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Höchste Geheimhaltung herrscht auf Parrish Islands, einer abgeschotteten Insel vor der Küste Virginias. Selbst in Regierungskreisen wissen nur wenige von der psychiatrischen Anstalt im Herzen der Insel, in der als gefährlich eingestufte Ex-Agenten unter Verschluss gehalten werden. Unter ihnen Hal Ambler. Als ihm die Flucht gelingt, nimmt eine mörderische Jagd ihren Lauf.

 

  Autor: Robert Ludlum
Verlag: Heyne
Erschienen: 01/2007
ISBN: 978-3-453-43291-8
Seitenzahl: 638 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Harrison Ambler gelingt mit Hilfe von Laurel Holland die Flucht aus der psychiatrischen Anstalt Parrish Islands. Er kann sich nicht an die Zeit während seines Aufenthaltes in der Anstalt erinnern, auch aus seiner Vergangenheit als Killer eines amerikanischen Geheimdienstes sind ihm nur noch Fragmente bekannt. Nur seine Instinkte und Fähigkeiten sind geblieben, und eine außergewöhnliche Gabe: Ambler vermag in Menschen zu lesen und ist ein wandelnder Lügendetektor. Aber warum war er in dieser Anstalt? Und warum scheint Harrison Ambler nie existiert zu haben?

Sofort beginnt eine gnadenlose Jagd auf den Mann, der versucht, seine Vergangenheit wiederzufinden. Sowohl sein ehemaliger Arbeitgeber, als auch die chinesische Regierung scheinen alles daran zu setzen, Ambler töten zu wollen.

Gleichzeitig versuchen einige Organisationen, Ambler zu rekrutieren, um seine Fähigkeiten für sich zu nutzen, vornean der fanatische und patriotische Milliardär Fenton, der einen privaten Geheimdienst aufgebaut hat – als Gehalt winken Informationen über Amblers Vergangenheit. Aber was steckt wirklich dahinter?

Die Grundidee der Handlung ist sehr gut, die Umsetzung ist Ludlum gut gelungen.


Stil und Sprache
Der verstorbene Robert Ludlum war ein Spezialist auf seinem Gebiet. Einem häufig aufgegriffenen Zitat der New York Times zufolge packte Ludlum mehr Action in einen Thriller, als fünf seiner Kollegen zusammen. Dies merkt man auch in diesem Buch. Ludlum steigt unmittelbar in die Geschichte ein und baut damit direkt eine gewisse Spannung und Tempo auf. Die Spannung wird im Laufe des Buches kontinuierlich ausgebaut, das Tempo auf sehr hohem Niveau gehalten. Dies erreicht Ludlum zum einen mit einer schnellen Abfolge actionreicher Sequenzen, zum anderen mit einem intensiven Zeitdruck, der die Handlungen im gesamten Buch bestimmt. So bleibt dem Leser gar nichts anderes übrig, als das Buch bis spät in die Nacht förmlich zu verschlingen.

Ein Spezialist war Ludlum aber auch in Bezug auf seine umfassenden Kenntnisse, die er in diesem Buch wieder einmal unter Beweis stellt. So beschreibt er beispielsweise nicht nur die psychologische Seite seiner Figuren, sondern insbesondere auch das besondere Verhalten von Agenten. Hierzu liefert er umfassende Erklärungen, so dass der Leser jederzeit den Gedankengängen und Handlungen der Figuren folgen kann. Spannend lesen sich auch Ludlums Aufzählung der verschiedenen amerikanischen Geheimdienste, der Probleme der übergeordneten Verantwortungen und der Zuständigkeiten, der internen Handlungs- und Verfahrensabläufe. Sehr gut kannte sich der Autor zudem mit verschiedenen Waffensystemen und –eigenschaften aus, die dem Buch hier zu Gute kommen.

Wie schon in manch anderem Roman zeigen sich auch hier Ludlums ausgiebige Kenntnisse zum „Reich der Mitte“, so stellt er sowohl kulturelle als auch geschichtliche Hintergründe Taiwans und Chinas heraus und beschreibt detailliert die politische Lage des größten Landes der Welt sowie die weltweiten Wirtschaftsfolgen im Fall der Demokratisierung Chinas.

Wie auch schon bei den Bourne-Büchern beweist Ludlum zudem intensive Ortskenntnisse zu Paris und bringt neben den genauen Angaben, wo die Handlungen grade spielen, auch die Bedeutungen einzelner Örtlichkeiten in Paris mit ein. Für einen Kenner der französischen Hauptstadt mit Sicherheit sehr spannend, kann er den Weg der Figuren doch jederzeit verfolgen, sind die Vielzahl dieser Angaben für einen Paris-Unkundigen jedoch schon fast erschlagend. So konnte ich mit den Angaben der Straßen, Plätze und Gebäude nur sehr wenig anfangen.

Das Hauptaugenmerk hat Ludlum eindeutig auf die Handlung als solche gelegt, wobei diesmal einige Details auf der Strecke bleiben. So verfügt Ambler immer wieder mal genau in den richtigen Augenblicken über Ausrüstungsgegenstände, Kleidungsstücke oder Geld in ausländischer Währung. Ludlum erklärt zwar, dass z.B. die Bekleidung mal hier, mal dort gekauft worden sei, lässt den Leser aber nicht dabei sein, sondern präsentiert nur das Ergebnis. Daher wirkt es in diesen Situationen teils unglaubwürdig, wenn Ambler zum richtigen Zeitpunkt über das richtige Equipment verfügt, so als hätte der Autor die Sachen aus einem Hut gezaubert und seinem Schützling in die Hand gedrückt.

Ähnlich verhält es sich mit einigen Gegnern. Ambler durchschaut viele Fallen zwar vorher und beschließt, seinen Gegnern gegenüber keine Gnade zu zeigen, erfährt er ja auch keine von ihnen. Die Gegner spielen aber im weiteren Verlauf des Romans auch dann keine Rolle mehr, wenn sie nach einem Kampf nur bewusstlos zurückgelassen werden. So erscheint es recht unglaubwürdig, wenn ein Profikiller (z.B. „der Spezialist“), der nicht nur Amblers Reiseroute, sondern auch sein Ziel kennt, diesen nach einer Konfrontation nicht mehr weiter verfolgt, nur weil er von Ambler überwältigt und bewusstlos zurückgelassen wurde.

Der Roman ist in vier Buchteile gegliedert. Die Kapitel sind oft in mehrere Abschnitte unterteilt, die jeweils mit einer Angabe des Ortes eröffnet werden, in denen sich die folgende Handlung abspielt. So hat der Leser jederzeit Einblick in parallel laufende Ereignisse. Die Geschichte und die Denkweisen einzelner Personen wird aus Sicht eines unbeteiligten Dritten erzählt.

Interessant ist die immer wieder aufgegriffene Anlehnung an die griechische Mythologie: so vergleicht sich Ambler mit Theseus, der im Labyrinth den Minotrauros erschlagen muss und sich nur dank seiner Ariadne – seiner Begleiterin Laurel Holland – nicht verirrt.


Figuren
Sämtliche Figuren wurden von Robert Ludlum gründlich und liebevoll ausgearbeitet, jede von ihnen wirkt realistisch. Keine Figur ist perfekt, jede hat ihre eigenen Fähigkeiten, aber auch eigene Probleme.

Im Zentrum des Romanes steht Harrison Ambler, der über die seltene Gabe der affektiven Inferenz verfügt, d.h. ein wandelnder Lügendetektor ist. Er ist ein ausgebildeter Agent und Stab-Boy, also ein Killer für einen Geheimdienst, der jedoch aus unbekannten Gründen in einer Anstalt für psychisch kranke Agenten gefangen gehalten wurde und einen Großteil seines Gedächtnisses und somit seiner Identität verloren hat. Während der im Buch beschriebenen Ereignisse zweifelt Ambler immer wieder an seinem Verstand und kann sich nur auf seine Instinkte verlassen.


Aufmachung des Buches
„Die Ambler Warnung“ liegt mir als Taschenbuch mit 638 Seiten vor. Das Cover lehnt sich an den üblichen Stil anderer Ludlum-Romane an und hat daher einen eindeutigen Wiedererkennungswert. Den Hintergrund bildet die übliche Zweiteilung, bei der sowohl im oberen als auch im unteren Teil Bilder eingebettet sind: unten die Silhouette einer ferne Insel, oben ein rennender Mann an einem Sandstrand. Der goldgelbe Namenszug des Autors dominiert das Cover, kleiner wurde hier der Titel des Buches eingefügt. Dieses Cover ist mir im Buchgeschäft sofort ins Auge gefallen.


Fazit
Dieser Roman liest sich durch das enorme Tempo sehr flüssig, ein typischer Ludlum halt. Nicht ganz Ludlum-typisch sind die kleinen, aber auffallenden Detailfehler in diesem Buch. Hiervon mal abgesehen ist „Die Ambler Warnung“ ein ordentliches und spannendes Werk, das sich nicht nur für Fans des Autors, sondern auch des Thriller- und Agenten-Genres empfiehlt.


4 Sterne


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