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Panini Comics präsentiert die ungekürzte Geschichte des Fürsten der Untoten – Dracula!

Zum ersten mal seit 112 Jahren erscheint das Meisterwerk von Bram Stoker in einer vollständigen Fassung. Erleben Sie diesen literarischen Klassiker und Meilenstein so, wie er Bram Stoker ursprünglich vorschwebte.

Begeben Sie sich mit den Autoren Leah Moore und John Reppion und dem Zeichner Colton Worley auf eine Odyssee um Leben, Tod und das Blut, das in uns allen fließt.

 

Dracula_Die_Graphic_Novel 

Originaltitel: THE COMPLETE DRACULA 1-5
Autor: Bram Stoker, Adaption von Leah Moore und John Reppion
Übersetzer: Joachim Körber
Illustration: Colton Worley
Verlag: Panini Comics
Erschienen: 11/2010
ISBN: 978-3-86201-014-1
Seitenzahl: 180 Seiten
Altersgruppe: ab 12 Jahren

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Die Grundidee der Handlung
Als Ende des 19. Jahrhunderts der Junganwalt Jonathan Harker im Auftrag seiner Kanzlei nach Transsylvanien reist, um dort mit dem Grafen Dracula Kaufverträge für Immobilien in England abzuschließen, begegnet er zunächst sehr viel Furcht und Aberglaube bei der Bevölkerung. Doch was er dann auf Schloss Dracula erlebt, ist erst der Anfang, der wie eine Lawine auf ihn und seine Freunde und besonders auch über England herabstürzt ...

Wer kennt ihn nicht – oder hat zumindest schon von ihm gehört? Graf Dracula, der Vater der Vampire, der wohl Berühmteste seiner Gattung, aus der Feder des Autoren Bram Stoker. Er schuf mit seinem bekanntesten Roman „Dracula“ ein Werk, das dem Vampir als Wesen fantastischer Literatur – wenngleich auch Stoker nicht der Erste war, der über die Bluttrinker schrieb – zu einem nicht dagewesenen Boom verholfen hat, der bis heute anhält. Der Comicband erscheint praktisch zeitgleich mit dem Comic „Dracula“ von Pascal Croci, herausgegeben von Ehapa Comic Collection – ein interessanter Zufall.

Der Comic hält sich sehr eng an das Buch und lässt nichts Entscheidendes weg. Damit eignet er sich hervorragend für jüngere wie ältere Comicleser, um Bram Stokers Roman kennen zu lernen – für Fans empfiehlt er sich sowieso. Dennoch vermochte mich die Graphic Novel nicht so sehr zu fesseln und mitzureißen, wie es die Romanvorlage immer wieder kann. Dies mag zum einen daran liegen, dass die Charaktere in der Comicadaption mehr Distanz zum Leser wahren, zum anderen kommt die Dynamik zum Ende der Story nicht so rüber wie im Original. Dennoch kann die Adaption von Moore und Reppion als gelungen gelten. Wer hier Hunger auf mehr bekommt, dem sei anschließend Stokers Meisterwerk empfohlen.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Schon auf der ersten Seite des Comics findet sich in den Bildern die Begründung für die Gestaltung der Erzähltexte, die sich in Schreibmaschinen-Schrift durch die Geschichte ziehen und – wie auch in der Romanvorlage – aus Sicht der jeweiligen, Tagebücher führenden Charakteren erzählt. Die Grafiken sind hierbei so deutlich und exakt, dass sich die Vermutung aufdrängt, der Zeichner habe eine Fotografie partiell übermalt.
Die künstlerischen Arbeiten stammen von Colton Worley, mit dem ich hier erstmals Bekanntschaft machte. Und ich wurde von nicht wenigen seiner Bilder gefesselt. Die ersten Seiten rufen überaus exakt, mit einem sehr hohen Maß an Genauigkeit, die Personen ins Leben. Dabei sind nicht nur die vielen Details, welche die Gesichter, Kleidung und anderes ausmachen, und deren Züge so beachtlich, sondern auch solche Dinge wie die Art der Lichtführung und des Schattenwurfs sind so gekonnt verarbeitet, dass einem auch hier wieder mal der Gedanke von übermalten Fotos kommt. Hervorragend gelungen ist es Colton Worley, den wahnsinnigen Ausdruck in Renfields Gesicht einzuarbeiten.
Da der Stil aber nicht konstant ist, erkennt man an anderer Stelle, dass es sich tatsächlich um Zeichnungen handelt. Dann sind die Arbeiten einfacher. Interessant ist die Art, mit der diese hochdetailierten Illustrationen – Portraits, Gegenstände, Landkarten, etc. - und einfachere, gelegentlich nur schemenhaft zu erkennende oder gar abstrakt erstellte Arbeiten in Kombination gesetzt werden und damit den künstlerischen Charakter unterstreichen. Es ist erstaunlich, von welcher Bandbreite die Grafiken sind. Solche Seiten wie die, in der Lucy nach ihrem Tod aufgebahrt ruht, sind reich an feinen Nuancen und wunderschön erarbeitet. Die Schönheit, die Lucy hier ausstrahlt, fehlt auf vielen anderen Seiten. Demgegenüber stehen manche Bilder am anderen Ende der Skala, z.B. als van Helsing Lucy findet, nachdem Arthur ihr Blut gespendet hat. Die Darstellung des Körpers ist eher schemenhaft, die Farbverläufe stufig und grob, die übrigen Bildinhalte noch etwas abstrakter wie bei Farben mit Wischtechnik. Auch unterscheidet sich der Jonathan der ersten Seiten gravierend von dem am 22. September.

Aber auch Orte sind – aus einer gewissen Nähe heraus – sehr schön und recht genau gezeichnet, so z.B. die Friedhofsgruft zu Beginn der Geschichte oder die Ausschnitte der Kirche in Whitby. Hier geht der Grafiker auf viele Einzelheiten ein. Nimmt er jedoch Abstand und zeigt uns die Orte aus der Ferne, wirken sie weich und verschwommen, haben dabei aber – sowohl durch die softe Unschärfe als auch die Farbgebungen – ein mystisches Aussehen. An anderen Stellen sind Wiesen nur mehr oder minder einfarbige Flächen ohne Verlauf, die mich an den Stil der naiven Malerei denken ließen. Ähnlich schaut es bei den Bildern des Hafens von Whitby nach dem Sturm aus.

Worley versteht es, durch den Bildaufbau den Blick des Betrachters zu führen, und mit seinen Bildern die beängstigende Atmosphäre von Stokers Roman zu visualisieren. So prangt beim ersten Anblick von Draculas Burg ein heller Vollmond über dem düsteren Gemäuer, während sich die nähernde Kutsche als Silhouette absetzt und seitlich ins Bild ragende Äste förmlich nach der Kutsche zu greifen scheinen. Schaurig ist auch die Szene, in der Jonathan Harker in die Gruft des Grafen hinabsteigt und ihn in einer Kiste, gefüllt mit Erde, ruhen sieht.
Als die Jagd der Verschworenen auf Dracula quer durch Europa ihren Lauf nimmt, zeigen kleine Kartenausschnitte, wo sich die Ereignisse gerade abspielen. Dies hilft dem Leser, die Orientierung zu behalten und die örtlichen Abläufe besser verfolgen zu können.

Immer wieder begegnet man einem Spiel mit der Schärfe, ähnlich wie in der Fotografie, mit der es der Zeichner vesteht, gekonnt die Vorder- von den Hintergründen zu trennen. Zudem ist allen Bildern ein Effekt gemein, als wäre ein leichter Weichzeichnungsfilter darüber gelegt worden. Hierdurch scheinen die Farben aus sich heraus zu leuchten, obwohl bei der Kolorierung nur gedeckte Farbtöne zum Einsatz kommen. Die Panels sind teilweise randlos und sich überlagernd, größtenteils aber in klassischer Anordnung mit bis zu 9 Bildern pro Seite und dunklen Balken, was die düstere Stimmung noch unterstreicht.

Die vielen Briefe und Berichte entsprechen dem Stil und auch dem Wortlaut, den Bram Stoker in seinem Roman verwendet hat. Neben den Erzähltexten in Schreibmaschinen-Schrift ist diejenige in Briefen oder handschriftlichen Tagebucheinträgen leicht verschnörkelt, in Sprechblasen mit Dauergroßschrift und comicartiger Schriftart dargestellt. Sprechen die Vampire, hebt sich dies deutlich durch weiße Schrift auf schwarzem Grund ab. Soundwords werden nur sehr wenig vewendet, z.B. als der Wolf in Lucy Westenras Zimmer eindringt. Die Übersetzung von Joachim Körber hat nur kleine Schwächen, gerade bei den Ereignissen vom 16. - 30. Juni fielen mir wiederholt Rechtschreibfehler auf, die den Lesefluss aber nicht beeinträchtigen.


Aufmachung des Comics
Dracula – Die Graphic Novel“ wird von Panini Comics im verlagsüblichen Format und mit Softcoverbindung und Klappbroschur herausgebracht. Ein Vorwort von Joachim Körber eröffnet den Comicband, in dem er auf die mythologischen Ursprünge des Vampirismus und seiner literarischer Begründer – v.a. John Polidori und Bram Stoker – eingeht. Im Anhang finden sich fünf Cover – das verwendete Frontcover sowie vier Alternativen –, Informationen zu den Machern runden den Comicband ab.


Fazit
Moores und Reppions Adaption des Horrorklassikers trumpft mit einem sich sehr nah an die Romanvorlage haltenden Plot auf und eröffnet Stokers „Dracula“ auch der Comicgemeinde. Die grafischen Arbeiten von Colton Worley sind mal sehr exakt, mal eher künstlerisch, können aber weitestgehend überzeugen und sorgen für eine schaurig-schöne Atmosphäre.


4 Sterne


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