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Wir beurteilen die Sitten und Lebensverhältnisse, welche vor vier- bis fünfhundert Jahren herrschten, gerne nach heutigen Maßstäben. Deshalb erscheint uns das Zeitalter der Hexenverbrennungen dunkel und barbarisch. Aber es war auch die Zeit großer Namen wie Luther, Kolumbus, Bach, da Vinci und Shakespeare!

„Von Unholden und Hexen“ gehört zu den ersten Hexentraktaten, die nach Bekanntgabe der Hexenbulle Papst Innozenz` VIII, aus dem Jahre 1484 erfasst wurden. Nur kurze Zeit vorher, 1487, war der berühmt-berüchtigte Hexenhammer erschienen. Mit diesem wurde auch das Werk Molitors als maßgebliches Regelwerk zur Hexenfrage bekannt.

 

  Autor: Nicolaus Equiamicus
Verlag: Ubooks
Erschienen: 18.02.2008
ISBN: 978-3866-08089-8
Seitenzahl: 143 Seiten 


Stil und Sprache
Wohl bei keinem Buch ist es mir so schwer gefallen, Stil und Sprache zu bewerten wie bei diesem Buch und bei „Die Geisterwelt“ von Ulrich Molitor bzw. Nicolaus Equiamicus. Wem gebührt nun Lob und Tadel? Dem ursprünglichen Verfasser Ulrich Molitor, der die Grundlage zu diesem Buch bereits im 15. Jahrhundert verfasste oder Nicolaus Equiamicus, der das Werk überarbeitete?
Würde in der heutigen Zeit ein Autor ein Buch in der Sprache wie diesem Büchlein schreiben, so würde er wohl kaum Leser für sein Werk finden. Gerechterweise muss man aber sagen, dass Equiamicus sich sehr bemühte, das Verständnis der Sprache zu heben. Zwar sind viele Formulierungen und Wortwahlen für uns ungewöhnlich, so lässt es sich dennoch leicht lesen. Allerdings verlangt es dem Leser mehr Aufmerksamkeit ab und man sollte sich schon etwas Zeit nehmen.
Viele Begriffe aus der damaligen Zeit hat Equiamicus mit Fußnoten versehen und gut und ausführlich erklärt. Allerdings steht die Erklärung auf den letzten Seiten, was einem in Anbetracht der großen Anzahl doch viel Geduld abverlangt. Das ewige Hin- und Herblättern stört den Lesefluss und es wäre für den Leser einfacher und angenehmer gewesen, die Erklärungen jeweils am Schluss der Seite zu finden.


Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
Auf jeden Fall wird einem durch dieses Büchlein so richtig vor Augen geführt, welchen Stellenwert die Frauen in dieser lang vergangenen Zeit hatten. Wehrte oder verteidigte sich eine Frau verbal heftig, so kam man schnell zu dem Schluss, das dies nicht mit rechten Dingen zugehen könne. Der Aberglaube der Menschen in dieser Zeit war enorm. Speziell wenn man die zweite Hälfte des Büchleins liest, wird man sich oft beim Kopfschütteln ertappen, so unglaubwürdig erscheinen einem diese Geschichten. In der zweiten Hälfte des dünnen Buches sind einige dieser kurzen Geschichten und Erzählungen über Erlebnisse und angebliche Begebenheiten mit Hexen und Unholden angeführt. Diese Kurzgeschichten sind amüsant zu lesen, auch wenn in der heutigen Zeit niemand mehr auf die Idee käme, dass nur eine davon der Wahrheit entspricht.
Da ist von Zeugen die Rede, die darauf schwören würden, dass das Nachbarsweib nächtens in Gestalt einer Katze herumschleiche und dass sich Jungfrauen vom Teufel verführen ließen. Andere Gestalten ritten auf Wölfen und durch dessen Blicke wurden andere Menschen von großen Schmerzen geplagt.
Dieses kleine Buch ist für Leser und Interessierte der Thematik Hexen und Hexenverfolgung mit Sicherheit eine unterhaltsame Lektüre für zwischendurch. Neue Erkenntnisse erfährt man nicht.
Da die Dialoge zwischen Sigismund, Ulrich und ggf. auch Konrad überarbeitet sind, kann man diese leicht lesen und sind kurzweilig.


Aufmachung des Buches
Der Titel dieses Buches birgt Unangenehmes und dementsprechend düster ist auch die Gestaltung des Covers ausgefallen. Die dunklen braun- und oliv-Töne passen hervorragend zum „dunklen“ Inhalt. Lediglich die Frauengestalt wirkt für ein Buch aus dem 15. Jahrhundert zu modern und unpassend, auch, wenn das Werk überarbeitet ist.


Fazit
Das größte Manko an diesem Büchlein ist auf jeden Fall der Preis.
Für ein Taschenbuch mit 140 Seiten – und sei es noch so interessant – den Preis eines gebundenen Buches zu verlangen, ist eindeutig zu viel. Allenfalls die Hälfte des Preises wäre gerechtfertigt.
Wer die alte Sprache liebt und sich mit der Thematik Hexen und dergleichen beschäftigt und dies interessiert, wird mit diesem kleinen Buch kurzweiliges Lesevergnügen haben. Man darf sich jedoch keine neuen Einblicke in diese Welt erwarten, denn dann wird man enttäuscht sein.


2 5 Sterne


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