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Das war nicht mehr seine Welt, die sich drehte …

Was passiert, wenn du immer wieder an den Anfang zurückkehren musst? Die dreizehnjährige Lisa bittet Elmar Kreuzer, einen bekannten Kripobeamten aus Karlsruhe, um Mithilfe bei der Aufklärung eines Mordfalls. Sie kann nicht glauben, dass ihr Vater das zufällige Opfer eines Raubüberfalls geworden ist. Elmar ahnt nicht, dass er nun einen Wettlauf gegen die Zeit antreten muss, den nur er alleine gewinnen kann. Da, wo die Realität sich aufzulösen scheint, beginnt sein neues Leben. Dieses Leben endet jeden Tag aufs Neue mit dem Tod. Ein Kommissar, der einen Mörder finden muss, bevor er sich selbst verliert …

 

 

Autor: Michael Schröder
Verlag: EPIDU
Erschienen: 02/2011
ISBN: 978-3942584081
Seitenzahl: 442 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Elmar Kreuzer, Kripobeamter aus Karlsruhe, bekommt eines Tages Besuch von Lisa. Sie hat sein Bild in der Zeitung gesehen und sich auf den Weg nach Karlsruhe gemacht, um ihn um Hilfe zu bitten. Kreuzer soll den Mörder ihres Vaters finden und dafür mit ihr nach Eisenberg, einer Kleinstadt in der Pfalz, kommen. Da sein Urlaub bevorsteht und der Kommissar Lisa sofort in sein Herz schließt, sagt er zu. Vor Ort erkennt er schnell, dass Lisa offenbar recht hat: Die Ermittlungsakte ist lückenhaft, es wurde entweder schlampig oder gar nicht ermittelt und irgendjemand will offensichtlich nicht, dass Fragen gestellt werden. Kreuzer nimmt die Ermittlungen auf und gerät dann in eine Situation, die ihn vor echte Probleme stellt. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt …

Ohne zu viel über das gewisse Etwas dieses Krimis zu verraten, kann ich an dieser Stelle nicht auf den weiteren Handlungsverlauf eingehen. Es sei jedoch gesagt, dass zumindest ich mit dieser Wendung der Geschichte absolut nicht gerechnet hatte, mich aber nach einer kurzen Schockstarre gut damit anfreunden konnte, nun in ein völlig anderes Buch geraten zu sein, als ich eigentlich dachte. Hut ab!


Stil und Sprache
Michael Schröder ist kein Debütant unter den Autoren, er hat bereits einige Texte veröffentlicht. Das Spiel mit der Sprache macht ihm offensichtlich Spaß - und den macht auch das Lesen dieses Krimis. Oft haarscharf an der Grenze zwischen souveränem Jonglieren mit Ausdrücken und Redewendungen und dem Abrutschen in sprachliche Holprigkeiten, muss man sich erst daran gewöhnen, dass hier schon mal Mülleimer Verdauungsprobleme haben (S. 83: „Der Mülleimer erbrach sich vor Verpackungen – Pizza-, Burger-, Döner- und groteskerweise eine Salatverpackung.“) oder Dialekte merkwürdige Auswirkungen haben (S. 280: „Dieser Dialekt wirkte bei ihm, als versuche er, zu große Worte mühsam in seine Ohren zu quetschen.“). Aber schon nach wenigen Kapiteln wird die Geschichte rund und man genießt die stilistischen Feinheiten, die das Buch bis zum Schluss durchziehen.

Die Geschichte selbst wird überwiegend von Elmar Kreuzer erzählt, nur zu Anfang hat Lisa einen eigenen Erzählanteil. Gelegentlich wechselt auch eine Perspektive kurz mitten in der Szene, wenn es nötig ist, und zum Ende hin kommt auch in knappen Absätzen der Mörder zu Wort. Alles in allem eine abwechslungsreiche Umsetzung eines recht komplexen, nicht leicht zu durchschauenden Krimiplots, die auch am oben schon erwähnten Wendepunkt nicht abgleitet, sondern stringent und logisch durchgehalten wird und in einem ebenso logischen Finale endet.


Figuren
Elmar Kreuzer muss man einfach mögen, diesen Mittvierziger, der nur für seine Arbeit lebt und sich vor seinem Jahresurlaub regelrecht fürchtet. Er ist ein nachdenklicher Typ, der seine Arbeit stets sorgfältig erledigt und niemals aufgibt. Dieser Ruf hat ja auch dazu geführt, dass Lisa sich ihn als Helfer ausgesucht hat. Und so stellt er sich auch dieser Aufgabe, selbst wenn sie ihn an seine Grenzen führt („Die Frage kreiste in seinem Verstand, als wollte sie sich präsentieren, damit er sie in aller Ruhe ansehen konnte, bevor sie ihn ganz langsam, ganz bewusst wahnsinnig machte.“ S. 190).

Lisa hingegen ist ein quirliges Mädchen, pfiffig und sprachgewandt für ihr Alter, aber durchaus realistisch gezeichnet. Auch alle anderen Figuren scheinen dem wahren Leben zu entspringen, angefangen beim unsympathischen, duckmäuserischen Polizisten Zimmermann über den schüchternen, vollkommen überforderten Bezirksbeamten Wagner bis hin zu Lisas schnippischer Tante Carmen. Sie alle glaubt man schon einmal irgendwo getroffen zu haben und am Ende ist man ein bisschen traurig, Elmar Kreuzer allein zurücklassen zu müssen.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch zeigt auf dem Cover eine schwarzweiße Spirale, die in einem schwarzen Tunnel endet. Blutflecken finden sich auf ihr sowie eine verzerrte Taschenuhr. Der Titel ist in brüchigen weißen Lettern mit schwarzem Rand gedruckt. Innen gibt es nach einem kurzen Prolog 33 nummerierte Kapitel, die außerdem mit Überschriften versehen sind. Wenn diese aber so profan wirken wie etwa „Lisa und Elmar reden“, dann hätte man sie auch gut weglassen können, was im Übrigen auch für die doch recht häufig auffallenden Druck- und Zeichensetzungsfehler gilt.


Fazit
Eine bestechend surreale Idee mit einem bodenständigen Krimi zu verknüpfen, das ist neu und macht viel Spaß. Wenn dann noch eine so originelle Sprache wie hier und spannende Figuren hinzukommen, hat sowohl der Krimifreund als auch der Liebhaber etwas speziellerer Geschichten eine passende Lektüre gefunden.


4 5 Sterne 


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