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Am Tag seiner Geburt trug sein Vater ihn auf einem fliegenden Teppich hinauf in den Himmel über Samarkand - Tarik al-Jamal, der beste Schmuggler auf den Himmelsrouten des Orients. Keiner reitet einen Teppich wie er - bis er draußen im Dschinnland, den tödlichen Wüsten zwischen Samarkand und Bagdad, seine große Liebe Maryam verliert. Gebrochen und einsam verdingt sich Tarik bei illegalen Teppichrennen. Doch dann will sein jüngerer Bruder Junis die mysteriöse Sabatea durchs Dschinnland nach Bagdad bringen. Tarik fürchtet um das Leben der beiden - und stellt sich einmal mehr den Geistern seiner Vergangenheit. Eine mörderische Jagd durch die Wüste beginnt, eine Odyssee auf fliegenden Teppichen, mitten in den Krieg zwischen Dschinnen und Sturmkönigen ...

 

  Autor: Kai Meyer
Verlag: Lübbe
Erschienen: 16.09.2008
ISBN: 978-3-7857-2336-4
Seitenzahl: 428 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Die Dschinne sind in diesem Roman eine brutale, menschenverachtende Rasse, die vor vielen Jahren einen Krieg zwischen Dschinnen und Menschen herbeigeführt haben. Das Dschinnland, das dabei entstanden ist, trennt seitdem Bagdad und Samarkand. In Bagdad herrscht der Emir mit harter Hand, Magie wie das Teppichfliegen ist bei Todesstrafe verboten und niemand darf die Stadt verlassen. Menschen, die versuchen, durch das Dschinnland von Samarkand nach Bagdad zu fliehen, überleben dies meist nicht – dafür sorgen die Dschinne oder andere Wesen der wilden Magie. Doch Sabatea muss unbedingt nach Bagdad gelangen und schafft es durch Tricks, Junis und Tarik zu überreden, sie durch das Dschinnland auf ihren fliegenden Teppichen dorthin zu geleiten. Ein von Anfang an gefährliches Unterfangen, das  böse Überraschungen bereit hält…


Stil und Sprache
Kai Meyer zeigt in diesem Buch, dass er wunderbar auch erotische Szenen Schreiben kann, ohne dabei ins pornohafte abzurutschen. Sinnlich, gefühlvoll, doch nicht zu detailliert gibt er das Geschehen bildhaft wieder und lässt dem Leser ausreichend Platz für die eigene Fantasie. Doch genauso gut schreibt er brutal und abstoßend, wenn die Handlung es erfordert. Auch hierbei übertreibt er nicht mit Details, sondern trifft genau das richtige Maß an Beschreibung, um das Geschehen vor dem inneren Auge des Lesers wiederzugeben.
Überhaupt wird der Leser nicht mit Informationen überhäuft, sondern bekommt diese nach und nach vermittelt. So entfaltet sich Tariks Vergangenheit nach und nach, sorgsam in die Handlung eingewoben. Dies sorgt neben dem Effekt, dass die aktuelle Handlung nicht störend unterbrochen wird, dafür, dass der Leser neugierig ist, da er wissen möchte, was Tarik so schlimmes in der Vergangenheit erlebt hat. Die Rückblicke sind kursiv gedruckt und heben sich dadurch deutlich erkennbar von der aktuellen Handlung ab.
Die Spannung kommt selbstverständlich nicht zu kurz, denn Kai Meyer versteht es, gemein zu seinen Figuren zu sein. Er verfrachtet sie von einer miesen Situation in eine mindestens genauso katastrophale und gönnt ihnen – und dem Leser – nur kurze Verschnaufpausen.

Die kurzen Kapitel von durchschnittlich zehn Seiten, die man von Kai Meyer gewohnt ist, empfinde ich als sehr angenehm und tragen teilweise auch zu dem hohen Lesetempo bei.


Figuren
Es ist erstaunlich, dass der Autor das Buch mit einem Protagonisten beginnt, der erstmal unsympathisch ist: Frauen und Wein scheinen das Einzige zu sein, das Tarik interessieren. Dafür benötigt er Geld, das er mit illegalen Teppichrennen einnimmt. Dabei geht er skrupellos vor und denkt nur an sich und den Sieg, sogar, als sein Bruder Junis bei einem Rennen auftaucht. Er hat kein schlechtes Gewissen, diesen vom Teppich zu werfen, um sich den Sieg zu sichern – auch wenn diese Skrupellosigkeit auf Gegenseitigkeit zu beruhen scheint. Nun gut, gerade diese Charaktereigenschaft macht Tarik und die Geschichte interessant, weiß man als Leser doch nicht, was man dem Protagonisten noch alles zutrauen kann bzw. muss. Zusammenfassend kann man sagen, dass Tarik ein grenzenlos egoistischer Kerl ist. Doch im Verlauf der Geschichte erfährt man mehr über ihn und seine Vergangenheit, kann sein Verhalten ein Stück weit nachvollziehen. Und er verändert sich: Er entwickelt Gefühle und ein Gewissen und denkt nicht mehr nur an sich; er riskiert sogar sein Leben für andere.

Sabatea ist die andere überaus interessante Figur in diesem Roman. Sie ist geheimnisvoll, wirkt eiskalt und beherrscht und doch kann sie fühlen; Liebe, Hass, Dankbarkeit… Sie ist nicht leicht zu durchschauen, spielt ihr eigenes Spiel und weiß zu überraschen – sowohl ihre Gefährten, als auch den Leser.


Aufmachung des Buches
Die Gestaltung des Buches gefällt mir sehr gut! Der Schutzumschlag des gebundenen Buches zeigt die Silhouette einer orientalischen Stadt sowie zwei Teppichflieger. Das Cover verbreitet eine geheimnisvolle Atmosphäre, die sogleich neugierig macht und sicherlich die Blicke vieler potentieller Leser im Buchgeschäft auf sich zieht. Zudem passt die Gestaltung hervorragend zum Inhalt des Buches.
Nimmt man Schutzumschlag ab, wartet einmal etwas ganz anderes auf den Leser: Das Buch ist metallic-blau, ansonsten jedoch schlicht gehalten. Lediglich auf dem Buchrücken findet man in weiß Titel und Autor, umgeben von silbern glänzenden Sternen.

Sowohl vorne, als auch hinten im Buch ist eine doppelseitige Karte abgebildet, auf der man den Weg der Figuren sehr gut mit verfolgen und sich ein Bild von der Gegend machen kann.


Fazit
Kai Meyer bringt dem Leser fliegende Teppiche und Dschinne nahe – ohne die klischeehafte Romantik von 1001 Nacht, sondern in einer völlig neuen Umsetzung: brutal und schonungslos. Ein Buch, dass sich zu lesen lohnt!


4 5 Sterne


Hinweise
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