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Die erste Pathologin des Mittelalters ermittelt wieder.
Artus, der sagenumwobene König, auf dessen Rückkehr seine Untertanen immer noch hoffen, und zwei Skelette, die von einem grausamen Mord erzählen: Könnte eines der beiden der geliebte König sein? Die Totenleserin Adelia erhält den Auftrag, die Ermordeten zu identifizieren, und gerät mitten in eine tödliche Intrige ...

 

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Originaltitel: Grave Goods
Autor: Ariana Franklin
Übersetzer: Ulrike Wasel und Klaus Timmermann
Verlag: Droemer
Erschienen: 14.Februar 2011
ISBN: 978-3-426-19865-0
Seitenzahl: 432 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Das Buch beginnt im Jahre 1154, als die Grafschaft Somerset von einem Erdbeben heimgesucht wird, das auch die Wallfahrtstätte Glastonbury schwer beschädigt. Bruder Caradoc, der alte Chronist der Abtei, erschöpft von Schock und Kälte, macht auf dem nächtlichen Friedhof eine Beobachtung – oder ist es doch eine Vision, die der Sterbende noch seinem Neffen Rhys anvertrauen kann? Dieser berichtet zwanzig Jahre später keinem Geringeren als König Henry II., dass Caradoc sicher war, die Bestattung des sagenhaften Königs Artus gesehen zu haben.
Henry ist fasziniert von den Möglichkeiten, die sich für ihn daraus ergeben. Seine Versuche, die Waliser zu unterwerfen, seine Friedensangebote scheitern immer wieder an deren festem Glauben, dass ihr Held, König Artus und seine Frau Guinevere, eines Tages aus Avalon zurückkehren und sie im Kampf gegen die Engländer anführen werden. Wenn er seinen Gegnern beweisen könnte, dass ihr geliebter Artus tatsächlich tot ist, würde das ihren Widerstand sicherlich brechen. Henry beauftragt die Totenleserin Adelia mit der Untersuchung zweier tatsächlich in der Abtei aufgefundener Skelette, um diesen Nachweis zu erbringen. Doch damit stürzt er sie und ihre Begleiter in tödliche Gefahr.


Stil und Sprache
Dieses Buch ist der dritte Band um die „Totenleserin“ Adelia, kann aber ohne Weiteres für sich allein gelesen werden. Das erste Kapitel erzählt mit dem Geschehen in Glastonbury und Henrys Entscheidung die Vorgeschichte zur eigentlichen Handlung. In den weiteren 13 Kapiteln weicht die Autorin - und damit auch der Leser – Adelia nicht von der Seite, sodass man bei ihrer Suche nach der Herkunft der Gebeine stets den gleichen Wissensstand wie sie hat. Dadurch entsteht der Eindruck, selbst an den Ermittlungen beteiligt zu sein, was die Spannung - zeitweise kaum erträglich - steigert. 

Glastonbury gilt nach der Legende als das geheimnisvolle Avalon, wohin der - in einer Schlacht verwundete - König Artus von seinen Getreuen in Sicherheit gebracht wurde und wo man 1191 sein vermeintliches Grab entdeckte. Die Autorin hat diese Entdeckung ein paar Jahre früher angesiedelt, um König Henry II. in die Handlung integrieren zu können, zumal es nicht ganz sicher ist, ob sie nicht wirklich in dessen Regierungzeit – er starb 1189 – erfolgte. Tatsächlich ist diese Version sehr schlüssig und fügt sich mit den bekannten historischen Begebenheiten zu einem glaubhaften, nachvollziehbaren Ganzen zusammen.
Die Sprache ist der Zeit angepasst und die vielen Dialoge lassen den Leser an den Gedanken der Protagonisten teilhaben. König Henry war für sein cholerisches Temperament bekannt und seine Rede ist daher des Öfteren mit etwas derben Flüchen gespickt, aber auch Adelia nimmt durchaus „kein Blatt vor den Mund“ und so kann man bei ihren Auseinandersetzungen auch schon einmal schmunzeln.
Der Spannungsbogen liegt sehr hoch, es geschieht immer wieder etwas Neues, Unvorhergesehenes, das den Leser in Atem hält und keine Längen aufkommen lässt. Von daher ist der etwas ruhigere Ausklang des Buches beinahe eine Erlösung und sehr berührend.


Figuren
Ariana Franklin hat ihre Akteure bis in die Nebenfiguren sehr liebevoll und glaubwürdig gestaltet. Henry II. soll, bei allem Machtbewusstsein und trotz seines oft erwähnten Jähzorns, ein gerechter Herrscher gewesen sein, der England - nach 20jährigem Bürgerkrieg um die Thronfolge - wieder aufbaute. Auch beurteilte er Menschen nach ihrer Nützlichkeit und nicht nach Stand und Geschlecht, von daher ist es durchaus nachvollziehbar, dass er - im Gegensatz zur Kirche - eine Frau als Ärztin akzeptierte und schützte.
Adelia stammt aus Palermo und ist von ihren christlich/jüdischen Pflegeeltern zur Ärztin ausgebildet worden, was dort – anders als in England – im 12ten Jahrhundert tatsächlich möglich gewesen ist. Sie findet sich nur schwer damit ab, dass sie ihre Fähigkeiten nicht öffentlich ausüben darf, sondern sich als Assistentin und Übersetzerin ihres Begleiters, des Mauren Mansur, tarnen muss. Dieser und seine Gefährtin Gyltha, die Kinderfrau von Adelias Töchterchen, sind ihre treuen Freunde und stehen ihr mit Rat und Tat zur Seite.

Neben diesen Hauptfiguren spielen noch mehrere Gruppen eine Rolle: Der Klerus in Gestalt von Bischöfen, Äbten und Mönchen, die von Henry eingesetzten Juristen, die von Ort zu Ort reisen, um Recht zu sprechen, Soldaten und ein paar Männer aus dem Volk, die um die Rehabilitierung eines der ihren kämpfen, um sich selbst vor Strafe zu schützen. Alle diese Menschen werden sehr authentisch in ihrem sozialen Umfeld beschrieben, sodass der Leser einen guten Einblick in die Lebensumstände dieser Zeit erhält.


Aufmachung des Buches
Das blutrote Hardcover zeigt auf dem Buchrücken den Titel in edler Goldprägung; vom hellgrauen Schutzumschlag hebt er sich in purpurnen, kunstvoll verschnörkelten Lettern ab. In der rechten oberen Ecke sieht man in gleicher Farbe den Teil einer Halskette, an dem ein kostbares, rubinverziertes Goldkreuz hängt. Große „Blutstropfen“ am Rand und auf dem hinteren Cover lassen auf eine spannende Lektüre hoffen.
Am Ende des Buches findet man Anmerkungen der Autorin zum Inhalt, sowie eine Danksagung. Den Abschluss bildet eine 14-seitige Leseprobe des ersten Bandes der Reihe: „Die Totenleserin“


Fazit
Wieder einmal ist es der Autorin gelungen, ihren Lesern das 12te Jahrhundert spannend und authentisch nahezubringen und aufzuzeigen, dass Geschichte nicht langweilig ist. Leider verstarb Ariana Franklin (alias Diana Norman) im Januar 2011, sodass die Romane um die  „Totenleserin“ ein jähes Ende finden.


4 5 Sterne


Hinweise

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Backlist:
- Band 1: Die Totenleserin
- Band 2: Die Teufelshaube

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