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Hallo Kelley!

Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen, um die Fragen der „Leser-Welt“ zu beantworten. Sie haben bereits lange vor „Die Nacht der Wölfin“ mit dem Schreiben begonnen. Wie kamen Sie dazu und wann haben Sie zum ersten Mal ernsthaft daran gedacht, zu veröffentlichen?

Ich schreibe seit meiner Kindheit. Ich habe früh angefangen zu lesen und wollte sehr schnell eigene Geschichten schreiben. Als ich Anfang, Mitte 20 war, habe ich begonnen, an Romanen zu arbeiten. Ich habe sporadisch Anfragen und Probekapitel an verschiedene Stellen verschickt, aber nie mehr als ein ablehnendes Formschreiben zurück bekommen. Also habe ich mich darauf konzentriert, mich stetig zu verbessern. 1999 habe ich „Die Nacht der Wölfin“ verkauft – zwar nicht mein erster, aber mein erster veröffentlichter Roman.


Sie schreiben hauptsächlich Urban Fantasy; in Ihren Geschichten tauchen Werwölfe, Hexen, Geister und andere dunkle Mächte auf. Woher stammt Ihre Faszination für dieses Genre?

Ich war schon immer von Geschichten fasziniert, in denen das Paranormale eine Rolle spielt. Ich liebe es, über solche Welten zu schreiben, weil dort ein großer kreativer Freiraum existiert - das ewige „Was wäre wenn“ des Geschichtenerzählens. Ich kann all diese Legenden nehmen, die ich gelesen habe, und ihnen meinen eigenen Anstrich verpassen.


Die Welle der Vampir- und Werwolfromane überschwemmt den Markt bereits seit einiger Zeit. Wie heben Sie Ihre Geschichten aus der Masse hervor? Welche Attribute machen Ihre Helden zu etwas Besonderem?

„Die Nacht der Wölfin“ kam 2001 heraus, also vor dieser Popularitätswelle. Zu jener Zeit gab es nur wenige Autoren, die Urban Fantasy schrieben – so wenige, dass dieses Sub-Genre erst Jahre später einen Namen bekam! Das bedeutete, dass ich mir niemals Gedanken darum machen musste, herauszustechen. Ich denke nicht, dass es etwas gibt, was meine Helden wirklich einzigartig macht. Ich erwecke meine Charaktere so zum Leben, wie ich sie mir vorstelle und das scheint den Lesern zu gefallen – also habe ich einfach Glück.


Sie haben sich mit Ihren Büchern lange Zeit an die Zielgruppe der Erwachsenen gerichtet und sprechen mit der „Die dunklen Mächte“-Reihe erstmals auch Jugendliche an. Wie kam dieser Schritt zustande? Schreiben Sie für eine der beiden Gruppen lieber?

Mein zweiter Roman „Die Rückkehr der Wölfin“ inspirierte mich zu einer Idee über Jugendliche in der Pubertät, die ihre übernatürlichen Kräfte entdecken. Das passte nicht in meine Reihe für Erwachsene. Zu dem Zeitpunkt, als diese Idee in meinem Kopf herum spukte, bekam ich eine wachsende Anzahl E-Mails von Lesern, die mir als zu jung erschienen, um meine anderen Bücher zu lesen. Also entschied ich, es mit meiner „Young Adult“-Idee zu versuchen.
Ich bevorzuge beim Schreiben keine der beiden Gruppen. Sie sind ähnlich und dennoch unterschiedlich und es macht Spaß, zwischen ihnen zu wechseln.


Sie veröffentlichen nicht nur regelmäßig, sondern auch mehrere Bücher im Jahr. Wie lange benötigen Sie für die erste Fassung eines Buches? Und wie gehen Sie vor: Strukturieren Sie Plot und Charaktere intensiv, ehe Sie loslegen? Oder kommen Ihnen die meisten Ideen, wenn Sie bereits mit dem Schreiben begonnen haben?

Mein Schreibprozess entwickelt sich stetig. Ich habe herausgefunden, dass ich am besten mit einem Entwurf fahre. Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass die fertigen Romane diesem Entwurf komplett folgen. Es kann vorkommen, dass während der Entstehung der ersten Fassung bessere Ideen aufkommen, dann folge ich ihnen – wo immer sie auch hinführen. Die erste Fassung ist ein sehr intensiver Prozess für mich. Sobald sie steht, falle ich in den entspannenderen Überarbeitungsprozess.


In den Büchern Ihrer Serien tauchen stets bekannte Gesichter auf, aus denen Sie den jeweiligen Erzählenden auswählen. In „Waking the Witch“ steht Savannah im Vordergrund – ebenso in „Spellbound“, das auf Ihrer Webseite für 2011 angekündigt ist. Wie sieht Ihr Plan für diese Serie aus? Wird ein neuer Charakter durch eines der nächsten Bücher führen oder kehren Elena, Paige oder Lucas als Zentralfigur zurück?

Die Serie wird mit Buch 13 enden, wobei die Bände 11 bis 13 aus der Sicht von Savannah erzählt werden. Sie sind alle bereits fertig geschrieben und ich warte nun auf die Veröffentlichung von Buch Nummer 12, die in Nordamerika für den 12. Juli 2011 geplant ist.


Die meisten Autoren, die Buchreihen in der Ich-Perspektive schreiben, entscheiden sich für einen Erzählenden. Wie kamen Sie auf die Idee, ihre Zentralfiguren zu wechseln?

Als ich gefragt wurde, was ich von einer Romanreihe halten würde, habe ich mit meiner Agentin gesprochen und erklärt, dass ich keine Serie ausschließlich mit den Charakteren aus „Die Nacht der Wölfin“ schreiben möchte. Ich liebe sie alle, aber nach einigen Romanen hätte ich verzweifelt nach Ideen gesucht. Also entwickelten wir die Idee der breiteren übernatürlichen Welt und entwickelten in „Die Rückkehr der Wölfin“ Charaktere, die ich in Folgeromanen als Erzähler verwenden konnte.


Durch einen Brief, der eine Verbindung zu Jack the Ripper darstellen soll, nehmen sie in „Blut der Wölfin“ Bezug zu einem historischen Thema. Wie kam es zu dieser Entscheidung und wird es in Zukunft weitere Geschichtsbezüge geben?

Es gibt einen größeren Geschichtsbezug in den letzten drei Büchern der Reihe – der Schurke stammt aus der Vergangenheit. Aber das ist alles, was ich derzeit verraten kann!


Ihrem Charakter Lucas Cortez haben sie eine mächtige Familie – die Kabale - zugeschustert, die stark an die Mafia-Organisation erinnert. Zeigt sich hier ein Faible für kriminelle Geschichten?

Ja, ich mag Kriminalromane und die Kabale waren eine gute Möglichkeit, um dies in meiner Reihe unterzubringen.


„Lockruf der Toten“ wird demnächst in Deutschland erscheinen. Im Mittelpunkt steht die Nekromantin Jaime Vegas. Sie hat es mit einem ernsten Thema zu tun: Sie muss den Geistern von Kindern helfen, die in einer Zwischenwelt gefangen sind. Als Jaime zum ersten Mal auftauchte, besaß sie als Charakter nicht so viel Ernsthaftigkeit wie beispielsweise Elena. Wie kam es zu Jamies Wandlung?

Jamie hat gelernt, dass sie leichter durchs Leben kommt, wenn sie sich dumm stellt. Sie besitzt keine College-Ausbildung und daher mag sie es nicht, mit intellektuelleren Personen zu konkurrieren. Aber ihr „dumm und hübsch“ hat sie im Leben weit gebracht, also bleibt sie dabei. [grinst]


Mit Ihrer Buchserie um Nadia Stafford haben Sie sich in die Krimi-Richtung begeben. Wird es hier noch weitere Bücher geben oder werden Sie sich zukünftig ausschließlich auf Dark Fantasy konzentrieren? Wie kam es zu dem Ausflug ins „Realgenre“?

Ich habe für zwei Bücher der Nadia-Reihe unterschrieben, plane aber, mindestens eines oder zwei mehr zu schreiben. Das Problem dabei ist mein Zeitplan. Ich möchte den dritten Band lieber schreiben, wenn ich ausreichend Zeit dafür habe anstatt mich an einen Abgabetermin zu binden (und durch das Buch hetzen zu müssen, um ihn zu halten).


Gibt es einen Charakter in Ihren Büchern, in dem Sie sich besonders stark wiederfinden beziehungsweise mit dem Sie sich am stärksten identifizieren? Wenn ja, warum?

All meine Charaktere haben einen Charakterzug – oder auch zwei – mit mir gemeinsam. Das macht es leichter, sie zu schreiben. Elena beispielsweise ist in meinem Alter, stammt aus meiner Gegend, besitzt meinen Bildungsgrad – dies alles erleichtert es, durch ihre Augen als Erzählerin zu sehen. Meine Hexe und ich teilen das Interesse an Computern, daher konnte ich leicht über diesen Teil ihres Lebens und ihre Persönlichkeit schreiben. Eve und ich haben dagegen beide Töchter im gleichen Alter, so hat sich dieser Teil ihrer Persönlichkeit entwickelt. Aber darüber hinaus haben Eve und ich sehr wenig gemeinsam!


Wie bringen Sie sich in Schreibstimmung? Benötigen Sie eine passende Arbeitsatmosphäre zu Ihren Geschichten – Musik, Kerzenschein? Oder können Sie nur an einem bestimmten Ort oder zu einer bestimmten Zeit schreiben?

Wenn ich nicht unterwegs bin, schreibe ich meist in meinem Büro – das ist gemütlich, jedoch nicht zu sehr. Ich brauche einen Ort, wo ich arbeiten kann, ohne abgelenkt zu werden, daher ist das Büro im Keller. Dort ist es ruhig und kein Fenster oder etwas anderes kann meine Aufmerksamkeit von der Geschichte weglenken. Wenn ich Texte überarbeite oder Büroarbeit mache, dann in einer weniger abgeschiedenen Umgebung – im Hauptbüro mit meiner Familie in der Nähe oder zusammengerollt in einem Sessel mit Laptop und Kaffee.


Jeder Autor entwickelt sich kontinuierlich weiter – und so haben viele Jungautoren Stil-'Macken', über die sie nach Jahren den Kopf schütteln, wenn sie ihre ersten Entwürfe in die Hand nehmen. Was sticht Ihnen bei Ihren Texten ins Auge, wenn Sie alte Manuskripte betrachten?

Genau aus diesem Grund versuche ich, sie nicht zu lesen! Ich vermute zu wissen, was ich in vergangenen Geschichten falsch gemacht habe und versuche, dies nun zu ändern ohne mich selbst zu quälen. Es gab Zeiten, in denen meine Dialoge sich zu sehr ausgedehnt haben oder wenn ich mich zu lange im Kopf eines Charakters aufgehalten habe. Dann gab es auch Worte oder Gesten, die ich zu häufig benutzt oder beschrieben habe.


Welchem Buch würden Sie gern ein alternatives Ende verpassen? Wenn ja, warum?

In Bezug auf „Die dunklen Mächte“ hätte ich gern das Ende von „Schattenstunde“ weniger als Cliffhanger geschrieben. [lacht]


Thema Zukunftspläne: Verraten Sie uns, welche Bücher von Ihnen wir erwarten können? Gibt es noch viele Ideen für die „Otherworld“- und die „Darkest Power“-Reihe, oder wird es eventuell eine neue übernatürliche Serie geben?

Die „Otherworld“-Reihe wird (zumindest vorübergehend) mit Buch 13 enden. Ich habe soeben eine neue Reihe für Erwachsene untergebracht, die einige übernatürliche Elemente besitzt, aber mehr im Mystery-Genre spielt.“Die dunklen Mächte“ wird mindestens neun Bände stark werden – zumindest haben die englischsprachigen Verlage dafür unterzeichnet.


Wenn Sie keine Schriftstellerin sein könnten, was würden Sie alternativ tun wollen?

Ich liebe es, Geschichten zu erzählen und habe es schon von Kindesbeinen an getan. Selbst wenn niemals etwas von mir veröffentlicht worden wäre, hätte ich weitergeschrieben. Wenn ich keine Schriftstellerin wäre, würde ich womöglich in meinem alten Beruf arbeiten – ich war Programmiererin. Ich mochte es und wenn ich niemals Karriere mit dem Schreiben gemacht hätte, so hätte ich noch immer einen Job, den ich mochte.


Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg!

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