Smaller Default Larger

„Ich bin eine Legende. Der Tod hat keine Herrschaft über mich, Krankheit kann mich nicht anfechten. Im Jahre des Herrn 1330 wurde ich geboren, vor mehr als sechshundertundsiebzig Jahren. Ich war so vieles im Laufe der Zeit. Doch zuallererst war ich Alchemyst. Ich war DER Alchemyst. Ich bin der unsterbliche Nicholas Flamel.“

Als die Zwillinge Josh und Sophie auf Nicholas Flamel stoßen, geraten sie in einen uralten Kampf mächtiger Wesen, der alles bedroht, was ihnen lieb ist, und der sie begreifen lässt, dass manche Legenden vor allem eines sind: wahr.

 

  Autor: Michael Scott
Verlag: cbj
Erschienen: 02/2008
ISBN: 978-3-570-13377-4
Seitenzahl: 416 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Die Zwillinge Josh und Sophie finden sich urplötzlich in einer Welt wieder, die nicht mehr die ihnen bekannte zu sein scheint. Mythen und Sagen entpuppen sich als Wahrheiten, Magie und Unsterblichkeit sind real. Doch damit nicht genug, denn sie beide scheinen ein wichtiges Puzzlestück in der Welt zu sein, die auseinanderzubrechen droht – zumindest laut einer Prophezeiung. Und so müssen sie gemeinsam mit Nicholas Flamel vor bösartigen Kreaturen fliehen, die sie töten wollen. Hekate, eine Erstgeborene, die ihnen Zuflucht gewährte, muss dies mit ihrem Leben bezahlen und ihr Schattenreich zerfällt. Tote Wandeln plötzlich auf den Straßen, Sophies magische Fähigkeiten werden geweckt und drohen nun, sie um den Verstand zu bringen, und Josh fühlt sich minderwertig und allein gelassen – eine Tatsache, die Dr. Dee auszunutzen gedenkt. Wird es ihm gelingen, Josh auf seine Seite, die Seite der Dunklen Älteren, zu ziehen?

Der Autor Michael Scott ist ein international anerkannter Fachmann für mythen- und kulturgeschichtliche Themen, was man diesem Roman anmerkt. Er lässt viele Begebenheiten und Figuren – wie beispielsweise den Stein der Weisen, Nicholas Flamel oder den Weltenbaum Yggdrasil – in die Geschichte einfließen bzw. baut die Geschichte um diese Sagen und Mythen herum auf.


Stil und Sprache
Das Buch beginnt mit einem Tagebucheintrag in Ich-Form von Nicholas Flamel, in dem er von sich und seinem Können, aber auch der Gefahr, in der er und seine Frau schweben, erzählt. Der restliche Roman ist in der dritten Person verfasst, wobei sich Michael Scott meist für den personalen Erzähler entschieden hat, teilweise jedoch in die Sichtweise eines auktorialen Erzählers rutscht, wenn er in die Köpfe anderer Figuren schaut und deren Gedanken wiedergibt.
Das erste Kapitel beginnt recht harmlos im San Francisco der Gegenwart, endet jedoch mit einem Cliffhanger, der den Leser ins nächste Kapitel lockt. Anschließend wirft Michael Scott den Leser mitten in die Handlung hinein. Dies mag bei manchen Romanen durchaus sinnvoll sein, doch hier hätte ich mir etwas mehr Vorlaufzeit gewünscht. So bleiben die Figuren zunächst sehr blass und es fällt schwer oder ist anfangs gar unmöglich, sich mit ihnen zu identifizieren oder sich auch nur in sie und ihre Lage hineinzuversetzen. Man liest das Geschehen, bleibt dabei jedoch recht teilnahmslos – wie ein neutraler Beobachter. Dadurch findet man nicht den richtigen Zugang zu der Geschichte, kann sich nicht voll und ganz auf sie einlassen.
Erst ab Seite 292 erfährt man, wie Josh und Sophie an ihre Ferienjobs gekommen sind und – endlich – etwas über Joshs Verhältnis zu Flamel. Schade, dass der Autor dies so lange für sich behalten hat, denn dadurch gewinnen sie Figuren endlich die Tiefe, die ihnen bis dahin gefehlt hat. Auch versteht man endlich, wieso Josh von Flamel zeitweise so enttäuscht ist, hatte er doch bisher immer einen guten Freund, wenn nicht sogar den großen Bruder in dem Alchemysten gesehen. Michael Scott hätte die Geschichte vielleicht etwas früher beginnen lassen sollen und dem Leser somit all das zeigen können, was er hier in wenigen Sätzen präsentiert bekommt. Der Einstieg in das Buch wäre dadurch deutlich leichter gefallen.

Immer wieder trifft man auf Rückblenden, die teilweise geschickt in die Handlung einfließen, teilweise gelingt dies dem Autor jedoch weniger gut und der Leser fühlt sich im Fortgang der Handlung gestört. Doch da dies nicht sehr häufig vorkommt, sind diese Unterbrechungen nicht allzu gravierend.

Ab der Hälfte des Buches gewinnt die Geschichte langsam an Fahrt, bis man das Buch schließlich nicht mehr aus der Hand legen mag. Michael Scott zieht das Tempo an, steigert die Spannung und lässt den Leser nicht mehr los.


Figuren
Die Figuren bleiben anfangs, wie bereits bei „Stil und Sprache“ angesprochen, blass und unscheinbar. Die Beschreibungen der Äußerlichkeiten der einzelnen Figuren sind teilweise zu ausführlich bzw. zu geballt; es strömen zu viele Informationen auf einmal auf den Leser ein, als dass man sich alle Details merken könnte. Diese hätte Michael Scott besser nach und nach in den Text einfließen lassen und dem Leser die Figuren mehr durch Handlung nahegebracht.
Erst nach gut 300 Seiten werden sie richtig greifbar, gewinnen an Farbe und nehmen den Leser voll für sich ein.

Josh ist ein impulsiver Junge, der sagt, was er denkt, ohne groß darüber nachzudenken. Dies bringt ihn immer wieder mal in unschöne Situationen. Doch seine Zwillingsschwester Sophie kann sich voll und ganz auf ihn verlassen. Sie ist der eher ruhige Pol der beiden, denkt erst nach und hält auch mal den Mund, wenn es ihr sinnvoller erscheint. Josh und Sophie sind unzertrennlich und immer füreinander da. Mit der Zeit werden sie dreidimensionale Figuren, in die man sich sehr gut hineinversetzen, deren Gefühle und Handlungen man nachvollziehen kann.

Nicholas Flamel ist eine seltsame Figur: undurchschaubar und geheimnisvoll, doch gerade dadurch interessant. Man fragt sich fortwährend, was er noch weiß, was für Geheimnisse er hütet und ob er nicht vielleicht wirklich ein eigenes Spiel spielt. Andererseits ist er liebenswert, setzt sich für die Zwillinge und ihr Überleben ein – auch wenn er dadurch selbst in Gefahr gerät.


Aufmachung des Buches
Die Covergestaltung ist absolut gelungen und war der Grund, weshalb ich das Buch in die Hand nahm. Das blau gehaltene Cover mit den hochglänzenden, goldenen Verzierungen weckt die Neugier des Lesers auf den Inhalt des Buches. Der knappe Text auf der Buchrückseite tut sein Übriges dazu, die Neugier anzustacheln.

Jedes Kapitel beginnt mit der ausgeschriebenen Nummerierung des jeweiligen Kapitels (z.B.: „Kapitel achtundzwanzig“) und einigen seltsamen Zeichen, die um einen Bogen stehen und sich bis in den Text hinein erstrecken, ohne die Lesbarkeit zu stören. Die insgesamt 41 Kapitel sind zwei Daten zugeordnet: dem 31. Mai und dem 1. Juni; den beiden Tagen, an dem sich die Handlung dieses Romans abspielt.


Fazit
Michael Scott hat einen schönen Fantasy-Roman geschrieben. Schade, dass er sein wahres Potenzial erst ab dem letzten Drittel so richtig zeigt. Doch wer sich durch den etwas zähen Anfang mit den zunächst blassen Figuren liest, wird schließlich belohnt: Die letzten 150 Seiten sind hervorragend geschrieben, warten mit Überraschungen und Spannung auf und lassen den Leser ungeduldig auf den nächsten Band warten („Die Geheimnisse des Nicholas Flamel – Der dunkle Magier“).


3 5 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Facebook-Seite

FB

Partnerprogramm

amazon

Mit einem Einkauf bei amazon über diesen Banner und die Links in unseren Rezensionen unterstützt du unsere Arbeit an der Leser-Welt. Vielen Dank dafür!

Für deinen Blog:

BlogLogo