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»Das ist die Ironie, wenn man ein Zombie ist: Alles ist komisch, aber man hat nichts zu lachen, weil einem die Lippen verrottet sind.«

Mit atemberaubendem Drive und sprühendem Witz legt Isaac Marion den ersten menschlich-warmen Zombie-Liebesroman vor.

 

Mein_fahler_Freund 

Originaltitel: Warm Bodies
Autor: Isaac Marion
Übersetzer: Daniel Sundermann
Verlag: Klett-Cotta
Erschienen: 21.02.2011
ISBN: 978-3-608-93914-9
Seitenzahl: 299 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
R ist ein Zombie und kann sich, wie all die anderen zahllosen umherwandelnden Leichen, nicht mehr an seinen Namen und seine Vergangenheit erinnern. Nur der erste Buchstabe ist ihm geblieben. Und so lebt R das Leben eines waschechten Zombies: er steht herum, läuft ziellos durch die Gegend, stöhnt alle paar Schritte und frisst Menschen. Doch als er das Mädchen Julie kennen lernt, beginnt sich etwas in ihm zu regen. Er weiß viel über sie, weil er das Gehirn ihres Freundes gefressen und sich so seine Erinnerungen angeeignet hat. R möchte nicht mehr ohne Julie sein, er will sie beschützen und für sie da sein. Dafür begibt er sich in eine Gefahr, die seinem Dasein schnell ein Ende bereiten könnte …

„[…], und wir werden sehen, was geschieht, wenn wir Ja sagen, während diese leichenstarre Welt Nein schreit!“ (Seite 137)


Stil und Sprache
Mit viel Wortwitz erzählt R seine Geschichte in der ersten Person im Präsens dem Leser. Schon der erste Satz verspricht eine interessante, humorvolle Geschichte: „Ich bin tot, aber es ist nicht so schlimm.“ Und so erfährt man zunächst einiges über das „Leben“ als Zombie, und Isaac Marion schafft es trotz - oder gerade wegen - der bildreichen, humorvollen Sprache, die Monotonie dieses Daseins nachvollziehbar darzustellen. Alles wirkt abgestumpft und belanglos. Der Schreibstil des Autors ist herausstechend. Zahllose schöne, unverbrauchte Formulierungen erfreuen das Leser-Herz und lassen die Worte lebendig werden: „Draußen verdunkeln sich die Baumwollwolken zu Stahlwolle“ (Seite 205). Schade nur, dass die Umsetzung der an sich gelungenen Grundidee der Handlung hier nicht mithalten kann. Denn was bei all der Ironie, dem Humor und der Lethargie über einen großen Teil des Buches auffallend fehlt, ist ein Ziel, ein Punkt, auf den die Geschichte zusteuert, etwas, das die Figuren antreibt. Sie scheinen genauso ziellos durch die Geschichte zu stolpern wie die Zombies durch die verfallenen Straßen der sterbenden Welt. Die Geschichte plätschert vor sich hin, wodurch es – bis auf wenige dramatische Szenen – an Spannung fehlt. Darüber kann auch die ehrlich-lockere, direkte und sarkastische Art Rs nicht hinwegtäuschen. Faszinierend ist jedoch die Gegensätzlichkeit von Rs einfachen, unbeholfen wirkenden Worten und seinen tiefgehenden, intensiven und gefühlvollen Gedanken.

Wie bei einem Zombie-Buch nicht anders zu erwarten, sollte man nicht zartbesaitet sein – hier werden Kehlen herausgerissen, Schädel zertrümmert und Gehirne genüsslich verspeist. Und im letzten Dritten darf man sich auch über eine gewisse Grundspannung und ein aufreibendes Finale freuen.


Figuren
R ist sensibler als andere Zombies. er ist einfach anders – und das nicht nur, weil er sich im Frühstadium des Verfalls befindet. Er sticht aus der – im wahrsten Sinne des Wortes – grauen Masse der nach Menschenfleisch gierenden Toten heraus: „Ich bin einfach nur eine Leiche, die keine sein möchte“ (Seite 261). Als er Julie trifft, tritt seine Andersartigkeit immer mehr in den Vordergrund. Julie selbst ist ein seltsames Mädchen, das es dem Leser mit seiner scheinbar gleichgültigen und bei weitem nicht immer nachvollziehbaren Art schwer macht, sich mit ihr zu identifizieren oder auch nur ihr Handeln nachzuvollziehen.
Besonders interessant ist die Figur Perry Kelvin, auch wenn man ihn nur durch R kennen lernt, der ihn getötet und sein Gehirn gefressen und somit einen Teil von Perry ins Ich aufgenommen hat. Perry ist ein Jugendlicher, der in der grausamen, kaputten Welt die Hoffnung verloren hat und den Sinn verzweifelt sucht. Erst in seinem Tod schafft er es, die Welt zu verändern.


Aufmachung des Buches
Die Gestaltung des Schutzumschlags dieser gebundenen Ausgabe ist sicherlich Geschmackssache. Zu sehen sind vor einem schwarzen Hintergrund Julie und R - das Licht in all der Finsternis. Ein Cover, das nicht unbedingt zum Kauf anregt, aber durchaus zum Inhalt des Buches passt.

Jedem Kapitel sind Illustrationen vorangestellt, die aus dem im Text erwähnten Medizinlehrbuch „Gray’s Anatomy“ stammen dürften. Eine nette Idee, doch leider sind die zugehörigen Beschriftungen dermaßen winzig, dass man sie nur schlecht bis gar nicht entziffern kann.


Fazit
Dem Buch liegt eine interessante Grundidee zu Grunde, dessen Umsetzung leider nicht so recht überzeugen kann. Der Schreibstil Isaac Marions ist herrlich zu lesen, kann jedoch über die über weite Strecken fehlende Spannung nicht hinwegtrösten.


3 Sterne


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