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Nach dem Tod seiner Eltern kehrt der Meeresbiologe Christopher Jacobsen heim auf die Isle of Skye, um sich um seine jüngere Schwester zu kümmern. Nicht nur der tragische Verlust verändert das Leben der Geschwister schlagartig, denn seltsame Wandlungen gehen in Christopher vor und das Meer übt eine magische Anziehungskraft auf ihn aus. Auf einer Tiefseeexpedition, die ihn zusammen mit einer Crew von Wissenschaftlern vor die Küste Chiles führt, gewinnt der tödliche Zauber seiner wahren Natur an Kraft. Hin- und hergerissen zwischen seinem Leben an Land, seiner Liebe zu der Tiefseeexpertin Maya und der Verlockung, in seiner wahren Gestalt in die undurchdringlichen Abgründe der Meere zu tauchen, muss er sich entscheiden, bevor es zu spät ist.

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Autor: Britta Strauß
Verlag: Sieben Verlag
Erschienen: Juli 2011
ISBN: 978-3-941547-36-0
Seitenzahl: 246 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Die Rückkehr in die malerische Heimat Isle of Skye stellt das Leben des Dr. Christopher Jacobsen komplett auf den Kopf. Jeannes Befürchtungen, ihren Adoptivbruder eines Tages an das Meer zu verlieren, werden zu herber Gewissheit. Mit der Nähe zur Küste werden unaufhaltsame Prozesse in Gang gesetzt: Christopher ist kein menschliches Wesen! Der Sog des Meers ist stark, der Ruf seiner Art nicht mehr zu überhören, die Veränderungen des Körpers sind nur allzu offensichtlich. Er soll die Folge einer vom Schicksal verdammten Liebe zwischen einem Menschen und einer Meerjungfrau sein, wie er von seiner plötzlich, und im wahrsten Sinne des Wortes, auftauchenden Tante erfährt. Doch wie lassen sich Mythos und Wissenschaft miteinander vereinbaren?

Zwischen Land und Wasser hin- und hergerissen, möchte Christopher seinen Artgenossen im Überlebenskampf beistehen. Dies kann er jedoch nur in menschlicher Gestalt verwirklichen. Über Professorin Maya Mawatha vom Meeresbiologischen Institut bekommt er Gelegenheit, ganz in die Nähe des Rückzuggebiets der Meereswesen zu gelangen. Zusammen mit Jeanne nimmt er an einer Expedition teil, die sie an die Küste Südamerikas führt. Chris und Maya verstehen sich auf Anhieb und entdecken viele Gemeinsamkeiten. Die junge Frau erliegt seiner Anziehungskraft und zeigt sich begeistert von seinen Talenten, von denen andere nur träumen können. Doch auch Maya ist sich der Endlichkeit ihrer Liebe bewusst. Auf hoher See wird das Versteckspiel zunehmend schwieriger. Euphorie und Unvorsichtigkeit drohen Maya und Chris schließlich zum Verhängnis zu werden. Steht Schiffsarzt Alan nach dem Fund geheimer Untersuchungsergebnisse von Haut und Blut Maya loyal zur Seite, kennen andere Kollegen in ihrem Eifer kein Pardon. Mit ihrer unglaublichen Entdeckung sehen sie sich bereits die Titelbilder sämtlicher Wissenschaftsblätter zieren. Christopher sieht nur noch einen Ausweg …


Stil und Sprache
Mit dem Traum eines jeden Seemanns, einer wahr gewordenen Legende, begrüßt Britta Strauß ihre Leserschaft im Prolog ihres aktuellen Romans „Meeresblau“. Wie der Titel vermuten lässt, führt die drei umfangreiche Kapitel umfassende Geschichte in dritter Person Singular aus verschiedenen Perspektiven in die Tiefe der Ozeane und weiht in ihre Geheimnisse ein. Atemberaubende Kulissen und bezaubernde Wesen verführen Auge und Herz.
Zunächst macht die Autorin mit den Hauptfiguren vertraut. Dies geschieht an Land, mit beiden Füßen auf festem Boden. Schnell wird deutlich, dass zwischen Dr. Christopher Jacobsen und Prof. Maya Mawatha eine gegenseitige Faszination besteht. Gleich ihre erste Begegnung offenbart ein deutliches Knistern und Magie. Ihr unkomplizierter Umgang miteinander weckt sogleich Sympathie. Christopher kümmert sich aufopferungsvoll um seine jüngere Schwester Jeanne. Das Geschwisterpaar umgibt ein spürbarer Hauch von Melancholie. Erinnerungen, Geschichten, Träume und Visionen weben einen unentrinnbaren Zauber, Ahnungen werden zu Gewissheit. Das wahre Wesen des Adoptivsohns der Familie bleibt nicht lange verborgen. Der Leser betritt zusammen mit ihm die unendlichen Weiten der Unterwasserwelt. Britta Strauß scheut keine Mühe, die Magie der Natur in schillernde und noch dazu einladende Worte zu fassen. Viele Passagen wirken geradezu poetisch. Nicht vergessen bleiben jedoch die Gefahren, denen diese Welt tagtäglich durch menschliche Einflussnahme, Profitgier und blinde Zerstörungswut ausgeliefert ist.

In zahlreichen erotischen Sequenzen werden Sehnsucht, Lust und Leidenschaft einer glühenden Liebe erfasst. Doch gleichermaßen stehen sowohl Sorgen und Nöte der Meeresbewohner als auch Verlustängste und Leid der Menschen in Christophers unmittelbarer Umgebung im Vordergrund. Die bedrückende Atmosphäre hüllt den Leser ein.

Während Chris' Metamorphose zuerst mit Staunen verfolgt werden kann, erzeugt sie mit fortschreitender Handlung feine Spannung. Auf dem Schiff Astero kommt es zu einigen brenzligen Situationen, die die Autorin geschickt löst. Ihre Dramaturgie ist kaum zu bremsen. Der Kampf der Elemente wird alsbald durch einnehmende Bilder versöhnt. Der Abschluss des Romans glättet schließlich sämtliche Wogen und lässt den Leser teils schwärmend, teils nachdenklich zurück.


Figuren
Mit Dr. Christopher Jacobsen und Prof. Maya Mawatha treffen zwei Ausnahmetalente der Wissenschaft aufeinander. Chris ist eine wahre Koryphäe auf seinem Gebiet. Als Jahrgangsbester im Studium der Meeresbiologie und der maritimen Geochemie wundert es nicht, dass er inzwischen der jüngste und gefragteste Dozent Großbritanniens ist. Da seine Verantwortung gegenüber der Familie jedoch hohe Priorität genießt, hängt er den Job an der St. Andrews Universität an den Nagel und bewirbt sich am Meeresbiologischen Institut auf der Isle of Skye, deren Leitung der ebenfalls noch jungen Maya obliegt. Beide geben wenig auf Titel und gehen offen aufeinander zu. Die Chemie stimmt von vornherein. So trifft Armors Pfeil ins Schwarze. Der Verlust der Eltern schweißt auch Christopher und Jeanne zusammen. Das zerbrechliche Mädchen ist jedoch von großen Ängsten getrieben. Als einsame Außenseiterin hängt ihr Herz an ihrem Husky Finn und vor allem an ihrem Adoptivbruder, der ihr letzten Halt bietet. Mit zunehmender Veränderung wird Jeannes Sorge größer, Chris für immer an das Meer zu verlieren.
Britta Strauß gestaltet die Hauptfiguren ihres Romans rundum sympathisch. Das Spiel der Emotionen nimmt einen großen Part der Geschichte ein. Eben noch zutiefst melancholisch, wechselt das Bad der Gefühle ebenso schnell in pure Leidenschaft. Sehnsucht und Herzenswärme gehen Hand in Hand mit Angst und Leidensdruck.
An Board des Forschungsschiffs sorgt die bunt zusammen gewürfelte Crew für Abwechslung. Lassen sich mit Schiffsarzt Alan Pferde stehlen, ist vor Molekularbiologe Nico beispielsweise Vorsicht geboten. Der betagte Solander scheint es insbesondere Jeanne angetan zu haben, so dass Abenteuerlust und Unterhaltung auch bei ihr durchbrechen.


Aufmachung des Buches
Nach „Nathaniels Seele“, dem ersten Roman der Autorin, erscheint auch „Meeresblau“ im Sieben Verlag. Die grafische Gestaltung der Broschur im Sonderformat von Andrea Gunschera zollt dem Inhalt des Romans größtmöglichen Respekt. In mannigfaltigen Blautönen zeigt sich im Hintergrund eine versunkene Stadt mit Säulen und Statuen, eingebettet in die natürliche Umgebung des Meeres. Motivvordergrund teilen sich das Antlitz eines jungen Mannes mit traumhaft blauen Augen und der detailreich verzierte Titel in schattierten, silberfarbenen Buchstaben. Die drei Kapitel der Erzählung - "Sehnsucht", "Erkenntnisse" und "Schicksal" - werden mit richtungsweisenden Versen eingeleitet und durch zahlreiche Szenentrenner in Form kleiner Steuerräder geschmückt. Auf der Rückseite erfährt der Leser, worum es in der Geschichte geht.


Fazit
Mit „Meeresblau“ entführt Britta Strauß ihre Leser in die wundervollen Tiefen der Meere, vorbei an der Vielfalt der Tiere und Pflanzen, versunkenen Palästen aber auch Folgen menschlicher Habgier und Unachtsamkeit. Eine sehr romantische Beziehung zwischen Land und Wasser, ausgedrückt in der grenzenlosen Liebe zwischen Mensch und Meereswesen, äußert sich in einem emotionalen Spektakel aus Leidenschaft und Verzweiflung. Eindrucksvolle Bilder verzaubern den Leser und regen dennoch zum Nachdenken an. Lektüre wie ein Sprung ins Meer!


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Hinweise
Rezension von Patricia Merkel
Herzlichen Dank an den Sieben Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.


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