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Roberto Rossi ist ein Poliziotto. Er regelt den Verkehr in Urbino: 16000 Einwohner, sehr italienisch, sehr malerisch – sieht man einmal ab von der Frauenleiche im Keller tief unter dem Palazzo Ducale. Ein Giftmord offenbar. Seltsamerweise wird ausgerechnet Roberto, der nicht übermäßig helle Streifenpolizist, mit der Aufklärung des Verbrechens betraut. Und die gelingt ihm am Ende, unterstützt von seinen Freunden, von Bekannten, die ihm etwas schulden, und auch mit Hilfe seines nervigen neuen Nachbarn – der sich als pensionierter Kripokommissar aus München entpuppt.

 

 

Autor: Uli T. Swidler
Verlag: Rowohlt
Erschienen: 02. Mai 2011
ISBN: 978-3-499-25398-0
Seitenzahl: 320 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Als Verkehrspolizist hat er im Grunde nicht viel zu tun, denkt Roberto, weshalb er es auch mit seinem Arbeitsbeginn nicht immer so ganz genau nimmt. Eines Tages jedoch entdeckt er die Leiche einer Frau, die vermutlich mit Gift getötet wurde. Dummerweise haben sich alle Polizisten im Umkreis mit dem Noro-Virus angesteckt und müssen das Bett bzw. die Toilette hüten. So kommt es, dass ausgerechnet Roberto der Fall übertragen wird. Dieser ist anfangs gar nicht so glücklich über diese Aufgabe. Nach und nach wächst er aber in seine neue Rolle hinein und mit Hilfe von Freunden und Bekannten, gelingt es ihm tatsächlich, ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen. So tragisch der Fall auch ist, der Humor, die zwischenmenschlichen Beziehungen und vor allem der Blick auf das malerische Dörfchen dürfen dabei aber auch nicht zu kurz kommen.

Schnell fühlt der Leser sich, als wäre er selber in Italien, die Mentalität der Menschen springt sofort über. Dass ein einfacher Verkehrspolizist nun einen Mord aufklären soll, wirkt natürlich zu anfang etwas befremdlich. Es ist aber von Vorteil, wenn man selber ermitteln möchte, da er ganz andere Methoden vorweist, als die Kollegen „vom Fach“ und man somit nicht bloß das allseits bekannte Schema vorgesetzt bekommt. Durch detaillierte und liebevolle Umgebungsbeschreibungen bekommt man ein gutes Gefühl für das kleine italienische Dorf. Dies scheint dem Autor sehr wichtig zu sein, da er es dem Leser doch sehr nahe bringt.


Stil und Sprache
Der Schreibstil des Autors ist sehr flüssig, locker und humorvoll, so dass man leicht in die Geschichte hinein findet und dem Verlauf gut folgen kann. Da aus der beobachtenden Perspektive geschrieben ist, bekommt man einen Überblick über die Gesamtsituation und kann sich gleich ein weitreichendes Bild machen. Man merkt, dass zumindest der Wille des Autors da ist, eine Grundspannung aufzubauen. Gleichzeitig hat man aber auch das Gefühl, dass das hier nicht der Hauptaspekt sein soll. Vorhersehbar ist die Geschichte keinesfalls, weshalb es auch nicht zu einem Spannungsabfall kommt. Dennoch scheint die Spannung nur eine nebensächliche Rolle zu spielen, weshalb sie die gesamte Zeit über auf einem relativ gleichen Level bleibt. Eher scheint es dem Autor darum zu gehen, dem Leser Italien und seine Bewohner näher zu bringen. Durch seine zahlreichen, sehr detaillierten Beschreibungen schafft er dies auch von Anfang bis Ende. Man wartet förmlich auf das nächste Detail, um sich später ein eigenes, großes Bild zu machen.

Von Zeit zu Zeit streut der Autor italienische Wörter oder Sätze ein, deren Bedeutung leider nicht immer klar wird. Hin und wieder wird die deutsche Übersetzung angegeben oder es wird aus dem Kontext klar, was gemeint ist. Manchmal jedoch ist man entweder auf ein Wörterbuch angewiesen oder muss die Stellen schlicht und einfach übergehen. Hat man italienische Grundkenntnisse, so sind diese Einwürfe kein Problem, für Leser, die mit der Sprache allerdings noch gar nicht in Kontakt gekommen sind, könnte dies leicht zu Unmut führen.


Figuren
Roberto Rossi, Poliziotto in Urbino, lernt der Leser von Anfang an kennen. Man begleitet ihn durch seinen Arbeitsalltag und lernt somit gleichzeitig Freunde, Bekannte und natürlich auch die Umgebung kennen. Roberto ist niemand, der laut „Hier“ schreit, wenn es um Arbeit geht und eher ein gemütlicher Zeitgenosse. Er ist ziemlich abergläubisch, womit er seinen Mitmenschen von Zeit zu Zeit gehörig auf die Nerven geht. Trotz allem wirkt er von Beginn an sympathisch und man hat wirklich Spaß, mit ihm die Zeit zu verbringen. Auch wenn man gar nicht allzu viel von seinem Privatleben und seiner Vergangenheit erfährt, hat man dennoch das Gefühl ihn sehr gut zu kennen.

Dieses Phänomen greift auch bei den anderen Charakteren, die alle etwa die selbe Aufmerksamkeit erhalten. Zum Teil sind die Beschreibungen nicht unbedingt üppig, dafür umso tiefgründiger, was den Ausgleich bringt und man dennoch ein umfassendes Bild erhält. Der Autor schafft es, sogar die fieseren Zeitgenossen in gewisser Weise charmant darzustellen, so dass man ihnen doch wieder einiges durchgehen lässt. Natürlich muss man auch hier zwischen Gut und Böse unterscheiden und nicht alles heißt man gut, aber die Protagonisten können sich schon einiges erlauben, ohne dass sie gleich unsympathisch werden. Eine Identifizierung mit einem Charakter findet nicht statt, was aber auch gar nicht notwendig ist. Dadurch, dass man allein durch die Beschreibungen das Gefühl hat, selbst vor Ort zu sein, ist man sowieso schon mittendrin.


Aufmachung des Buches
Es handelt sich bei diesem Buch um ein Taschenbuch aus dem Rowohlt-Verlag. Auf dem Cover sieht man einen Poliziotto, vielleicht Roberto, von hinten, der auf eine Hauswand schaut, neben ihm sein Roller. Das Cover ist in den italienischen Landesfarben grün, weiß, rot gehalten, so dass man sofort einen Bezug herstellen kann und gar nicht erst nachschauen muss, wo die Geschichte spielt.

Im Innenteil gibt es zunächst einen kurzen Steckbrief von Roberto, so dass sich ein erstes Bild von ihm ergibt. Außerdem zu finden ist eine Karte von Urbino, auf der die wichtigsten Straßen und die meistbesuchten Plätze, wie z.B. Robertos Stamm-Bar, eingezeichnet sind. So kann man während des Lesens immer mal wieder schauen, wo man sich gerade befindet. Ein Personenregister gibt es noch vor dem ersten Kapitel, so hat man auch einen Überblick darüber, mit wem man es noch zu tun bekommt. Über jedem Kapitel gibt es eine kleine Zeichnung, abwechselnd ein Auto und ein Poliziotto auf einem Roller, was die Geschichte nochmal etwas auflockert. Die Illustrationen sind sehr liebevoll gemacht. Zu guter Letzt findet sich das Rezept von Robertos Leibgericht am Ende des Buches, so dass man sofort nach der Lektüre in die Küche sprinten kann, um es nachzukochen.


Fazit
Meine letztendliche Meinung zu diesem Buch ist zwiegespalten. Es macht auf jeden Fall Spaß, dem Geschehen zu folgen, hat man allerdings einen Krimi erwartet, wird man enttäuscht. Es steht zwar „Kriminalroman“ auf dem Cover, es ist aber mehr Roman als Krimi. Das dafür aber umso besser. Lässt man sich also auf die Geschichte ein, ohne eine besondere Erwartungshaltung zu haben, wird man positiv überrascht werden, da sich viel mehr in dem Buch befindet, als man zunächst annehmen möchte.


3 5 Sterne


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