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„Was wird er mit uns machen, wenn er zurückkommt?“ Die Angst flackerte auf in den Augen des kleinen Bruders. Sie wussten, dass bald alles vorbei sein würde. Aus diesem Bootshaus gab es kein Entrinnen.

Kinder verschwinden spurlos. Niemand meldet sie vermisst. Der dritte Fall für Carl Mørck.

 

erloesung 

Originaltitel: Flaskepost fra P
Autor: Jussi Adler-Olsen
Übersetzer: Hannes Thiess
Verlag: dtv
Erschienen: 06/2011
ISBN: 978-3423248525
Seitenzahl: 592 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Carl Mørck hatte sich zwei Wochen frei genommen, um den Umzug seines gelähmten Freundes Hardy zu sich nach Hause zu organisieren. Als er wiederkommt und sein Kellerbüro verwaist vorfindet, macht das die Sache nicht besser. Seine beiden Mitstreiter Assad und Rose nerven ihn mit ihren eigenwilligen Ideen und dann kommt auch noch eine Flaschenpost bei Carl an. Eine Jahre alte Nachricht, mit Blut geschrieben, aber nicht mehr lesbar. Ein echter Hilferuf oder nur ein makabrer Scherz? Carl nimmt letzteres an, aber Assad lässt nicht locker. Die Dinge nehmen ihren Lauf und schneller als gedacht sind Carl und sein zusammen gewürfeltes Team hinter einem Psychopathen her, wie er im Buche steht.

Nach „Erbarmen“ und „Schändung“ hat Jussi Adler-Olsen in seinem dritten Fall für das Dezernat „Q“ wieder alle Register gezogen. Ohne bei sich selbst abzukupfern, hat er wiederum eine äußerst komplexe, variantenreiche Geschichte ersonnen, die man ihm trotz der etwas weit hergeholten Anfangssequenz ohne zu zögern abnimmt. In meinen Augen der spannendste Fall bisher …


Stil und Sprache
Nach einem kurzen Prolog, der die Entstehung der Flaschenpost schildert, wechselt Jussi Adler-Olsen gerade zu Anfang in nahezu jedem Kapitel die Perspektive, von Carl Mørck zu einem schottischen Polizisten und wieder zu einer namenlosen Frau, zu einem ebenso namenlosen Mann und wieder zurück zu Carl. So entwickelt er fein nuancierte Erzählstränge, die einen ganz tief in den Fall und die Geschichten der Beteiligten eintauchen lassen. Hat man einmal begonnen zu lesen, lässt einen das Buch einfach nicht mehr los. Ganz langsam und sorgfältig zeichnet Adler-Olsen seine Figuren, entwickelt seine Handlung und spinnt um seine Leser ein unsichtbares Netz, das diese auch nach den letzten Zeilen nicht sofort loslässt.
Dabei verliert er nie den aus den ersten beiden Bänden schon bekannten Humor, ab und zu muss man trotz des wirklich harten Themas – es geht um verschwundene Kinder – schon schmunzeln, wenn etwa Assad eine Redewendung nicht durchschaut oder seinen ganz speziellen Sprichwörter auspackt. Allein die immer wieder aufbrandenden Geplänkel zwischen Assad, Carl und Rose machen diesen Thriller lesenswert, ohne ihn auch nur eine Sekunde oberflächlich wirken zu lassen. Denn genau das ist er nicht, vielmehr hat die Geschichte eine ziemlich thriller-untypische Tiefe, die einen immer wieder schaudern lässt.

Aber trotz aller Komplexität und Detailfreude bleibt „Erlösung“ in jeder Zeile ein echter Thriller, der hochspannend bis zum Schluss und mit einem großartigen Finale die Zeit bis zum nächsten Fall sehr lang werden lässt.


Figuren
Carl hat an vielen Fronten zu kämpfen: Gerade hat er seinen Freund Hardy in seine sowieso schon etwas schräge Wohngemeinschaft aufgenommen, dann hat seine Noch-Ehefrau Vigga plötzlich Sehnsucht nach ihm, seine Angebetete Mona gewährt ihm lange nicht so oft ihre Gesellschaft, wie er das gern hätte, und dann soll er auch noch einen neuen, in seinen Augen aussichtslosen Fall klären. Als zu guter Letzt auch noch Rose plötzlich verschwindet und ihre Zwillingsschwester Yrsa als Vertretung schickt, ist das Chaos komplett und Carl schlichtweg überfordert.

Assad bleibt der geheimnisvolle Typ, der es schafft, sämtliche Details aus seinem Privatleben für sich zu behalten. Eigensinnig und stur, wie er ist, gelingen ihm immer wieder kleine Durchbrüche bei den Ermittlungen und zwingen Carl zum Weitermachen. Rose dagegen zieht sich nach einem anfänglichen Schock selbst vom Fall ab, schickt aber ihre Schwester Yrsa als Vertretung. Was es mit ihr genau auf sich hat, muss allerdings jeder selbst lesen … köstlich!

Eine große Rolle spielt auch der Täter selbst, der seine Sicht der Dinge akribisch erzählt und dessen Handlungen sich teilweise mit denen des Teams überlappen. So begegnen sich die Gegner im Verlauf der Geschichte mehrmals, ohne es zu wissen … wobei Jussi Adler-Olsen es sogar schafft, in gewisser Weise Verständnis für die Geschichte einer gequälten Kinderseele bei seinen Lesern zu wecken, so dass die Motive des Täters durchaus plausibel sind.

Aber auch für alle anderen Figuren hat der Autor wunderbare Beschreibungen und plausible Hintergrundgeschichten parat. Bis in die kleinste Nebenrolle ist dieser Thriller „hochkarätig besetzt“, eine tolle Leistung.


Aufmachung des Buches
Das großformatige Taschenbuch aus der dtv premium-Reihe ist in Klappenbroschur aufgemacht und zeigt auf der Vorderseite ein Stück Stacheldraht. Titel und Autorenname sind weiß bzw. rot und erhaben gedruckt, wobei der Vorname des Autors ganz klein im in großen Lettern ausgeführten Nachnamen verschwindet. Auf der Rückseite des Buches sowie vor Beginn des Romans findet sich ein Hinweis auf zusätzliche Informationen zum Autor und den Schauplätzen der Handlung. Leider benötigt man für diese „Augmented Reality“ nicht nur eine Internetverbindung, sondern auch eine Webcam, so dass ich hierzu keine weiteren Informationen geben kann. Das Buch selbst ist in einen Prolog, 52 nummerierte Kapitel und einen Epilog eingeteilt.


Fazit
„Erlösung“ ist trotz des vollkommen sinnfreien deutschen Titels Jussi Adler-Olsens bisher stärkstes Werk. Für alle, die schon die ersten beiden Fälle für Carl und sein Team mochten, stellt dieser anspruchsvolle Thriller nochmals eine Steigerung dar – leider gibt es vorerst keine Erlösung für Dezernat „Q“-Fans: Auf den nächsten Fall werden wir noch einige Monate warten müssen …


5 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.dealt

Backlist:
Teil 1: Erbarmen
Teil 2: Schändung

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