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Drei verfeindete Häuser, zwei fast furchtlose Helden, ein von Gott vergessenes Tal – und ein unfassbares Geheimnis …

Der junge wagemutige Hal und seine ungestüme Freundin Aud leben in einem weiten, friedlichen Tal, das umgeben ist von tiefen Wäldern und mächtigen Bergen. Doch der freundliche Schein trügt. Das Tal steht nämlich unter einem besonderen Bann: Alle Wege, die aus ihm herausführen, werden bewacht von mächtigen und bedrohlichen Fabelwesen, die jedem gefährlich werden, der sich ihnen nähert. Deshalb ist es nach dem Gesetz der Ahnen aufs Strengste verboten, einen Weg in die Welt außerhalb zu suchen. Gepackt von Neugierde und Abenteuerlust wagen Hal und Aud sich dennoch an die Grenzen ihres Tals. Nur ist das, was sie dort erwartet dunkler und gefährlicher als alles, auf das die Geschichten der Alten sie vorbereitet haben.

 

  Autor: Jonathan Stroud
Verlag: cbj
Erschienen: 26.01.2009
ISBN: 978-3-570-13493-1
Seitenzahl: 496 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Hal ist ein unzufriedener Junge, der zudem aufgrund seines etwas anderen Aussehens und vor allem seiner Körpergröße – er ist sehr klein – und seiner ständigen Scherze für Unmut unter den Svenssons sorgt. Und eben jene Scherze führen soweit, dass er von einem Fest ausgeschlossen wird. Trotzdem lernt er Aud kennen, die aufgrund der Feierlichkeiten zu den Svenssons gekommen ist, da diese sich im Obstgarten aufhält und Äpfel stibitzt. Aud ist genauso neugierig wie er, was es außerhalb des Tales gibt, denn niemand ist jemals über die Grenzen gegangen, die von den Hügelgräbern gekennzeichnet sind. Dahinter lauern nämlich die Trolde, die jeden auf brutale Art töten und auffressen, der es wagt, die Grenze zu überschreiten …
Als einige rüpelhafte Jungen der Hakonssons zu Aud und Hal stoßen, halten sie Hal für einen niederen Diener und verlangen ein Fass Bier von ihm. Hal tut gehorsam, doch schüttet er etwas Gerbungsflüssigkeit in das Fass. Dies sorgt für üble Magenverstimmungen unter den Hakonssons, die daraufhin die Svenssons beschuldigen, sie vergiften zu wollen. Um keinen Streit zu provozieren, wird nach dem Fest ein Versöhnungsessen gegeben, doch Hals Onkel Brodir wird in der Nacht von Olaf Hakonsson umgebracht. Hal will sich dafür rächen und seinerseits Olaf umbringen, doch es kommt alles anders, als geplant. Und eh Hal sich versieht, greifen die Hakonssons die Svenssons an. Hal hat jedoch einen Plan, der ihn allerdings in große Gefahr bringt …


Stil und Sprache
Das Buch beginnt damit, dass ein namenloser Erzähler einem ebenso namenlosen Zuhörer das Geschehen rund um die zwölf Helden des Tals und die Vertreibung der Trolde aus eben jenem Tal berichtet. Dies geschieht in einer knappen, zusammenfassenden Art und Weise. Jeder der vier Teile des Buches, sowie jedes der durchnummerierten Kapitel, beginnt mit einem Text in diesem Stil, der von Sven und seinen Heldentaten berichtet; diese liegen bereits viele Generationen in der Vergangenheit.
Das eigentliche Kapitel ist durch eine Leerzeile und einen hervorgehobenen, großen Anfangsbuchstaben gekennzeichnet. Es ist schade, dass nicht deutlicher gemacht wird, warum anfangs generell von Sven erzählt wird bzw. wer wem davon berichtet. Dies ist zunächst etwas verwirrend, doch mit der Zeit gewöhnt man sich daran.

Jonathan Stroud hat sich für die Vergangenheitsform entschieden und gibt das Geschehen in der dritten Person wieder. Meist wird zwar aus der Sicht einer einzigen Figur – der des Protagonisten Hal - erzählt, doch immer wieder schwenkt der Erzähler um und gibt die Gedanken und Gefühle einer anderen Figur wieder, sodass es sich eher um einen auktorialen Erzähler handelt, statt eines personalen. So erfährt der Leser durchaus auch Details, die Hal nicht wissen kann.
Der Sprachstil ist einfach, leicht verständlich, ohne dass etwas besonders heraussticht. Doch dies tut der Geschichte keinen Abbruch.

Stroud schafft es zunächst nicht, Spannung aufzubauen, das Geschehen tröpfelt eher vor sich hin, ohne den Leser richtig in den Bann zu ziehen. Da helfen auch die gut gelungenen Beschreibungen nichts. Doch ungefähr ab der Hälfte des Buches gewinnt die Geschichte an Fahrt, der Autor strafft den Spannungsbogen und hält ihn bis zum Ende aufrecht. Man bangt und hofft mit den Figuren und kann gar nicht anders, als Seite für Seite umzublättern. Zudem nutzt Stroud den Kunstgriff des sogenannten Cliffhangers sehr geschickt, enden die Kapitel doch meist an spannenden Stellen und locken den Leser so gleich zum nächsten weiter. Fast am Ende des Buches – es ist gerade sehr spannend – wechselt über einen kurzen Zeitraum alle drei bis fünf Zeilen die Perspektive, was das Tempo unheimlich anzieht und dem Leser die Möglichkeit gibt, das aktuelle Geschehen aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Die Perspektivwechsel sind durch eine Leerzeile gekennzeichnet.


Figuren
Bis auf Hal, aus dessen Sicht größtenteils die Geschichte erzählt wird, bleiben die Figuren zunächst sehr blass. Man erfährt kaum etwas über sie und ihre Beweggründe, was es schwer macht, sich in sie hineinzuversetzen. Doch Stroud holt dies glücklicherweise bald nach und mit jeder Seite gewinnen die Figuren mehr Tiefe und schillern nach und nach in sämtlichen Schattierungen. Sie werden lebendig.

Der Protagonist Hal ist ein übermütiger Bursche, der ständig nur Schabernack im Kopf hat und anderen mit Vorliebe Streiche spielt. Er hätte am liebsten zu Zeiten der zwölf Helden gelebt, um selbst Heldentaten zu vollbringen. So fragt er sich oft, wie der Held Sven, dessen Nachfahre er ist, in dieser und jener Situation wohl gehandelt hätte und versucht, es ihm gleichzutun. Doch trotz seiner teilweise auch üblen Späße, die ihn und seine Familie durchaus in Bedrängnis bringen, ist er eine Figur mit einem Gewissen. Im Verlauf der Geschichte macht er eine Entwicklung durch, er wird mutiger und übernimmt Verantwortung. Hal ist eine interessante Figur, die man gerne auf ihrem Weg begleitet. Die Gefühle und Taten sind jederzeit nachvollziehbar und passen zum Charakter.

Aud ist ein sehr gewitztes Mädchen, das mit wunderbaren Sprüchen aufwartet, rotzfrech ist und doch das Herz am rechten Fleck hat. Sie ist hilfsbereit, mutig und weiß, wie sie bekommt, was sie will. Sie ist aber auch wandelbar und passt ihr Verhalten stets der Situation und den Menschen, in deren Gegenwart sie sich befindet, an. Der Leser gewinnt Aud ziemlich schnell lieb und kann sich hervorragend in sie hineinversetzen.


Aufmachung des Buches
Der Schutzumschlag des gebundenen Buches ist sehr schön gestaltet und reizt dazu, das Buch in die Hand zu nehmen. Besonders fällt der gold-glänzende „Rahmen“ auf, der das Titelbild umgibt. Das sich über dem Titel abgebildete Wesen findet sich in einem hellen Grauton bei den Seitenzahlen des Buches wieder, die sich mittig darin befinden. In welchem Zusammenhang dieses (Fabel-?)Wesen jedoch mit dem Inhalt des Buches steht, ist mir nicht ganz klar.
Schade ist, dass bei diesem liebevoll gestalteten Buch das Lesebändchen fehlt.

Am Anfang des Buches werden die Hauptfiguren der für diesen Roman wichtigsten drei Häuser des Tales (Svens Haus, Hakons Haus und Arnes Haus), sowie deren jeweilige Stellung (z.B. Oberhaupt der Familie) aufgelistet. Zudem findet sich eine doppelseitige Karte des Tals, auf der die Häuser der zwölf Helden eingezeichnet sind. So kann man sich ein gutes Bild von der Umgebung machen.


Fazit
„Valley – Tal der Wächter“ ist ein etwas anderer Fantasy-Roman, der sich auf jeden Fall zu Lesen lohnt, auch wenn der Anfang etwas schleppend ist. Die Spannung, die im letzten Dritten des Buches ihren Höhepunkt erreicht und bis zum Ende kaum noch abfällt, entschädigt den Leser dafür allemal.


4 Sterne


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