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Das provozierende Buch von Nikolaus Blome führt tief hinter die Kulissen des Berliner Politikbetriebs. Kapitel für Kapitel enthüllt Blome, was Politiker wirklich von den Bürgern halten. Anonym oder ganz offen kommen zahlreiche Spitzenpolitiker zu Wort, und es zeigt sich: Der Frust der Politiker und die Verachtung der Bürger können sich messen. Wie lange aber kann ein Land das aushalten?

 

 

Autor: Nikolaus Blome
Verlag: Pantheon Verlag
Erschienen:  21. Februar 2011
ISBN: 978-3-570-55140-0
Seitenzahl: 160 Seiten 

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Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe

Die Empfehlung der Moderatoren einer TV-Sendung und eines Politikers in der gleichen Sendung hatte mich neugierig gemacht und, zugegebenermaßen, große Erwartungen geweckt. Nun, der Politiker bestätigt gleich die erste Theorie des Autors, dass diese „Sorte Mensch“ ihre wahren Ansichten für sich behält, quasi mit einer Maske rumläuft, denn empfehlen kann ich das Buch nicht wirklich, dazu ist es viel zu oberflächlich geschrieben. Stil und Wortwahl stellen zumeist keine größeren Ansprüche an den Leser und mit der Zeit wird es auch langweilig, denn Blome wiederholt immer wieder das Gleiche - Der gemeine Politiker hält den gemeinen Wähler (die Wählerin) für ein "Rindvieh", oder manchmal etwas schmeichelhafter: für ein unmündiges Kind, dem es an Erfahrung mangelt und für den der Politiker sorgen muss. Ein solcher Blick auf das Wahlvolk beeinflusst denn auch die Politik, die in Berlin und anderswo gemacht wird. Wer sein Volk für eine Ansammlung von Kindsköpfen hält, hält sich selbst für etwas Besseres, für den Hüter der Wahrheit, und wer das nicht begreift, ist schlicht und ergreifend undankbar. Dabei ist der Wähler doch viel vernünftiger und gar nicht so wankelmütig wie vermutet und verträgt auch die unbequeme Wahrheit (siehe Finanzkrise), die ihm aber normalerweise niemand zumuten möchte, aus Angst nicht wieder gewählt zu werden - so der Autor. Nun ja, was ist an dieser Feststellung eigentlich neu? Und inwiefern decken sich diese Aussagen nicht mit der üblichen Meinung des Bürgers über Politiker? Der Politikverdrossenheit wird so nicht entgegengewirkt. Allerdings, das muss man Blome zugute halten, er haut keinen der Politiker, egal welcher Partei, in die Pfanne und in seinen Text eingestreut wird auch dem Wähler hie und da tatsächlich eine unbequeme Wahrheit zugemutet: Wählen gehen ist eine Bringschuld, und zu erwarten, dass Politiker 14 Stunden am Tag zum Nulltarif arbeiten und bereit sind, auch noch gelassen die Verachtung des Bürgers hinzunehmen, ist einfach dreist. Solchermaßen gescholten wird das bisschen Einsicht, das vielleicht entstanden ist, sofort mit zäher Politikerschelte-Soße übergossen, denn lebt nicht die BILD-Zeitung, für die der Autor arbeitet, genau davon?
Mir drängt sich die Frage auf, ob Politikverdrossenheit nicht eigentlich Demokratieverdrossenheit genannt werden sollte. Demokratie bedarf aktiver Teilhabe und nicht "die da oben werdens schon richten", denn das Volk ist der Souverän und davon ist in dem Buch einfach zu wenig zu spüren, vielmehr scheint Blome sich nach der Großen Koalition zurück zu sehnen, denn die kommt auf jeden Fall besser weg, als die gegenwärtige Regierung. An deren Arbeit findet er nur die Laufzeitverlängerung für AKWs gut und lässt hier die Bürgerproteste unerwähnt, im Gegensatz zu  z.B. Stuttgart 21. Und nun bin ich am letzten Punkt meiner Kritik angekommen: der Autor kommentiert in erster Linie die Tagespolitik der letzten Jahre und wird von dieser, kaum, dass das Buch erschienen ist, überholt. Eine tiefschürfende Analyse des schwierigen Verhältnisses zwischen den Bürgern und ihren gewählten Vertretern, und wie es zu verbessern wäre, unterbleibt, zu meiner großen Enttäuschung. Gräben kann man so nicht zuschütten, höchstens nicht noch vertiefen.


Aufmachung des Buches

Das Buch ist gleich als Erzeugnis des Pantheon-Verlags auszumachen: ein Taschenbuch in den Farben Weiß und Grau mit geriffelter Oberfläche des Einbandes. Das Cover zeigt die Karikatur eines Politikers mit Maske, zu dem, im Verhältnis zu klein geratene, Bürger (Wähler) aufschauen. Die Hauptperson scheint so auf einem Denkmalsockel zu stehen, auch wenn es in Wirklichkeit nur ein Rednerpult ist. Immerhin passen Inhalt und Cover zusammen, was auch nicht immer üblich ist.


Fazit

Ein oberflächliches Buch, das zwar ein paar Einblicke in den Politikbetrieb gewährt, aber nichts wirklich Neues präsentiert. Und provokativ? Was bitteschön ist an dem Buch provokativ? Die von mir erwartete Standpauke für den Wähler bleibt aus. Statt Erneuerung, Status Quo. Vielleicht fehlt dem Autor dann doch die Traute und es geht ihm wie „seinen“ Politikern.


2 Sterne


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