kaminer. Auffallend ist allerdings, dass er des Öfteren gut bis sehr gut beginnt, die Absurditäten des deutschen Alltags treffend darstellt, und dann die Pointe vergisst. Oder sie hat sich mir nicht erschlossen ...

Am Schönsten sind für mich die Geschichten, in denen er den Lesern den Spiegel vorhält, indem er Begebenheiten aus seiner Jugend und alten Heimat Russland erzählt. Die kleinen bösen Seitenhiebe, die er allerdings viel zu selten nach allen Seiten austeilt, sind sozusagen die Würze des Buches. Liebt er Deutschland? Liebt er Russland? Ich denke, er weiß es selbst (noch) nicht. Vielleicht hat er dieses Buch nur deshalb geschrieben, um sich darüber klar zu werden.


Aufmachung des Buches
Schon auf dem Cover des Schutzeinbandes geht es zur Sache – Wackeldackel, Brandenburger Tor (zum Aufessen?) und VW-Käfer sprechen ihre eigene Sprache, dazu Kaminer in geblümtem Hemd und verschmitztem Lächeln. Wer jetzt noch nicht weiß, um was es geht, ist selbst schuld. Interessant ist die Gestaltung des Namens des Autors: Eigentlich goldfarben, wechselt der Nachname zu einem starken, glänzenden Violett, das mit dem Muster des Hemdes, das Kaminer trägt, korrespondiert, wenn man das Buch etwas anders ins Licht hält. Ein hübsche Idee! Das gebundene Buch selbst ist in langweiliges Grau gehüllt. Das Inhaltsverzeichnis gleich zu Beginn hilft dem Leser, sich zu orientieren.


Fazit
Eine nette Unterhaltung, optimal, um vor dem Einschlafen noch ein wenig zu entspannen.


3 Sterne


Hinweise
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