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Sein Leben ist Flucht, seine Liebe bedeutet Gefahr. Stanislaw von Lugosy, der aristokratische Vampir, will dem unstillbaren Blutdurst entsagen - aus Liebe

Ungeklärte Verbrechen in Zürich. Die Opfer: junge Frauen. Alle haben zwei kleine Wunden am Hals, allen wurde Blut ausgesaugt. Während eines Maskenballs im exklusiven Club des Grafen Stanislaw gibt es ein neues Opfer. Und plötzlich bedrängen den geheimnisvollen Grafen nicht länger nur Verehrerinnen, sondern auch die Ermittler der Polizei.

Eine große Saga aus der Welt der Nachtgestalten, bedrohlich, sinnlich, fesselnd.

 

Melodie_der_Nacht 

 Autor: Sylvia Madsack
 Verlag: Hoffmann und Campe
Erschienen: September 2008
ISBN: 978-3-455-40127-1
Seitenzahl: 349 Seiten

 


Die Grundidee der Handlung
Nach mannigfaltigen Erlebnissen und Erfahrungen der Jahrhunderte soll eine moderne, gut geschützte Unterkunft an der besser gestellten Goldküste hoch über dem Zurichsee Graf Stanislaw von Lugosy und seinem treuen Begleiter Igor wohlverdiente Ruhe ermöglichen. Sein Club ‚Stanislaw’, ein exquisiter Jahrmarkt der Eitelkeiten, bestehend aus Restaurant, Bar und weitläufigem Saal für Lesungen, Kabarettabende, Konzerte und Feste, ist der Treffpunkt Zürichs. Geschäftsleute, Politiker, Vertreter der Presse und Banker geben sich hier regelmäßig ein Stelldichein. Stanislaw gefällt sich in der Rolle des heimlichen Zeremonienmeisters. Er ist Mittelpunkt öffentlichen Interesses und gern gesehener Gast der Reichen und Schönen.
Eines Abends macht Maurizio Amado, ein erfolgreicher Mailänder Dirigent, Graf Stanislaw mit der äußerst talentierten Flötistin Daphne da Silva bekannt. Beiderseitiges Interesse ist schnell geweckt. Gemeinsame Unternehmungen steigern die Faszination aneinander. Doch wiederholte nächtliche Überfälle überschatten indes Zürichs Straßen. Ein vermeintlicher Irrer hinterlässt seine allesamt weiblichen Opfer mit schwerem Blutverlust und markanten Bisswunden am Hals. Die wenigen Überlebenden haben fast keinerlei Erinnerung an Täter und Tathergang. Spitzfindige Geiste sehen Zusammenhänge zu Mythen und Legenden. Stammt nicht etwa Graf Stanislaw aus dem sagenumwobenen Transsylvanien, jenem Ort des Schreckens, an dem angeblich Vampire ihr Unwesen trieben?! Wie lange wird es dem Fürsten der Finsternis noch gelingen, seine wahre Identität unter Verschluss zu halten? Nicht nur die lokale Polizei beobachtet das Geschehen. Auch alte Bekannte kreuzen den Weg des Grafen und gefährden seine Pläne …


Stil und Sprache
„Melodie der Nacht“ ist Sylvia Madsacks erster Versuch, in der Welt der Literatur auf Seiten der Autoren Fuß zu fassen. Ihr Debütroman ist der Auftakt einer mehrteiligen Saga um die Hauptfigur Graf Stanislaw von Lugosy. Erzählt wird in dritter Person Singular aus diversen Perspektiven. Der Schreibstil ist angenehm flüssig, die Sprache auf angemessenem Niveau. Nach dem Prolog, der dem Leser verrät, worin das Geheimnis des extravaganten Grafen besteht, folgen einundzwanzig Kapitel, die eine weitere Etappe seines ewigen Daseins beleuchten. Bereits mit dem ersten Kapitel weckt die Autorin nicht nur Neugier, sondern auch Spannung. Nachdem ein Überfall im Züricher Langstraßenviertel einer jungen Frau das Leben kostet, geht Sylvia Madsack zunächst auf die Beschreibung Stanislaws kultivierter Lebensweise ein. Zusammen mit der talentierten Musikerin Daphne erhält die Geschichte eine romantische Note. Stanislaw, seit jeher ein exzentrischer Einzelgänger, findet sofort Gefallen an der liebreizenden Begleitung des italienischen Bonvivant Maurizio. Mit einem Wechsel der Perspektive erhält der Leser nicht nur Einblick in Stanislaws Gefühls- und Gedankenwelt, sondern erfährt ebenso Daphnes Sicht der Dinge, die ähnlich angetan von ihrem imposanten Gegenüber scheint. Neben emotionalen Konflikten erhalten mit Fortschreiten der Handlung ebenso polizeiliche Ermittlungen und Einschätzungen Außenstehender Gewicht. Auch durch deren Perspektive erhält der Roman neue Würze. Das Netz um die Identität des vermeintlichen Serienmörders und die wahre Persönlichkeit des Untoten Stanislaw zieht sich zu, die Spannung steigt, die Indizien fesseln an den Fortgang des Geschehens. Zeitweise meint man, die Entwicklung der Geschichte als vorhersehbar einzustufen, doch Sylvia Madsack weiß zu überraschen.

„Melodie der Nacht“ lebt von Melancholie, zarten Banden der Liebe und einer leichten Kriminalerzählung. Handlung und Charaktere erhalten viel Zeit und Raum, sich zu entwickeln. Auf Effekthascherei und turbulente Actionszenen wird hierbei verzichtet. Momente intimer Zweisamkeit werden sehr dezent beschrieben. Rückblicke in die Vergangenheit entführen an entfernte Orte. So bezaubert die Autorin von Anfang bis Ende mit einem besonderen Flair jenseits des vampirischen Mainstreams.


Figuren
Im Zentrum des Romans steht Graf Stanislaw von Lugosy, benannt nach Stanislaw Leszczynski, einem polnischen König des achtzehnten Jahrhunderts. Er ist eine verlorene Seele, eine Gefahr – ein Vampir! Seine Familie lebte seit vielen Generationen in Siebenbürgen, auch Transsylvanien genannt. Er selbst wuchs nach dem Tod seines Vaters bei Verwandten in Frankreich auf. Mit achtzehn Jahren kehrte er in die Heimat zurück. Sein Leben erfuhr eine ungewollte Wende. Stanislaws Großonkel Lorant führte ihn in Familiengeschichte und -tradition ein. Jedoch nicht derer von Lugosys, sondern des Geschlechts der Vlad Draculeas. Mythen und Legenden wurden zu bitterer Realität! Stanislaw war wenig erfreut über den elenden Fluch eines unerlösten Daseins. Die Jahre vergingen und er lernte, mit seiner Natur umzugehen. Seine Fähigkeiten bieten Vorteile, Blut bedeutet Nahrung. Er ist unerbittlich, tötet, wird von Frauen umgarnt, schafft sich diverse Existenzen, reist von Land zu Land. Längst mit der Einsamkeit arrangiert, schöpft er neue Hoffnung, als er in die Augen Daphne da Silvas, eine seriöse Künstlerin der internationalen Musikwelt, blickt. Zum ersten Mal in seinem Leben gewinnt die Liebe an Bedeutung. Die Faszination beruht auf Gegenseitigkeit. Nach einem schweren Unfall hat sich die Tochter einer bekannten Bühnenschauspielerin eigenwillig und mutig ihren Platz als gefeierte Flötistin erkämpft. Obwohl äußerlich zurückhaltend, ist sie doch ausgesprochen zielstrebig. Man mag sie für naiv halten, doch hat sie eine gute Intuition und ein ausgeprägtes Gespür für ihre Umwelt. Die Widersprüche und Gegensätze Stanislaws geheimnisvollen Wesens haben eine anziehende Wirkung auf sie. Ihre Lust am Abgründigen scheint geweckt. Allen Warnungen zum Trotz, lässt sie sich auf das Spiel mit dem Feuer ein.

Mit dem autoritären Grafen und der zarten Musikerin bedient Sylvia Madsack so manches Klischee. Dennoch beschreibt sie nicht nur diese beiden Figuren so liebevoll und detailliert, dass man der Geschichte vorbehaltlos folgt. Hauptkommissar und Schriftsteller Hannes Krebs sorgt mit Unterstützung des Venezianers Aldo Santin ebenso für Akzente, wie der Parapsychologe Darius und die exotische Vampirin Leonora.


Aufmachung des Buches
Sylvia Madsack veröffentlichte „Melodie der Nacht“ als ersten Band der Graf-Stanislaw-Saga im Hoffmann und Campe Verlag. Das gebundene Hardcover ist von einem Schutzumschlag umgeben, dessen Gestaltung die Melancholie des Romans hervorragend umsetzt. Eine junge Frau im aufwendig verarbeiteten weißen Kleid hockt auf dem Feuchtigkeitsdurchtränkten Boden, den sie mit ihrer Hand berührt. Ihr Gesicht ist hinter dem dunklen Haar ebenfalls nach unten geneigt und bleibt für den Betrachter verborgen. Am unteren Rand hebt sich der Titel des Buchs in Magenta kontrastreich vom Rest des Motivs ab. Der schwarze Einband wird durch Schrift in Rot-metallic und blutrotem Vorsatzpapier dramatisch belebt. Im Inneren finden sich hier und da niedliche Szenentrenner in Form kleiner Fledermäuse.
Die kurze Information auf der Buchrückseite spiegelt den düsteren Tenor der Geschichte wider.


Fazit
„Melodie der Nacht“ ist ein solider Auftakt einer viel versprechenden Serie klassischer Vampirliteratur. Interessante Charaktere in düsterer Atmosphäre führen durch ein lebendig beschriebenes Zürich. Sylvia Madsack erzählt in ruhigem Ton von Romantik, Liebe und Leid. Kriminalistische Aspekte verleihen der Geschichte Spannung. Eine gelungene Alternative zum derzeit gängigen Trend.



Hinweise
Rezension von Patricia Merkel
Herzlichen Dank an den Hoffmann und Campe-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.


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