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An einem fahlen Februarmorgen zeigt sich Aberdeen nicht gerade von seiner einladendsten Seite. Aber auf Detective Sergeant Logan McRae wartet Schlimmeres als ein kalter Tag, nämlich die Leiche eines Unbekannten, der vor der Notaufnahme des Krankenhauses abgeladen wurde. Als eindeutiges Filmmaterial mit dem jungen Mann auftaucht, weist alles auf einen Zusammenhang mit der Pornoszene hin. Während Logan der Spur nachgeht, versucht seine Kollegin Jackie Watson, den Vergewaltiger zu fassen, der die Straßen der Stadt unsicher macht ...

 

Der_erste_Tropfen_Blut 

Originaltitel: Broken Skin
Autor: Stuart MacBride
Übersetzer: Andreas Jäger
Verlag: Goldmann
Erschienen: Februar 2011
ISBN: 978-3-442-47461-5
Seitenzahl: 512 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Sechs Frauen wurden bereits vergewaltigt und im Gesicht grausamst entstellt. Doch die Polizei hat einfach keine konkrete Spur. Jackie Watson, Polizistin und Freundin von DS Logan McRae, stellt sich als Lockvogel zur Verfügung, um den Täter endlich zu schnappen und jungen Frauen die Angst zu nehmen. Tatsächlich gelingt es ihr, einen Verdächtigen festzunehmen, jedoch handelt es sich um einen Footballstar beim FC Aberdeen, der für alle Tatzeiten ein Alibi vorweisen kann. Doch Jackie will nicht glauben, dass sie sich irrt und riskiert bald Kopf und Kragen.
Derweil hat Logan McRae eine ganz andere Nuss zu knacken. Eine Leiche wurde direkt vor der Notaufnahme abgeladen. Schon bei der Obduktion ergeben sich seltsame Details, die darauf schließen lassen, dass der Tote bestimmte Sexpraktiken bevorzugte. Nach und nach ergeben sich hier Zusammenhänge, dass er in der einschlägigen Szene kein Unbekannter war. Und dann ist da noch ein achtjähriger Junge, der die Polizei in Atem hält und ohne ersichtlichen Grund einen älteren Mann ersticht...

Der geneigte Stuart MacBride-Leser weiß, dass der Autor nicht an Gewalt und Brutalität spart. So auch in diesem Fall, weshalb man sich darauf einstellen muss, einige wirklich grausame Bilder zu ertragen. Trotz allem wirkt das Ganze jedoch nicht übertrieben, sondern tatsächlich real, was die Gesamtsituation noch erschreckender macht.


Stil und Sprache
Sofort zu Beginn findet der Leser sich mitten im Geschehen wieder, denn man steigt gleich in der Situation ein, in der Jackie Watson den vermeintlichen Vergewaltiger stellen will. Der Autor legt von Anfang an ein rasantes Tempo vor, das auf keiner der über 500 Seiten langsamer wird. Dennoch wirkt es nicht hektisch, man kann dem Geschehen trotzdem in Ruhe folgen und überliest keine wichtigen Details. Da sich ein nicht unbeachtlicher Teil des Buches in der SM-Szene abspielt, wird auch dementsprechendes Vokabular benutzt. Der Autor hat scheinbar sehr gut recherchiert, denn es wird alles sehr gut erklärt. So weiß nun auch der Laie, was mit Begriffen wie „Top“, „Bottom“, „Dom“ oder „Sub“ im Zusammenhang mit Sexpraktiken gemeint ist.

Stuart MacBride erzählt aus der beobachtenden Perspektive, so dass der Leser einen Komplettüberblick erhält, im Gegensatz zu den Protagonisten. Ob dies nun von Vorteil ist, darüber lässt sich streiten. Zum einen hat man zwar mehr Anhaltspunkte und kann andere Schlüsse ziehen, zum anderen birgt das aber gerade die Gefahr, dass man sich zu sehr verstrickt und nachher gar nicht mehr weiß, wo vorne und hinten ist. In diesem Buch gibt es drei Handlungsstränge, die zeitgleich nebeneinander laufen und bei denen auch gleichzeitig ermittelt wird, mal von denselben Personen, mal von anderen. Im Grunde bearbeitet immer derjenige einen Fall, der gerade Zeit hat. Auf Grund dessen, dass die Handlungen sich im Laufe der Geschichte immer wieder abwechseln und zeitweise auch überlappen, wird die Spannung stetig gesteigert. Immer wieder kommt es zu eigenen Lösungsansätzen, die jedoch schnell wieder über den Haufen geworfen werden, weil sich neue Fakten ergeben. Die Handlungen stehen nie still, weshalb auch die Spannungskurve nicht stagniert. Bis zur endgültigen Auflösung ist der Leser nahezu unwissend, was die Aufklärung der Fälle angeht.


Figuren
DS Logan McRae muss sich bereits in seinem dritten Fall beweisen. Er scheint ein ziemlich raues Äußeres zu haben, doch in diesem Buch wird deutlich, dass auch er Gefühle hat und verletzt werden kann. Er gibt sich Freunden und Kollegen gegenüber gegenteilig, damit niemand ihm seine Schwäche ansieht. Doch das ist auch nicht immer das Beste.

Von verschiedenen Detective Inspectors wird Logan umher gescheucht. Es vergeht keine Sekunde, in der er mal zur Ruhe kommt, so dass er quasi gleich im Büro schlafen könnte. Schon dadurch sind ihm die Sympathien des Lesers sicher. Wer würde es schließlich wagen dem Chef zu widersprechen oder gar dessen Anweisungen nicht zu befolgen? McRae mag hin und wieder die ein oder andere unkonventionelle Methode haben, um an Auskünfte zu gelangen, doch am Ende stellt sich immer wieder ein Erfolg ein. Dadurch fällt das Urteil seiner Vorgesetzten am Schluss doch nicht so hart aus, wie es eigentlich müsste, wenn er wieder einmal einen Alleingang plant.

Jackie Watson ist Logans Freundin und hinter einem Vergewaltiger her, der junge Frauen in Aberdeen in Angst und Schrecken versetzt. Als sie schließlich einen Verdächtigen stellt, scheint der Albtraum vorbei. Doch er fängt gerade erst an. Jackie ist besessen davon, den richtigen Täter erwischt zu haben und will nicht hinnehmen, dass es keine Hinweise darauf gibt, dass er es tatsächlich war. Ihre Aktivitäten gefährden nicht nur ihre Laufbahn als Polizistin, sondern auch die Beziehung zu Logan. Auch wenn Jackie wirklich ein wenig von ihrer Theorie besessen scheint, so kann sich zumindest jede Leserin in sie hinein versetzen. Ein Vergewaltiger treibt sein Unwesen, dem es nur darum geht, seine Opfer zu erniedrigen. Er hat kein Muster oder ähnliches, weshalb keine Frau sicher sein kann. Jede Frau wäre daher froh, den Täter endlich gefasst zu sehen und würde sich auch an jedem noch so kleinen Zipfelchen festhalten, wenn nur der Hauch einer Möglichkeit bestünde, den Richtigen zu haben.

Allein durch die Sympathien zu den Hauptprotagonisten ist der Leser sofort emotional involviert. Doch auch die anderen Charaktere sind ausreichend tiefgründig, so dass man sogar glauben kann, den ein oder anderen schon Jahre zu kennen. Der Autor zeichnet seine Figuren absolut real, keiner würde glauben, dass es sich bloß um fiktionale Charaktere handelt.


Aufmachung des Buches
Bei dieser Taschenbuch-Ausgabe aus dem Goldmann Verlag handelt es sich um eine Sonderausgabe aus dem Februar 2011, die deutschsprachige Originalausgabe erschien bereits 2008. Auf dem hell unterlegten Hintergrund befindet sich eine einsame Tulpe mit zwei Köpfen, die jedoch noch in sich verschlossen sind. Fast so, als würden sie nicht sehen wollen, was um sie herum geschieht. Mittig findet man einen Blutstropfen, der die Verbindung zum Titel herstellt, jedoch weiß man nicht, wo er herkommt oder von wem er stammt.


Fazit
Man darf nicht allzu sensibel sein, wenn man einen Thriller von Stuart MacBride zur Hand nimmt. Er zeigt in diesem Buch wieder einmal das wahre Leben, vor dem manch einer lieber die Augen verschließt. Spannend, actionreich und dabei so nah an der Realität, dass man die Grenze gar nicht mehr wahrnimmt.


4 5 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Die dunklen Wasser von Aberdeen
Band 2: Die Stunde des Mörders

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