Smaller Default Larger

Londons Unterwelt mag gefährlich sein – doch die Liebe ist die gefährlichste Macht von allen.

London, 1878. Die sechzehnjährige Tessa sollte sich eigentlich darauf konzentrieren, ihren verschwundenen Bruder zu suchen – und nicht, sich in zwei Jungen gleichzeitig zu verlieben. Während in Londons Straßen nach Einbruch der Dunkelheit finstere Kreaturen umherschleichen, verstrickt Tessa sich immer stärker in ein gefährliches Liebesgeflecht. Und schon bald braucht sie all ihre Kräfte, um nicht nur ihren Bruder zu retten, sondern auch ihr eigenes Leben.

 

alt 

Originaltitel: The Infernal Devices. Book One. Clockwork Angel
Autor:
Cassandra Clare
Übersetzer: Franca Fritz, Heinrich Koop
Verlag:
Arena
Erschienen: 02/11
ISBN: 9783401064741
Seitenzahl:
580 Seiten

Hier geht's zur Leseprobe

 

Die Grundidee der Handlung
Ende des 19. Jahrhunderts reist die Waise Tessa von New York nach London, um nach dem Tod ihrer Tante bei ihrem Bruder Nate zu wohnen. Doch anstelle ihres Bruders wird sie von den Dunklen Schwestern in Empfang genommen, die sie gefangen halten und zu magischen Experimenten zwingen. Denn Tessa ist eine Gestaltwandlerin und ihre Gabe ist so wertvoll, dass die Schattenwelt Londons ihrer unbedingt habhaft werden will. Zu ihrem Glück wird sie von den ortsansässigen Schattenjägern, den Nephilim, gerettet. Gemeinsam begeben sie sich auf die Suche nach dem verschwundenen Nate und kommen so einer Verschwörung erschreckenden Ausmaßes auf die Spur, bei der sogenannte Klockwerk Automaten eine große Rolle spielen ...

In den Chroniken der Schattenjäger wird die Vorgeschichte der Chroniken der Unterwelt erzählt. Man kann diesen Band aber auch sehr gut ohne Vorkenntnis dieser lesen, da es sich um eine eigenständige Geschichte handelt und nicht auf Vorwissen aufgebaut wird. Transferiert auf einen anderen Kontinent und in eine andere Zeit, kommt einem als Kenner einiges bekannt vor, da die Figurengestaltung und die Entwicklung der Handlung zu Beginn ganz ähnlich der modernen City of-Reihe gestaltet wurde. Jedoch wurde sehr viel Detailverliebtheit in die historische Kulisse und vor allem in die Gedankenwelt Tessas verwendet, sodass man nach und nach in die fantastische Vergangenheit eintauchen kann.


Stil und Sprache
Cassandra Clare
hat bei diesem Buch großen Wert auf eine authentische Sprachgestaltung des ausgehenden 19. Jahrhunderts gelegt. Gerade was Kulissenbeschreibungen und vor allem die Figur Tessa angeht, die zunächst in einem Rollenklischee gefangen ist und sich schwerlich mit der von jeglichen Konventionen freien Welt der Schattenjäger anfreunden kann, ist ihr das mehr als gelungen. „Entlang des Wegs flanierten zahlreiche Spaziergänger und unter vielen Bäumen standen Stühle und Bänke, auf denen Damen jeden Alters mit wirbelnden bunten Sonnenschirmen weilten und an ihrem Pfefferminzwasser nippten. Neben ihnen saßen schnurrbärtige Herren und schwängerten die Luft mit Tabakrauch, der sich mit dem Geruch von frisch gemähtem Gras und Pferdedung vermischte.” (Seite 160)

In der dritten Person in der Vergangenheitsform erzählt, bleibt die Perspektive größtenteils bei Tessa und beschreibt auch oft ihre Gedanken und Gefühle. Eher selten erfährt man etwas aus der Sicht der anderen handelnden Figuren, die zugunsten der Spannung viele Seiten geheimnisumwittert bleiben. Die einleitenden Zitate an den Kapitelanfängen und innerhalb der Dialoge bringen immer wieder das Flair vergangener Zeiten ein, da sie fast alle aus historischen Gedichten und Klassikern stammen. „Nach einer Weile blickte Tessa direkt hinunter auf die Fluten des Flusses, aus dem ein typischer Geruch aufstieg, eine Mischung aus Salz, Schlick und Fäulnis, die sich mit dem Nebel vermengte. Dennoch hatte die Themse etwas Schicksalhaftes, etwas Bedeutungsvolles an sich, so als führte sie das Gewicht der langen Geschichte Londons in ihrer Strömung mit sich. Die Zeilen eines alten Gedichts kamen ihr in den Sinn. «‹Süße Themse, fließe sachte dahin, bis dass mein Lied verklingt›», murmelte sie leise.” (Seite 375)

Bei den Schattenjägern hingegen hat man oft das Gefühl, dass der moderne Geist durchblitzt, ihre Worte sind nicht ganz so wohlformuliert und steif, wie sie manches Mal aus Tessas Mund kommen. Irgendwie sind sie zeitlos, was aber auch in gewisser Hinsicht logisch ist, da sie in der menschlichen Gesellschaft keinne wirklichen Platz oder gar eine offizielle Funktion haben, die sie dazu zwingen würden, sich darin zurechtzufinden. Die Geschichte hangelt sich viele Seiten über kleinere Höhepunkte, wobei man merkt, dass es sich um einen einführenden Band handelt. Tessa lernt zunächst die Sitten und Gebräuche der Schattenjäger kennen, kommt in Berührung mit Schattenweltlern und muss ihren eigenen Platz finden. Wie ein roter Faden ziehen sich die Klockwerk Automaten - im Übrigen eine etwas befremdende Übersetzung -, durch das Buch, dass nach einem stellenweise gemächlichen Erzähltempo schließlich im letzten Drittel in einem fulminanten Showdown gipfelt, der einen die Folgebände mit Spannung erwarten lässt.


Figuren
Die klare Hauptfigur ist Tessa, sie ist eine typische junge Frau des 19. Jahrhunderts aus einer verarmten Familie, die schon früh lernen musste, für andere die Verantwortung zu tragen. Auf ihren älteren Bruder Nathaniel, einen Träumer und Spieler, hat sie in New York immer so gut es ging Acht gegeben und ihm zahlreiche Torheiten verziehen, sodass es für sie keine Frage ist, nach dem Tod ihrer Tante Harriet nach London zu eilen, um bei ihm zu leben. Doch hier wird sie von den Dunklen Schwestern, Mrs Dark und Mrs Black, eingesperrt und erfährt, dass sie die Gabe des Gestaltwandelns hat. Auch nach ihrer Befreiung kann sie schwerlich akzeptieren, dass sie kein Mensch ist, doch was ist sie genau? Ein Mischwesen, eine Hexe, ein Dämon? Ist sie überhaupt noch Tessa, nachdem sie schon die Gestalt von vielen anderen Personen angenommen hat?
Im Institut der Schattenjäger, das von der toughen Charlotte mit ihrem eigenbrötlerischen, etwas schusseligen Ehemann und Erfinder Henry geleitet wird, lernt sie, dass es eine andere Welt gibt neben der der Menschen. Hier leben auch der düstere Will, der stets zwischen herablassender Belustigung und offensiver Aggression schwankt, und sein Kamerad Jem, der ihm immer den Rücken deckt und die nötige Ruhe ausstrahlt. Beide haben eine geheimnisvolle Vergangenheit, die sie in einem tragischen Licht erscheinen lässt. Während Will dazu neigt, ihm nahe stehende Personen wegzustoßen, ist Jem zwar vom Leben gezeichnet, aber auch sehr weise und hat großes Verständnis für Tessas Situation. «Manchmal ändert sich unser Leben so schnell, dass die Veränderung unser Herz und unseren Verstand weit hinter sich lässt”, sagte Jem. „Ich glaube, dass wir immer dann den größten Kummer empfinden, wenn unser Leben sich längst verändert hat, wir uns aber nach den Zeiten vor der Veränderung sehnen. Allerdings kann ich dir aus eigener Erfahrung versichern, dass man sich daran gewöhnt. Man lernt, sein neues Leben zu führen, und irgendwann kann man sich gar nicht mehr vorstellen oder daran erinnern, wie es früher gewesen ist.» (Seite 367)

Natürlich gibt es auch in dieser Zeit eine Liebesgeschichte zwischen der Heldin wider Willen und dem düsteren jungen Mann, die sich entsprechend der herrschenden Konventionen etwas zurückhaltender entwickelt. Der Dritte im Bunde, Jem, hat hierbei eine eher dezente Rolle, die sich vielleicht noch entwickeln wird. Weitere interessante Figuren in der Handlung sind die spröde Zofe Sophie, deren Leid sie zu den Schattenjägern brachte, die arrogante Jessamine, die ihre Aufgabe als Kämpferin verleugnet und lieber unter Menschen leben würde, und die berückend schöne Vampirin Camille. Für Kenner der Unterwelt-Chroniken gibt es ein Wiedersehen mit dem Hexenmeister Magnus Bane.


Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch wurde passend zur Unterwelt-Reihe gestaltet, unterscheidet sich aber genug, um sich gemäß des Inhalts abzugrenzen. Der Schutzumschlag leuchtet in einem dunklen Tiefrot, zentral ist auf dem Cover die Umrandung einer Uhr zu sehen, durch die man ein düsteres, nebliges London und den Schattenriss einer Frau erkennen kann. Um dieses Motiv ranken sich historisch anmutende Figuren, Schnörkel und maschinelle Teile. Einige Elemente wurden zusätzlich lackiert und geprägt, manches davon wirkt zudem noch Hologramm-artig. Unter dem Umschlag befindet sich schlichter roter Einband, die Innengestaltung ist ebenfalls sehr einfach und verzichtet auf Illustrationen. Kleine Zitate zu Beginn der Kapitel und ein rotes Lesebändchen runden die sehr hochwertige und stimmige Ausstattung ab.


Fazit
Wer die Chroniken der Unterwelt kennt, dem wird einiges im ersten Band der Vorgänger-Chroniken bekannt vorkommen. Nichtsdestotrotz entwickeln alle Figuren ihren eigenen Charme und lassen ein düsteres, geheimnisvolles London der Vergangenheit in bester Steampunk-Tradition auferstehen. Ein gelungener Auftakt, der Lust auf mehr macht!


4 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.dealt

Facebook-Seite

FB

Partnerprogramm

amazon

Mit einem Einkauf bei amazon über diesen Banner und die Links in unseren Rezensionen unterstützt du unsere Arbeit an der Leser-Welt. Vielen Dank dafür!

Für deinen Blog:

BlogLogo