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Brutale Morde im Schatten des Doms Köln 1248. Gerhard von Rile hat soeben seinen Dienst als Dombaumeister angetreten, als ein verheerender Brand den alten Dom vorzeitig vernichtet. Doch damit nicht genug, sein Neffe Gerwich wird Zeuge eines Mordes, der kein Einzelfall bleibt: Junge Männer aus den verfeindeten Ständen der Händler und Handwerker sterben. Doch kein Richter entscheidet über Schuld oder Unschuld der Verdächtigen, sondern ein Stein, der magische Kräfte haben soll: die Blutsäule. Können die Mönche Albertus Magnus und Thomas von Aquin, denen Gerwich sich angeschlossen hat, die Morde aufklären? »Finde den Mann, der die Säule von Sankt Gereon beherrscht, und das Töten wird ein Ende haben.«

 

 

Autor: Iris Kammerer
Verlag: Aufbau
Erschienen: 24.01.2011
ISBN: 978-3746626437
Seitenzahl: 473 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Albertus Magnus oder auch Albert von Lauingen, und Thomas von Aquin sind beide historisch belegte Figuren. Iris Kammerer hat diesen beiden, Lehrer und Schüler, tragende Rollen in ihrem Buch zugeteilt. Aber auch Gerhard von Rile, der nachweislich der erste Dombaumeister des Kölner Doms war und von dem man annimmt, dass auch die Baupläne zu dem außergewöhnlichen Werk von ihm stammten, hat Iris Kammerer einen sehr wichtigen Part zugeteilt. Rund um den Beginn des Dombaus, des Tods von Kaiser Friedrich und der Machtkämpfe zwischen dem Erzbischof und der reichen Stadtherren Kölns ist die spannende Geschichte angesiedelt.

Die „Blutsäule“, die sich in der Basilika St. Gereon in Köln befindet, steht im Zentrum der Geschichte, denn es geschehen Morde, für die sich zwar schnell vermeintliche Täter finden lassen, aber man kann die Taten nicht beweisen. Und so wird vom Volk gefordert, die beschuldigten einer Wahrprobe mit der Blutsäule zu unterziehen, denn anscheinend stimmt es doch, was die Alten immer schon wussten: Berührt ein Lügner die Säule, so erkennt diese die Lüge und der Täter wird bestraft …


Stil und Sprache
Iris Kammerer ist wohl eine der wenigen Autoren historischer Romane, die es hervorragend versteht, eine ausgefeilte schöne Sprache mit einem ebensolchen Erzählstil zu verbinden, wobei noch dazu die Geschichte selbst sehr harmonisch und stringent ist.
Als Leser begleitet man mehrere Figuren, wodurch sich auch mehrere Erzählstränge ergeben. Einerseits ist man stiller Beobachter, wie der Neffe des Dombaumeisters, Gerwich, sein Leben sieht und welche Zukunftspläne er hat, und anderseits steht man an der Seite Pater Albertus' und begleitet diesen. Aber auch in das Seelenleben Richolf Nigers bekommt man Einblicke, was ein Betrachten der Erzählung aus unterschiedlichen Perspektiven ermöglicht
Obwohl das Buch doch knapp 500 Seiten hat, hält die Autorin den Leser stets auf Trab und wechselt geschickt die Szenerie, um die Spannung immer straff zu halten. Scheinbar nebenbei erfährt man viel von den damaligen großen Problemen, die die Bevölkerung aufgrund der Machtproben der „Besseren“, den reichen Händlern und des Domkapitels mit dem Erzbischof als „Kopf“, hatten. So ist die Geschichte immens lebendig und voller Ereignisse, wirkt aber nie überfrachtet, so dass der rote Faden sich zu keiner Zeit in der Fülle des Geschehens verheddert. Sprachlich ausgereift und erzählerisch durchdacht, hat Iris Kammerer einen ausgesprochen intelligenten Roman geschaffen. Dass die Protagonisten nicht immer weiblich sein müssen und man auch gänzlich ohne billige Sexszenen auskommt, dafür ist dieses Buch geradezu ein Paradebeispiel!


Figuren
Iris Kammerers Figuren leben. Sie wirken auch wie aus dem wahren Leben entnommen, haben ihre Stärken und Schwächen, ihre Begabungen und ihre Lasten, sind sympathisch und auch widerlich und sind alles andere als schwarz/weiß gezeichnet. Und sie haben nicht starr ihren Platz in der Geschichte, sondern entwickeln oder entfalten sich, je nach dem ihnen zugeordneten Charakter.
Neben Pater Albertus und Frater Thomas spielen noch jede Menge andere Figuren eine wichtige Rolle und obwohl dies derer viele sind, hat die Autorin es wunderbar geschafft, jedem ihrer Darsteller einen so individuellen Wesenszug zu geben, dass nie Verwechslungen entstehen oder man sie gar durcheinanderbringt.

Gerhard von Rile, der Dombaumeister, der mit seinem Neffen Gerwich nach Köln kommt, um den neuen Dom in franzischer Art (im gotischen Stil) zu bauen, spielen eine nicht unerhebliche Rolle in der Geschichte. Mit Gerwichs Augen zeigt sich die Geschichte aus jungendlicher Perspektive. Gerwich soll in die Fußstapfen seines Onkels treten, obwohl er sich für den Dombau so gar nicht begeistern kann, er will lernen, lesen, Wissen aufsaugen. Der innere Kampf Gerwichs, der zwischen Dankbarkeit, Loyalität und eigenen Wünschen und Träumen herrscht, ist eine Belastung, die ihn auf eine große Probe stellt.
Pater Albertus, ein kluger Mann, beliebt und geachtet, hat aber auch seinen Dickkopf. Thomas von Aquin ist die wohl interessanteste, wenngleich nicht die wichtigste Figur in dieser Erzählung. Ihn hat Iris Kammerer mit spezieller Sorgfalt und viel Feingefühl für die historisch belegte Figur geschaffen. Ihn, der mehr wie ein großer, grobschlächtiger Ritter wirkt als ein Gottesmann, hat die Autorin zu einem stillen und wenigen, aber dafür äußerst klugen, und nicht selten mit spitzfindigen uns subtilen, Bemerkungen ausgestattet.

Jede Person, ob Bischof, Novizenmeister, Medicus oder auch die weltlichen Handelsleute, Baumeister, Lumpenhändler oder Steinmetze, wurde dieselbe Aufmerksamkeit und Akribie geschenkt, sodass ein buntes und pralles Potpourri an Menschen das alte Köln bevölkert.


Aufmachung des Buches
Ein Buch, das zweifelsfrei einer gebundenen und schönen Hardcoverausstattung würdig wäre. Dennoch ist das doch sehr dicke, weil umfangreiche, Werk sehr augenfällig gestaltet. Wenngleich nicht aus der Zeit, so doch wunderbar zum Thema passend, sind Motive von Michelangelo ausgewählt worden, die das Wesentliche des Buches Widerspiegeln: Baukunst und Blut.
24 Kapitel, über den jeweiligen mit römischen Zahlen, deren Hintergrundmotiv ein typischer Spitzbogen der Gotik bildet, führen durch das knapp 500 Seiten umfassende Buch. Ein ausführliches Nachwort rundet die optisch schöne Taschenbuchausgabe ab.


Fazit
Eine sich wohltuend von der Masse historischer Romane abhebende Geschichte, die äußerst intelligent und auch sehr feinfühlig erzählt ist. Leser mit etwas gehobenen Ansprüchen finden in diesem Buch alles, was einen guten historischen Roman ausmacht: Einblick in die Historie der Zeit, gepaart mit einer klugen Geschichte mit ausgefeilter Sprache.
Absolut empfehlenswert!


5 Sterne


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