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Rätselhafte Morde im Bologna des frühen 14. Jahrhunderts

Mondino de‘ Liuzzi ist Arzt und Anatom an der Universität von Bologna. Als er eines Abends auf die Totengräber wartet, die ihm eine Leiche für seine anatomischen Studien bringen sollen, steht einer seiner Schüler mit einem grausam zugerichtetet Männerleichnam vor seiner Tür. Offensichtlich wurde das Herz des Opfers zu Eisen verwandelt. Der Student bittet Mondino um Hilfe und offenbart sich ihm: Sein wahrer Name ist Gerardo da Castelbretone, er ist Templer und versteckt sich in Bologna vor den Schergen des Inquisitors. Der Tote, ebenfalls ein Tempelritter, war bei Gerardo zu Gast und wurde während dessen Abwesenheit ermordet. Mondino beschließt, gemeinsam mit seinem Schüler das Rätsel um den Mord und das verwandelte Herz zu lösen. Unterstützt werden die beiden von der betörend schönen arabischen Heilkundlerin Adia, der Mondino schon bald näherkommt.

 

das_geheimnis_der_alchimistin 

Originaltitel: Cuore di ferro
Autor: Alfredo Colitto
Übersetzer: Katharina Schmidt und Barbara Neeb 
Verlag: Page & Turner 
Erschienen: 02/2011
ISBN: 978-3442203673
Seitenzahl: 448 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Der Rückentext gibt zumindest den Beginn der Handlung schon recht gut wieder, lediglich mit der Beteiligung der Alchimistin ist es nicht so weit her. Adia hat allenfalls eine Nebenrolle in dieser Geschichte, was man auch schon daran merkt, dass der Originaltitel ganz anders lautet (übersetzt etwa „Herz aus Eisen“). Mondino und Gerardo geraten nicht nur in eine Mordermittlung, sondern in sich blitzartig entspinnende Intrigen rund um die Templer, die Kirche und die Inquisition. Immer wieder geraten sie in lebensgefährliche Situationen und ihnen bleibt nur wenig Zeit, das Geheimnis zu lüften und ihr Leben zu retten.

So ein richtiger Krimi ist diese Geschichte sicher nicht, es wird wenig ermittelt, Beweise sind unwichtig und stattdessen ist nur entscheidend, wie lange jemand gefoltert werden muss, bevor er alles gesteht, was der Inquisitor hören will. Trotzdem zeichnet der Autor ein höchst lebendiges Bild dieser Zeit, ohne allzu romantische Verfärbungen und mit Blick für viele interessante Details.


Stil und Sprache
Alfredo Colitto lässt sich gerade am Anfang viel Zeit mit der Entwicklung seiner Geschichte, bis es so richtig losgeht, muss man als Leser schon etwas Geduld aufbringen und sich alle Zusammenhänge ausführlich erklären lassen. Dafür wechselt er die Perspektiven schneller als man umschalten kann, und so kommt es gerade am Anfang vor, dass man einen solchen Wechsel gar nicht richtig mitbekommt und immer wieder überlegen muss, wer nun gerade „dran“ ist. Zur Verwirrung tragen natürlich auch die mittelalterlichen Namen aus aller Herren Länder bei, die nicht selten aus drei oder mehr Wörtern bestehen.
Hat man sich aber erst einmal an die fremd klingenden Namen und immer wieder eingestreuten altertümlichen Bezeichnungen gewöhnt, nimmt die Handlung langsam Fahrt auf und man kann sich an den detaillierten Beschreibungen der Umgebung und der damaligen Gebräuche so richtig satt lesen. Sowohl die medizinischen Kenntnisse des 14. Jahrhunderts – die in manchen Dingen schon erstaunlich nah an unserem heutigen Wissen waren –, als auch die gesetzlichen Verfahren inklusive der genauen Vorschriften zur Anwendung von Folter werden ausführlich und mit vielen interessanten Details versehen geschildert. So kann man sehr intensiv ein paar turbulente Tage im Leben von Mondino de‘ Liuzzo miterleben, nebenbei einen Serienmörder fangen und für ein paar Stunden in eine andere Welt abtauchen. Dass dabei der reine Krimi etwas zu kurz kommt, manchmal die Handlung in Nebensächlichkeiten abgleitet und am Ende ein paar lose Enden zurückbleiben, ist da verzeihlich und fällt nicht allzu sehr ins Gewicht.


Figuren
Oft sind es ja in historischen Romanen die Frauen, die die wahren „Helden“ der Geschichte sind, sich von ihren Zeitgenössinnen abheben und neue Wege gehen. Dieser Aspekt fehlt hier völlig und man muss sich erst einmal daran gewöhnen, dass hier eine männlich dominierte Geschichte erzählt wird, was vermutlich auch eher den damaligen Realitäten entspricht. Frauen spielen ausschließlich Nebenrollen, auch die titelgebende Alchimistin kommt – wie schon erwähnt – nur am Rande vor und ist eher als schmückendes Beiwerk anzusehen.

Mondino de‘ Liuzzo ist allerdings als Hauptfigur auch nicht so richtig geeignet, denn wirklich nahe kommt man ihm nicht. Er verhält sich derart zurückhaltend, dass man ihm als Leser nur aus der Entfernung zusieht und sich nicht recht mit ihm identifizieren kann. Oberflächlich ist er allerdings gut beschrieben, nur ist es Alfredo Colitto nicht gelungen, ihn mit Leben zu füllen, so dass man ihm eher unbeteiligt durch die Straßen von Bologna folgt. Ähnlich ergeht es einem mit Gerardo, der zweiten wichtigen Figur, auch er hat Geheimnisse, die er aber zum Glück nicht ganz so streng hütet. Er ist deutlich jünger als Mondino und kann seine Gefühle nicht so vollendet verbergen wie dieser. Ihm kommt man daher als Leser näher, aber so richtig glücklich bin ich auch mit ihm nicht geworden.

Wie schon erwähnt gibt es noch eine Menge Nebenfiguren, die jeweils nur die notwendigsten Charaktereigenschaften bekommen haben, um ihre Rolle in der Geschichte zu spielen. Insgesamt eine eher durchschnittliche Leistung des Autors.


Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch zeigt auf dem Schutzumschlag ein blutbeflecktes Pergament, das neben Titel und Autorenname mit einem erhaben geprägten roten Siegelabdruck versehen ist. Es handelt sich dabei um das Siegel der Tempelritter, was somit gut zum Buchinhalt passt. Nach einem Prolog und einer mittelalterlichen Karte von Bologna ist das Buch in 16 recht lange Kapitel eingeteilt, am Ende gibt es dann noch einen längeren Epilog.


Fazit
„Das Geheimnis der Alchimistin“ ist ein spannender Ausflug in das Italien des 14. Jahrhunderts, auch wenn der Krimi darin nicht unbedingt zum Mitraten einlädt. Wer aber historische Romane mit ein bisschen mehr „Action“ mag, ist hier gut aufgehoben.


3 5 Sterne


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