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Juni 1545: Michael Calfhill war Lehrer bei der Familie Hobbeys und wurde nicht müde, auf das schreiende Unrecht hinzuweisen, das den beiden Mündeln Emma und Hugh widerfuhr. Doch nun ist er tot - erhängt. Die Ermittlungen in diesem Fall führen Matthew Shardlake nach Portsmouth, wo die gesamte englische Flotte vor Anker liegt. Gefahr und Angst liegen in der Luft, denn eine Invasion der Franzosen wird befürchtet. Als Shardlake das Geheimnis der Hobbeys zu ergründen versucht, ist auch sein Leben bedroht.

 

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Originaltitel: Heartstone
Autor: C.J. Sansom
Übersetzer: Irmengard Gabler
Verlag: Fischer TB
Erschienen: 6. Juli 2011
ISBN: 978-3596191055
Seitenzahl: 752 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Der Anwalt Matthew Shardlake soll Hinweise prüfen, nach denen der Vormund der Geschwister Hugh und Emma Curteys sich am Vermögen seiner Mündel bereichert. Seine Auftraggeberin ist keine Geringere als Catherine Parr, die sechste Ehefrau Heinrich VIII. und somit Königin von England. Aus diesem Grund muss Shardlake seine Nachforschungen sehr vorsichtig betreiben, da der König ihm von früheren Begegnungen her nicht sehr gewogen ist und nichts vom Interesse seiner Gattin an diesem Fall wissen soll. Unglücklicherweise führen die Ermittlungen den Anwalt ausgerechnet nach Portsmouth, wohin sich auch das Königspaar begibt, um die englische Flotte zu inspizieren, die dort eine Invasion der Franzosen erwartet. Zudem nutzt Shardlake die Gelegenheit, in der näheren Umgebung der Hafenstadt ein paar private Erkundigungen einzuziehen, die seine Bekannte Ellen Fettiplace betreffen, und stößt dabei auf ein altes Verbrechen, dessen Verantwortliche sich längst in Sicherheit gewiegt haben.


Stil und Sprache
Das vorliegende Buch ist bereits der fünfte Band um den buckligen Anwalt, der zur Zeit Heinrich VIII. in London lebt und arbeitet. Es ist zwar nicht unbedingt notwendig, die anderen Bücher zu kennen, da aber des Öfteren auf frühere Begebenheiten und Personen Bezug genommen wird, wäre es doch zu empfehlen.

Wieder einmal stellt C.J. Sansom eindrucksvoll unter Beweis, wie gut er sich mittlerweile im England der Tudorzeit auskennt. Lebendig und detailliert - manchmal allerdings schon ein bisschen zu ausführlich – schildert er das Leben und Treiben der Menschen, sei es im Gerichtssaal, in den Palästen des Königs, im Irrenhaus Bedlam oder in den Lagern der Soldaten, die unterwegs sind, um die Küste bei Portsmouth gegen den Einfall der Franzosen zu verteidigen. Der Leser begleitet den Ich-Erzähler Matthew Shardlake, der auf Grund seines Berufes und seiner Beziehungen nicht nur die Armen und Ausgestoßenen vertritt, sondern auch Kontakt zu den Reichen und Mächtigen hat - unter denen sich aber auch seine Widersacher befinden - und sieht quasi das Geschehen mit seinen Augen. Daher weiß der Leser aber auch immer nur das, was Matthew selbst herausfindet, und tappt lange Zeit genauso im Dunkeln, wie dieser.
Bis beinahe zur Mitte des Buches – also fast 400 Seiten lang – fragt man sich wirklich, ob es überhaupt einen Kriminalfall gibt, da sich aus dem Tod des Hauslehrers Michael Calfhill, der die Curteys-Kinder unterrichtet hatte, kaum verwertbare Spuren ergeben, die die Handlung vorantreiben. Von daher sind die geschilderten Begebenheiten zwar historisch sehr interessant, tragen aber wenig zur Spannung bei und weisen doch einige Längen auf. So hätte man z.B. die sehr ausführlichen Reisebeschreibungen, bei denen sich manche Dinge mehrfach wiederholen, etwas straffen können. Ein paar Seiten weniger hätten dem Lesefluss hier sicherlich gut getan.


Figuren
Der Autor hat mit Matthew einen Protagonisten geschaffen, der sich wohltuend von den allzu häufig auftretenden starken, schönen und unwiderstehlichen Hauptpersonen unterscheidet. Schon sein körperliches Gebrechen, die Schmerzen, die er dadurch auszustehen hat und das Mitgefühl für andere Leidende, das ihm daraus erwächst, machen ihn dem Leser sympatisch. Dazu ist er ein guter Freund und verständnisvoller Arbeitgeber und setzt sich für seine Mandanten auch schon einmal ohne Lohn ein.

König Heinrich tritt in diesem Band kaum persönlich in Erscheinung. Trotzdem ist seine übermächtige Gestalt überall gegenwärtig und verbreitet bei seinen Untertanen Furcht und Schrecken. Königin Catherine Parr dagegen wird so beschrieben, wie man sie aus historischen Berichten kennt, mild und freundlich gegen jedermann. Bei ihrem Gespräch mit Matthew stellt sie ihm ihre Stieftochter Elisabeth vor, die ihn trotz ihrer Jugend sehr durch ihre Intelligenz und ihre verständige Art beeindruckt und ihm unwissentlich einen Hinweis auf die Lösung des Falles gibt.

Matthews Freunde und Vertraute, aber auch seine Gegner, sind zum größten Teil die gleichen, wie in den ersten vier Bänden, von daher hat der Leser, der diese bereits kennt, doch einen gewissen Vorteil gegenüber einem Neuleser.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch ist in Form eines kostbaren, altertümlichen Buches aufgemacht und zeigt an allen Ecken goldfarbene „Beschläge“. Auf dunkelblauem Hintergrund erkennt man schemenhaft ein reichverziertes schwarzes Grabkreuz, darüber steht in erhaben geprägten Goldlettern der Titel. Das Kreuzmotiv wiederholt sich auf dem vorderen Innencover. Das hintere Innencover zeigt die vier bereits erschienenen Bände der Serie.
Die 52 Kapitel und der Epilog sind in 6 Teile gegliedert, gefolgt von den geschichtlichen Anmerkungen des Autors, einer Danksagung und Auszügen von Pressestimmen zum Buch.


Fazit
Wer sich für die Tudorzeit und die letzten Regierungsjahre Heinrich VIII. interessiert, kommt bei diesem Buch voll auf seine Kosten. Für einen Kriminalroman hat es jedoch einige Längen und es fehlt ihm leider etwas an der Spannung, die die ersten Bände auszeichnet.


4 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Backlist:
- Band 1: Pforte der Verdammnis
- Band 2: Feuer der Vergeltung
- Band 3: Der Anwalt des Königs
- Band 4: Das Buch des Teufels

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