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Faszinierend anders – eine neue Welt, die ihren eigenen Gesetzen folgt

Es ist ein fragiles Gleichgewicht, das Kryson regiert: ein Wechsel zwischen Tag und Nacht, zwischen Licht und Schatten, der Ausgleich zwischen den magischen Brüdern, die in einen scheinbar ewigen Schlaf versunken sind.

Ein Gleichgewicht, das nachhaltig erschüttert wird, denn die Rachuren, barbarische Chimärenkrieger, überziehen den Kontinent Ell mit Terror und Schrecken. Nur der Magier Sapius weiß die Hinweise zu deuten: Einer der magischen Brüder wird erwachen und das Weltengefüge nachhaltig beeinflussen. Damit ist Kryson in größter Gefahr. Die Schlacht am Rayhin soll die Entscheidung bringen. Eine Niederlage bedeutet Tod und Sklaverei für das Volk der Klan. Doch was bedeutet ein Sieg?

Ausgezeichnet mit dem Wolfgang Hohlbein-Preis

 

Kryson_Die_Schlacht_am_Rayhin 

Autor: Bernd Rümmelein
Verlag: Otherworld – Fantasy by Ueberreuter
Erschienen: 08/2009
ISBN: 978-3-8000-9500-1
Seitenzahl: 572 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Die Nno-bei-Klan des Kontinents Ell auf Kryson sehen sich ihrer größten Gefahr gegenüber: Chimären-Krieger und Rachuren unter dem Banner von Grimmgour, dem Schänder, fallen immer weiter in die Lande der Klan ein, zerstören Dörfer und Städte und versklaven die Klan - die Frauen müssen in den Brutstätten neue Rachuren gebären, wärend die wenigen überlebenden Männer und Kinder zur Mienenarbeit gezwungen werden. Während sich der Herrscher von Ell in seinen Palast zurückzieht und die Invasoren gewähren lässt, stellen die Klan unter dem Bewahrer Madhrab das größte Verteidigungsheer auf, was je auf dem Kontinent zusammen gezogen wurde. Die gewaltigste Schlacht in der Geschichte Krysons steht bevor.
Doch sind die Rachuren die größte Gefahr? Seit mehreren tausend Sonnwenwenden sind die Sajkalrae, zwei magische Brüder, zu einem ewigen Schlaf verdammt, während ihnen die Sajkalsan dienen. Doch einer der beiden Brüder droht nun zu erwachen, gestärkt von dem Blutzoll, den die Schlacht fordern wird. Und nur der Magier Sapius erkennt die Gefahr - durch das Erwachen würde das magische Gleichgewicht von Kryson gestört, unvorstellbare Zerstörung könnte die Folge sein. Was bedeutet also ein Sieg in der Schlacht?


Stil und Sprache
Bernd Rümmeleins Fantasyroman ist anspruchsvoll. Dies zeigt sich jedoch kaum in der Verwendung von Fremdwörtern, vielmehr ist seiner Sprachwahl jederzeit gut zu folgen. Und dennoch bedarf die Art der Formulierungen und besonders des Satzbaus konzentrierten Lesens. Knappe, knackige Sätze wechseln sich mit teils verschachtelten, teils aufwendig gestalteten und recht langen Sätzen ab. Erzählt wird aus der dritten Person, aus einer Art begleitenden Perspektive, die – auch ohne einen Szenenwechsel – den Einblick in die Gefühle und Gedanken verschiedener Charaktere ermöglicht.

Mit Kryson und dem Kontinent Ell hat Bernd Rümmelein eine ganz eigene Fantasy-Welt geschaffen, die sich in ihren Eigenschaften – z.B. mit zwei sich entgegengesetzt erhebenden und zur Mittagsstunde kreuzenden Sonnen – gänzlich von unserer Welt unterscheidet. Selbst Zeiteinheiten hat er eigenständig definiert. Um seine Welt zu beschreiben, nutzt er ein Maß an Erläuterungen, dass die Szenen wie einen inneren Film im Kopfkino ablaufen lässt. Unverbraucht und einfallsreich sind die von Rümmelein zum Leben erweckten Völker wie die Klan, Rachuren, Chimären, Sajkalsan und Todsänger.
Schon sehr früh zieht Rümmelein die Spannung aus den dramatischen und tragischen Geschehnissen, die sich ab Beginn ereignen, wie z.B. die ersten Zusammenstöße von den Klan mit den Rachuren. Er hält den Grad der Spannung auch dann weitestgehend aufrecht, ohne sie zunächst zu steigern, wenn er mal mehr, mal weniger ausschweifend, aber nicht zu langatmig die Grundlagen der mythologischen, historischen, ethnologischen und politischen Situation auf Ell schildert. Auch wenn an diesen Stellen dann Dynamik fehlt, fügen sich die Erklärungen oft gekonnt in die Geschichte. Hiervon gibt es nur wenig Ausnahmen, z.B. als Nalkaar zu ausführlich über das Gift der Fjoll-Spinne sinniert, dies aber größtenteils so offensichtlich formuliert, dass diese Erklärungen für einen Dritten gedacht sind. Und damit sind wir auch am einzigen wirklichen Kritikpunkt: Ob nun in Dialogen oder aus dem Text heraus, bringt Rümmelein immer wieder mal umfangreichere Erläuterungen ein, die dem Leser aber bis dahin größtenteils schon bekannt sind. Diese Wiederholungen wirken daher zunächst etwas gekünstelt, auf Dauer nerven sie etwas und es entsteht der Eindruck, als würde der Autor seinen Lesern nicht zutrauen, sich Details merken zu können.

Die Kapitel sind recht lang, aber selbst nochmal – besonders bei Szenenwechseln – durch eigene Abschnitte gegliedert, so dass das Lesetempo nicht darunter leidet. Greift der Autor innerhalb eines Kapitels Rückblenden auf, sind diese Abschnitte durch ein Sternchen von den Schilderungen der Gegenwart differenziert. Das Kapitel mit der Schlacht beginnt erst auf Seite 397 und zieht sich bis Seite 502, hilft hier aber dem Leser mit vielen Unterteilungen, sich vom Umfang des Kapitels nicht erschlagen zu fühlen. Indem Rümmelein zunächst ausführlich auf die Schlachtordnung der Klan und den Aufmarsch der Rachuren eingeht, schürt er die unheilvoll-bedrohliche Atmosphäre des Bevorstehenden. Sobald die Schlacht beginnt, ist der Leser nicht mehr zu halten. Bernd Rümmelein zieht nun die Spannung und Dynamik dermaßen an, dass es schwer fällt, das Buch zwischenzeitlich beiseite zu legen, auch wenn die Schlacht sehr lange dauert. Indem er immer wieder Einzelschicksale der auf Seiten der Klan Kämpfenden beschreibt, führt er dem Leser das unvorstellbare Grauen des Krieges in vielen Einzelheiten und all seinen hässlichen Facetten vor Augen. Dabei werden seine Beschreibungen zwar nicht zu blutrünstig, er verschweigt aber auch nicht die brutalen Handlungen und verheerenden Folgen, die so ein Kampf mit sich bringt. Die Dramatik und das Tempo steigern sich unablässig, bis es zum Unvermeidlichen kommt – dem Zweikampf zwischen Madhrab und Grimmgour.


Figuren
In Kryson begegnet der Leser verschiedenen Gruppen, Kulturen und so vielen einzelnen Charakteren, dass es den Rahmen der Rezension sprengen würde, auf alle einzugehen. Daher habe ich die wichtigsten Protagonisten und Antagonisten herausgegriffen. Auf welcher Seite die Figuren nun stehen, ob sie eine bedeutete oder nur eine Hintergrundrolle spielen – Bernd Rümmelein hat sie alle gekonnt zum Leben erweckt, sie glaubhaft und dreidimensional ausgeformt und allen, ihrer Bedeutung entsprechend, den nötigen Hintergrund verliehen, um ihre Absichten und Ziele nachvollziehen zu können.

Speziell der Sajkalsan Sapius ist dem Leser zu Beginn des Buches nicht gerade sympathisch. Als Langlebiger und Magiekundiger hat er die größeren Abläufe im Auge und kümmert sich kaum um die Klan in seiner Umgebung, was diese in seiner unmittelbaren Umgebung zunächst ohne Hilfe ihrem Schicksal überlassen zu sein scheint, bis er dann doch einmal beschließt zu helfen. Doch nachdem er der Orna Elischa begegnet und sich gar für sie opfert, durchläuft er die wohl stärkste Entwicklung dieses Buches und wandelt sowohl seine Rolle, als auch seinen Charakter entscheidend.

Madhrab ist ein Bewahrer, ein kompromissloser, disziplinierter und hervorragender Krieger. Er ist konsequent, aber nicht unnötig grausam, sondern kümmert sich auch rührend um seinen tollpatschigen Knappen Renlasol. Seine herausragende Eigenschaft ist nicht sein Mut, vor allem zögert er auch bei schwierigsten Situationen nicht, eine schnelle Entscheidung herbeizuführen, fällt sie ihm auch noch so schwer. Die Summe seiner Eigenschaften sorgte dafür, dass ihn Sapius als Bewahrer des Nordens, als Befehlshaber des Verteidigungsheeres der Klan gegen die Rachuren empfohlen hat.

Elischa ist eine Heilerin des Ordens der Orna, die äußerst geschickt mit Kräutern umgeht, um die Klan genesen zu lassen. Sie ist nicht auf den Mund gefallen und weiß sich sowohl verbal, als auch im Umgang mit dem Kampfstab nicht unterkriegen zu lassen. Sowohl ihr als auch dem Bewahrer ist es unter schlimmsten Strafen verboten, miteinander eine Beziehung einzugehen. Und doch verlieben sie sich hoffnungslos ineinander, als sie sich das erste Mal begegnen.

Die Rachuren und Chimärenkrieger sind ein grausames, boshaftes Volk, das aus den Brutstätten der Sajkalsan Rajurus stammt und zu einem bisher auf Ell nie gesehenen Invasionszug über den Kontinent strömen. Sie ernähren sich von dem Fleisch der Klan, Kriegsgefangene werden für die Mienen und die Brutstätten versklavt. Angeführt werden sie von Grimmgour, der nicht nur außerordentlich brutal ist, vielmehr hat er es zu seinem Vorrecht gemacht, die meisten gefangen genommenen Frauen zu schänden, bevor er sie seinen Kriegern überlässt. Er ist der perfekte Antagonist – stark, gnadenlos und richtig fies.


Aufmachung des Buches
Die mir vorliegende Ausgabe von Kryson ist ein Taschenbuch mit Klappbroschur. Die Gestaltung hat ein edles und ansprechendes Äußeres. Das sich über Vorder- und Rückseite ziehende Covermotiv zeigt einen in Fellen gehüllten und gerüsteten Klan von hinten, der mit seinem Stab auf felsigem Untergrund steht – vermutlich soll es sich hierbei um Sapius handeln. Über ihm zieht sich drohend eine dunkle Wolkenwand zusammen, über der Titel, Untertitel und Name des Autors prangen. Der Klan und die Schriftzüge wurden mit Spotlack von dem ansonsten matten Cover abgesetzt. Die Klappen der Broschur sind mit einer erweiterten Inhaltszusammenfassung vorne und Informationen zum Autor hinten bedruckt. Schlägt man die Klappen auf, findet sich darunter vorne und hinten der Schriftzug Kryson, ebenfalls in Spotlack hervorgehoben.
Die Verarbeitung des Taschenbuches ist hochwertig, nur auf dem Buchrücken zeigen sich nach dem ersten Lesen bereits Knickspuren.

Zu Beginn des Romans findet der Leser eine Karte des Kontinentes Ell, im Anhang findet man eine 13-seitige Legende, die Begriffe aus dem Buch noch einmal erläutert.


Fazit
Fesselnd, aber auch dramatisch erlebt der Leser die tragischen Handlungen mit, die sich im Verteidigungskampf der Klan gegen die Rachuren abspielen. Mit seinem Debütroman ist Bernd Rümmelein ein gelungener Auftakt zu einem sich über 6 Bände erstreckenden Fantasyepos gelungen.


4 Sterne


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