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Eine unsterbliche Liebe. Und ein Fluch, der alles zerstören kann.

Für Jerusha liegen Liebe und Tod nahe beieinander: Ein Fluch zwingt sie dazu, jeden zu verraten, in den sie sich verliebt. Doch als sie auf Kiéran trifft, fällt sie die Entscheidung, den Bann zu brechen. Und sollte es ihr eigenes Leben kosten …

 

 

Autor: Siri Lindberg
Verlag: Piper
Erschienen: 09/2010
ISBN: 9783492702157
Seitenzahl: 591 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Kurz vor der Hochzeit mit dem Spiegelmacher Dario erfährt die leidenschaftliche Bildhauerin Jerusha von dem schicksalhaften Fluch, der auf den Frauen in ihrer Familie liegt – bereits ihrer Großmutter, Mutter und andere weiblichen Mitgliedern des Clans der KiTenaro ist Schlimmes widerfahren, denn sie waren gezwungen, die Männer zu verraten, die sie lieben, seien es ihre Männer oder auch Söhne. Ohne Zögern begibt sich Jerusha auf die Reise in die Gegend, wo ihre Familie zuvor ansässig war und einst von einem fremden Reisenden verflucht wurde, da sie ihre zukünftige Ehe nicht unter einem schlechten Stern schließen möchte. Doch dann trifft sie den erblindeten Krieger Kiéran und ist sich plötzlich ihrer Gefühle für Dario, der sie ganz allein hat ziehen lassen, nicht mehr so sicher. Und auch die Suche nach dem Fluchgeber nimmt schließlich eine unerwartete Wende, die Jerusha und Kiéran tief in Feindesland führen wird ...

Der Umschlagstext auf dem Buch ist ein wenig widersprüchlich, denn Jerusha möchte den Fluch schon lange bevor sie auf Kiéran trifft lösen. Zum einen für sich und ihre junge Liebe zu Dario, aber auch für ihre kleine, geliebte Schwester Liri, ihre gebrochene Mutter und die unglückliche Großmutter.
Bei Nachtlilien handelt es sich um klassische High Fantasy – Heldin begibt sich auf eine Suche quer durch ein mittelalterlich geprägtes Land voller magischer Gestalten und Gefahren und trifft dabei auf einen tragischen Helden, der ihr zur Seite steht. Viele bekannte und beliebte Fantasy-Elemente haben Einzug in die Geschichte gehalten, man wird aber auch mit frischen, neuen Einfällen überrascht.


Stil und Sprache
Stilistisch kommt Nachtlilien passend zum Genre sehr ausgereift daher, die Worte sind wohl durchdacht und fügen sich nahtlos in eine mittelalterliche Welt ein. Gerade die Landschaft und Natur werden so detailreich und liebevoll beschrieben, dass man alle Orte gut vor Augen hat. „Sie waren in einem Wäldchen aus Birken und Bäumen mit grau-golden schimmernden Blättern, die Jerusha noch nie gesehen hatte. Kniehohes grünsilbriges Gras bedeckte den Boden. Es war warm und windstill hier; der Duft nach trockener Erde und Baumrinde hing in der Luft.” (Seite 420)

Sowohl die Namen der Menschen, Tiere, magischen Wesen, Gegenstände, Städte, Titel und Landschaften sind sehr fantasievoll und haben einen schönen Klang, jedoch sind sie aufgrund ihrer Fülle oftmals verwirrend und man kann sich deren Bedeutung schwer merken oder auch erklären, da vieles erst im Laufe der Handlung deutlich wird. Ein Register am Ende des Buches wäre sehr wünschenswert gewesen, ein Inhaltsverzeichnis ebenfalls.
Das Buch ist in drei Teile untergliedert, die die Abschnitte der Reise umfassen. Abwechselnd wird die Perspektive von Jerusha und Kiéran gezeigt, die in der dritten Person in der Vergangenheitsform geschrieben ist. Die Geschichte enthält einen konstanten Spannungsbogen, der gemäß der Suche nach dem Fluchbringer verläuft, und dieser wird von vielen kleinen Momenten unterstützt, in denen es für die Protagonisten brenzlig wird. Zu Beginn und auch im zweiten Teil des Buches gehen die beiden größtenteils ihre eigenen Wege, streben dann aber aufeinander zu, um den dritten Teil gemeinsam zu verbringen. Einige wirklich interessante Dinge, wie Darios Umgang mit den Spiegeln, werden in der Handlung leider nur angerissen und das Ende kommt dann etwas zu abrupt und glatt, wobei Folgebände im Bereich des Möglichen liegen und offene Stränge von der Autorin beabsichtigt wurden.


Figuren

Jerusha und Kiéran sind die Hauptfiguren des Romans, was schon dadurch deutlich wird, dass bis auf wenige Ausnahmen stets deren Sicht und Gedanken geschildert werden. Jerusha ist zu Beginn des Buches eigentlich eine glückliche junge Frau, in ihrem Beruf als Bildhauerin hat sie Erfolg und bekommt Anerkennung für ihre Werke, sie ist glücklich mit Dario, dem Spiegelmacher, und steht kurz vor ihrer Hochzeit. Bis dann ihre Mutter und ihre Großmutter ihr eröffnen, dass ein Fluch auf der Familie KiTenaro liegt. Jerusha muss nicht lange überlegen und beschließt, diesen Fluch zu brechen. Sie ist zielstrebig, abenteuerlustig und auch etwas furchtlos, als sie sich noch ahnungslos ob der Gefahren auf den Weg macht. Kiéran hingegen ist kampferprobt und hat bei der letzten Schlacht furchtbare Verletzungen erlitten, die zum einen sein Gesicht stellenweise entstellen und zum anderen ist er blind. Er wird von den Priestern des Schwarzen Spiegels gesund gepflegt und erhält von ihnen ein kostbares magisches Geschenk. Doch es ist schwierig für ihn, sich mit seiner neuen Rolle abzufinden, denn vorher befehligte er eine kleine Elitetruppe. Auch er ist wie Jerusha anderweitig gebunden und stellt ebenfalls im Laufe der Reise fest, dass er zu tiefer gehenden Gefühlen fähig ist.

Nebenfiguren gibt es einige, auch wenn nur wenige mehrmals auftreten und dann nur episodenhaft, sei es Jerushas fröhliche Schwester Liri, ihre traurige Mutter, der hilfsbereite Dorfsonderling Gorias oder auf Kiérans Seite der neugierige Priester Gerrity, die anhängliche Botin Charis oder sein bester Freund, der gutmütige Santiago. Auch die böse Seite ist gut vertreten mit dem skrupellosen Aláes und seinem hochmütigen Neffen Silmar, jedoch gibt es kein klassisches Schwarz-Weiß und auch in Feindesland finden Jerusha und Kiéran unerwartet Hilfe und Freundschaft. Besonders hervorzuheben sind die fantastischen Wesen, wie zum Beispiel der treue Schattenspringer Grísho und der machtvolle Drache Koriónas, die mit Jerusha verbunden sind.


Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch ist mit seinen 591 Seiten sehr dick und man muss dazu anmerken, dass die Schrift recht klein und dicht gesetzt wurde, sodass es mit einer etwas leserfreundlicheren Gestaltung noch um einiges dicker hätte werden können. Auf dem Cover ist klassischerweise ein Frauengesicht zu sehen, das von dem Nachtlilien-Schriftzug, Schnörkeln und einer Lilienblüte umrahmt wird. Insgesamt sieht es ziemlich düster aus, der Titel sticht rot hervor und wurde zusätzlich zusammen mit den Dekor-Elementen lackiert. Der Einband ist in einem schlichten Dunkelblau gehalten, wobei auf dem Rücken der Titel ebenfalls rot steht und der Autorenname weiß.
Auf dem Vorsatz- und dem Rücksatzblatt ist eine dunkelrote Karte von Ouenda, wo der größte Teil der Geschichte spielt, abgebildet. Ich persönlich finde, man hätte diese über die Doppelseite ziehen und größer zeigen sollen, denn so sind die Details und die Schrift auf der Karte sehr klein und gehen fast zwischen den angedeuteten Strichen und Kreisen für Berge und Wälder unter. Sehr vermisst habe ich ein Personen-, Landschaften-, Titel- und Wesensverzeichnis, denn die Namen all dieser wirkten sehr fremd auf mich und es war schwer, sich etwas zu merken oder auseinander zu halten. Die fantastischen Wesen konnte man sich oft nur mühsam aus dem Kontext zusammenreimen, da hat mir eine schöne Zusammenfassung in einem Register am Schluss sehr geholfen. Insgesamt ist es nichtsdestotrotz eine schöne und hochwertige Aufmachung, die aber nicht ganz die Welt und Abenteuer von Jerusha widerspiegelt.


Fazit
Die Geschichte eines Fluchs, eine Reise mit vielen großen und kleinen Abenteuern, Liebe mit Hindernissen, Freunde, Feinde, magische Wesen - hier wird solide, klassische High Fantasy geboten, die gut unterhält und durchaus Spielraum für weitere Bände lässt.


4 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Mehr zur Autorin und dem Buch inklusive einer unveröffentlichten Schluss-Szene findet man auf Siri Lindbergs Homepage.

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