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In Wehmut und mit Erleichterung blicken in diesem Band 16 Frauen auf ihr Bäuerinnen-Leben zurück. Alle haben sie Abschied genommen vom Hof. Oft auch von dem Ehemann und manchmal sogar von den Kindern. Es sind Geschichten voller Tränen und Trauer um das, was sie verloren haben. Sie erzählen aber auch von Aufbruch und Neubeginn. Geschichten von Frauen, die voller Mut und Zuversicht den neuen Lebensanschnitt "nach dem Hof" anpacken und ihn so gestalten, dass sie sagen können: "Es geht mit heute gut!"

Ulrike Siegel (Herausgeberin)

 

Und dann habe ich den Hof verlassen 

Autor: Ulrike Siegel (Herausgeberin)
Verlag: Landwirtschaftsverlag
Erschienen: 16. Oktober 2011
ISBN: 978-3-7843-5170-4
Seitenzahl: 200 Seiten


Inhalt, Stil und Sprache
Es geschieht immer mal wieder, dass mich ein Buch etwas ratlos zurück lässt, zu dieser Sorte zählt auch dieses. Die Herausgeberin Ulrike Siegel hat insgesamt 16 Lebensgeschichten von Frauen zusammengestellt, die alle auf einem Bauernhof gelebt, gearbeitet und ihn schließlich auch wieder verlassen haben. Die Berichte sind anonymisiert und scheinbar auch von diesen Frauen persönlich verfasst, obwohl der Stil und die Sprache sich sehr ähneln. Möglicherweise hat Frau Siegel nachträglich daran gefeilt, aber das erfährt man leider nicht.

Die allerwenigsten der Frauen verließen "ihren" Hof freiwillig, häufig mussten sie gehen, weil der Ehemann sich wegen einer "Anderen" scheiden ließ. Die Erinnerungen sind sehr ehrlich, ja manchmal regelrecht schonungslos geschrieben, externe Schuldzuweisungen überwiegen, nur einige sehen auch eigene Fehler, je nachdem ob die Erzählerin noch mitten in der Bewältigung der Krise steckt oder schon ein wenig Abstand gewinnen konnte. Vieles hat mich berührt, manches wütend gemacht, aber meistens deprimierten mich die individuellen Schicksale eher. Lediglich drei bis vier gelungene Ablösungen finden sich in diesem Buch und so überwiegt die Trauer und der Schmerz über den Verlust eines Lebens, das geprägt war von sehr viel harter Arbeit, Unsicherheit über die finanzielle Zukunft und persönlichen Problemen.

Leider versäumt die Herausgeberin, die individuellen Schicksale in einen größeren Zusammenhang einzuordnen. Dieses Buch wendet sich an Insider: Fachbegriffe wie Milchquote oder Boxenlaufstall werden nicht erklärt (z.B in einem Glossar), ebenso wenig wie die immer wieder anklingenden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und sozialen Zwänge in (Groß-)Familien und Dorfgemeinschaften. Gesellschaftliche Tabus, wie eheliche Gewalt oder Burnout-Syndrom, werden nur angedeutet. Bei aller Betroffenheit möchte ich doch behaupten, dass auch andere Frauen, nicht nur Bäuerinnen, die gleichen schlimmen Erfahrungen machen mussten, und so weiß ich nicht so recht, wem dieses Buch weiterhelfen könnte, da es zu wenig positive Beispiele enthält, die wirklich Mut machen, neue Wege zu gehen.


Aufmachung des Buches
Das Cover des gebundenen Buches erinnert mich an ein Filmplakat, mit dem ein Heimatfilm beworben wird. In zurückhaltenden Farben gefasst, zeigt es das großformatige Gesicht einer gutaussehenden Frau. An den unteren Rand gequetscht sieht man das Foto eines idyllischen Bauernhofs mit Hausbäumen. Der Titel ,in unterschiedlich großen Lettern, nimmt mehr als die Hälfte des Covers ein. Spektakulär kann man die Gestaltung nicht nennen, aber es wird seine Käufer finden.


Fazit
Diesem Buch kann ich leider nur 1 Stern geben, weil es Frau Siegel versäumte, die Geschichten auch Außenstehenden zu erklären und sie so im luftleeren Raum stehen. Damit hat sie auch den mutigen Frauen, die ihre Lebensgeschichte erzählten, keinen Gefallen getan. Ich möchte noch klarstellen, dass die Bewertung allein dem Buch gilt, keinesfalls den darin wiedergegeben Biographien, denn ich habe den allergrößten Respekt vor den Frauen und ihrer Lebensleistung.


1 Stern


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