Smaller Default Larger

„Parnow sprach kein niederländisch. Das war auch nicht nötig. Die Pistole mit dem großen schwarzen Schalldämpfer sprach ihre eigene, klare Sprache.“
Der investigative Journalist Pieter van Boer hat sich in die rechtspopulistische PDN eingeschleust. Als er eine heikle Liste mit Parteispendern entwendet, ist er offensichtlich zu weit gegangen: Am nächsten Tag bekommt er Besuch von einem russischen Killer. In Brüssel ist Hoofdinspecteur Walter Eekhaut bei seinen Vorgesetzten so sehr angeeckt, dass sie ihn nur zu gern nach Amsterdam verabschieden. Dort soll er mit seiner toughen jungen Chefin Alexandra Dewaal in Sachen internationale Verbrechensbekämpfung zusammenarbeiten. Mit unkonventionellen Methoden ermittelt das Duo im Fall van Boer und findet sich bald in einem Sumpf krimineller Verstrickungen wieder.

 

 

Originaltitel: Absint
Autor: Guido Eekhaut
Übersetzer: Stefanie Schäfer
Verlag: Rowohlt
Erschienen: 01. April 2011
ISBN: 978-3-499-25567-0
Seitenzahl: 432 Seiten

Hier geht's zur Leseprobe


Die Grundidee der Handlung
Walter Eekhaut wird nach Amsterdam versetzt und seine Vorgesetzte in Belgien ist froh, ihn so schnell los geworden zu sein, denn mit seinen Methoden konnte und wollte sie nicht klar kommen. In den Niederlanden nun sieht er sich wieder einer Frau als Chefin gegenüber, die er bei der internationalen Verbrechensbekämpfung unterstützen soll. Auch hier handelt er nicht immer ganz nach Vorschrift, aber vielleicht wird ihm das nicht ganz so übel genommen wie in seiner Heimat. Als ein höchstwahrscheinlich korrupter Kollege ermordet wird, wird Eekhaut sofort in die Ermittlungen mit einbezogen. Schon bald wird klar, dass es sich hier nicht um eine Kleinigkeit handelt, sondern der Fall ein viel größeres Ausmaß annimmt, als anfangs gedacht.

Der Autor führt den Leser in das belgische und niederländische Wesen ein, so dass man sofort einen Eindruck von besagten Ländern, den dort lebenden Menschen und ihren Gewohnheiten erhält. Des Weiteren geht er tief in die politische Lage hinein und zeigt auf, dass hinter manch einer Fassade viel mehr steckt, als nach außen hin zu sehen ist. Korrupte Polizisten, geheime Unterstützer extremistischer Parteien, das gibt es wohl überall und gerade deshalb ist dieser Thriller so interessant. Denn im Grunde könnte er in jedem Land spielen, es käme immer sehr nahe an die Realität heran. Somit fällt es nicht schwer, die Geschehnisse nachzuvollziehen und sie für authentisch zu halten.


Stil und Sprache
Die Geschichte erstreckt sich über sieben Tage. Sieben Tage, in denen eine ganze Menge geschieht. Erzählt wird aus der beobachtenden Perspektive. Somit erhält man einen gewissen Rundumblick und weiß zeitweise mehr als die handelnden Personen. Allerdings bleibt es dem Leser dadurch auch verwehrt, eine Person näher kennen zu lernen als andere. Der Schreibstil ist sehr flüssig, so dass es absolut nicht schwer fällt, in die Geschichte hinein zu kommen. Auch wenn Orts- und Personennamen nicht immer einfach auszusprechen sind, ist dies kein Hindernis, es bringt einen eher noch tiefer ins Geschehen hinein. Dadurch, dass der Autor auch die Mentalität des Landes einfließen lässt, hat der Leser das Gefühl, selber dort zu sein und sich gut auszukennen.

Das Buch beginnt mit einem Prolog, wodurch man sofort mitten in die Geschichte eintaucht. Nach einem sehr rasanten Einstieg geht der Autor zunächst einen Tag in die Vergangenheit, damit der Leser nachvollziehen kann, wie es zu der Situation kam. Später dann wird die Handlung chronologisch weiter geführt, so dass keine Zeitsprünge mehr vorhanden sind. Der Prolog strahlt Tempo und Brutalität aus, so dass gleich klar ist, dass viel mehr hinter der ganzen Geschichte steckt, als man sich zunächst vorstellen kann. Die Spannung baut sich stetig auf und bleibt auch in den Situationen erhalten, in denen es mal nicht primär um den vorliegenden Fall geht. Einen Wendepunkt jedoch sucht man vergeblich. Es ist zwar nicht alles unbedingt vorhersehbar, aber man hätte sich dennoch gewünscht, zum Ende hin nochmals überrascht zu werden. Das ist leider nicht geschehen.


Figuren
Auf Grund der Erzählperspektive kann man nicht in einem solchen Maße in die Charaktere eintauchen, wie es der Fall ist, wenn aus der Ich-Perspektive erzählt wird, dennoch erhält man eine Menge Hintergrundinformationen zu den Personen. Daher ist es nicht schwer, sich ein sehr genaues Bild aller Beteiligten zu machen. Schnell hat man zunächst ein rein äußerliches Bild von ihnen, nach und nach kommen dann verschiedene Charaktereigenschaften hinzu, die entweder erwähnt werden oder auf Grund der Handlungen deutlich werden.

Walter Eekhaut ist kein Polizist, wie er im Buche steht. Er hält sich nicht gerne an Regeln, denkt aber bei seiner Art von Ermittlung hauptsächlich an die Opfer. Ihnen möchte er helfen und er weiß, dass das mit offiziellen Methoden nicht immer von Erfolg gekrönt ist. Auch wenn seine bisherigen Vorgesetzen ihn nicht mochten, so ist er dem Leser auf Anhieb sympathisch, denn er setzt sich für Gerechtigkeit ein. Er möchte, dass die Täter ihre gerechte Strafe erhalten und genau das macht ihn liebenswert, denn er macht nicht nur einfach seine Arbeit, sondern sieht auch die Menschen hinter dieser Arbeit. Die Namensgleichheit mit dem Autor scheint nichts zu bedeuten, denn bevor die Geschichte los geht, wird extra noch vermerkt, dass jede Ähnlichkeit mit Personen oder Situationen Zufall ist. Es lässt sich also keine Verbindung herstellen, womöglich hat der Autor die selbe Einstellung, wie der Hoofdinspecteur, aber das ist reine Vermutung.

Auch die anderen Figuren werden gut herausgearbeitet und beleuchtet. Egal ob es sich dabei um Eekhauts neue Vorgesetzte Alexandra Dewaal handelt, die eine recht große Rolle spielt oder um Pieter van Boer, der einen vergleichsweise kurzen Auftritt hat. Man kann zwar ablesen, welche Figuren als Haupt- und welche als Nebenfiguren fungieren, einfach auf Grund der Häufigkeit, in der sie auftauchen. Von der Darstellung lässt sich dies aber nicht ableiten, da jedem die gleiche Aufmerksamkeit zugedacht wird.


Aufmachung des Buches
Es handelt sich bei diesem Buch um ein Taschenbuch aus dem Rowohlt-Verlag. Die Hauptfarbe des Covers ist blau, in verschiedenen Abstufungen. Der Autor ist in weiß geschrieben und in der rechten oberen Ecke zu finden. Gleich darunter, in rot, steht der Titel. Auf dem Bild zu sehen ist eine Anlegestelle sowie zwei Boote, die dort befestigt sind. Der Kanal, der auf dem Cover zu erkennen ist, ist die einzige Verbindung zum Titel, denn die Verbindung zwischen Titel und Inhalt bleibt dem Leser bis zum Schluss verborgen. An sich ist das Cover nicht sonderlich spektakulär, doch gerade deswegen reizt es schon wieder. Denn das lässt sich auch so interpretieren, dass das Buch nicht mit einem reißerischen Cover auf sich aufmerksam machen möchte, sondern mit dem Inhalt, der schließlich das Wichtigste ist.


Fazit
Im Großen und Ganzen handelt es sich hier um einen grundsoliden Thriller, der Spannung aufweist und die Gratwanderung zwischen Ermittlungen und Privatem geschickt meistert. Es macht Spaß dieses Buch zu lesen, da man auch mal einen Einblick in ein Nachbarland erhält. Wahrscheinlich hat man sich vorher noch nicht in diesem Maße mit den Niederlanden beschäftigt, so dass es auch darüber einiges zu entdecken gibt. Natürlich steht der Fall im Vordergrund, der von Anfang bis Ende spannend bleibt. Einzig ein Wendepunkt fehlt in dieser Geschichte, dann wäre sie wirklich perfekt gewesen. Aber zu empfehlen ist dieser Thriller auf alle Fälle trotzdem.


4 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Facebook-Seite

FB

Partnerprogramm

amazon

Mit einem Einkauf bei amazon über diesen Banner und die Links in unseren Rezensionen unterstützt du unsere Arbeit an der Leser-Welt. Vielen Dank dafür!

Für deinen Blog:

BlogLogo