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Captain Colby und seine beiden Freunde und Kameraden, die Leutnants Willy Warson und Corey P. Delaney, werden aus dem Dienst der U.S. Air Force entlassen. Um schnell zu Geld zu kommen, damit sie ihre eigene kleine Fluggesellschaft gründen können, haben sie beschlossen, als Privatdetektive tätig zu werden. Noch bevor General Masterson, ihr Förderer und ehemaliger Befehlshaber, Colby und seinen Freunden den Auftrag erteilen kann, eine mysteriöse Filmproduktion in Mexiko zu untersuchen, wird er vor ihren Augen ermordet. Kann es einen besseren Grund geben, beim Dreh des Fliegerstreifens nach dem Rechten zu sehen?

 

 

Originaltitel: Colby 3- Bombardier pour Mexico
Autor: Greg
Übersetzer: Andreas Pasing
Illustration: Michel Blanc-Dumont
Verlag: Finix Comics
Erschienen: Oktober 2010
ISBN: 978-3-941236-35-6
Seitenzahl: 48 Seiten
Altersgruppe: ab 12-13 Jahren (Empfehlung des Rezensenten)

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Die Grundidee der Handlung
Der Verlagsinhaltsangabe sagt schon das Wesentliche über diesen Band aus, so dass ich dem nichts mehr hinzufügen möchte, will ich nicht die ganze Spannung beim Lesen vorwegnehmen.

Auch wenn man die beiden Vorgängerbände nicht gelesen hat, kann man der Handlung gut folgen, da sie in sich abgeschlossen und gleichzeitig Serienfinale ist. Der actionreiche Comic ist ein Mix aus Abenteuer- und Detektivgeschichte und eine Hommage an die klassischen Hollywoodstreifen der glorreichen 1940er und 1950er Jahre - und genauso liest er sich auch. Beinahe rechnete ich damit, beim Umblättern Humphrey Bogart und John Wayne zu begegnen.
Colby und seine zwei Kameraden kommen aus einer Zeit, in der Kerle noch „echte“ Kerle waren und nicht metrosexuelle, weichgespülte Softies, für die Frau heutzutage schwärmt. Raubeinig und derb können unsere drei Helden es mit allem und jedem aufnehmen und während sie sich prügeln, mit der Pistole auf den Feind zielen oder mitten in einem waghalsigen Flugmanöver stecken, kommt ihnen noch ein cooler Spruch über die Lippen. Der von Greg inszenierte Plot ist weder tiefgründig und anspruchsvoll, noch originell, doch er bietet zweifellos beste Unterhaltung.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Die Illustrationen im klassischen franko-belgischen Stil, für die sich Michel Blanc-Dumont verantwortlich zeichnet, sind wirklich sehr schön anzusehen. Mit äußerst feinem Strich gezeichnet, machen sie einen professionellen, routinierten Eindruck, ohne Schwächen zu offenbaren und werden sowohl dem zu verkörpernden Genre-Mix als auch dem zeitlichen Rahmen kurz nach dem 2. Weltkrieg gerecht.
Die gesamte Ausstattung  (z.B. Kleidung, Frisuren/Haarschnitt, Fahr-/Flugzeuge, Landschaften) ist mit viel Detailfreude wiedergegeben und macht einen sehr authentischen Eindruck. Geradezu perfektioniert wird das Image der Figuren dargestellt: Colby und Warsow sind beide sehr groß, breitschultrig, paffen ständig eine Zigarette bzw. Zigarre und tragen Trenchcoat, Hosenträger und einen zerknautschten Hut. Taxi ist zwar etwas kleiner, smarter und irgendwie geschniegelter, nichtsdestotrotz steht er seinen Freunden an Wagemut und Lässigkeit in nichts nach. Ihre Gesichter haben Ecken und Kanten, Furchen und Falten; sie sind alles andere als „Schönlinge“ und trotzdem strahlen sie mit ihrer gesamten Erscheinung eine herbe männliche Attraktivität aus, der wohl keine Frau widerstehen kann. Wie gut die Drei bei der Damenwelt ankommen, darüber lassen sich nur Vermutungen anstellen, denn diese Seite wird im Plot nicht ausgespielt. Zwei, drei Frauen spicken zwar die Handlung, sind aber nur zu unbedeutenden Randfiguren degradiert.

Weniger zum Plot passend fand ich Claudine Blanc-Dumonts dezente, stellenweise richtig blasse Einfärbung der Zeichnungen, ihm hätte etwas mehr Farbfrische sicher besser zu Gesicht gestanden. Mir kam es vor, als wären alle Farbtöne von Braun über Blau, Rot oder Grün mit einem leichten Grauschleier überzogen, der natürlich jegliche Leuchtkraft unterdrückt. Auf diese Weise verlieren beispielsweise die aufflammenden Bombendetonationen viel von ihrer explosiven Wirkung, genauso strahlt die dschungelartige Vegetation in einem mexikanischen Waldgebiet, wo es zum finalen Countdown kommt, lange nicht die üppige, unberührte Wildnis aus, die mit satteren Grüntönen erzielt worden wäre. Gut, man könnte diese  homogene Optik auch dahingehend interpretieren, dass damit nostalgisches Flair vermittelt werden soll – eine Argumentation, die in Anbetracht des zeitlichen Handlungshintergrundes durchaus legitim wäre. Ich stelle es jedem Leser frei, sich diesbezüglich eine eigene Meinung zu bilden.
Positiv fiel mir ein sensibler Umgang mit den Farben im Hinblick auf die facettenreichen Hautfarben auf. Da hier weiße Nordamerikaner, deutlich dunklere Mexikaner und gelbhäutige Japaner als Akteure vertreten sind, wird jeder Nation mit authentischen Hautfarben Rechnung getragen. Sogar unter den Amerikanern sind je nach Bedarf noch etliche Feinabstufungen vorgenommen worden, was mir unheimlich gut gefiel.

Die Panels sind in einigen Millimetern Abstand auf den weißen Seiten angeordnet. In Größe und Form unheimlich variantenreich, passen sie sich dem Geschehen dynamisch an und bringen dieses optimal zur Geltung. Sprech- und Gedankenblasen kommen ganz comictypisch daher, sind aber nicht selten von enormer Größe und dementsprechend mit viel Text (in Großschrift) gefüllt, so dass sich das Lesen eher langsam gestaltet und im Gegensatz zur flotten Handlung steht. Geräuschzeichen in dicken, fetten Großbuchstaben sieht man äußerst selten.


Aufmachung des Comics
Verlegt ist das Album im Softcover mit glänzenden, hartkartonierten Umschlagdeckeln sowie guter Papier- und Druckqualität, das Format entspricht in etwa A4. Außer einer kurzen Cover-/Serienübersicht vor Handlungsbeginn sind keine weiteren Extras enthalten.

Das Coverbild zeigt im Vordergrund seinen Titelhelden Colby, im Hintergrund sieht man eines der Propellerflugzeuge, die bei den Dreharbeiten in Mexiko zum Einsatz kommen. Das Motiv macht eindeutig klar, was einen mit dem Comic erwartet. Auf der hellgrundierten Rückseite ist im oberen Teil die Inhaltsangabe abgedruckt, darunter ist Colbys Kumpel Warsow zu sehen, wie er sich an einer Tankstelle lässig, die Hände in den Hosentaschen vergraben, an sein Automobil lehnt.

Finix Comics ist ein Club, der es sich zur Aufgabe macht, abgebrochene Comicserien mit der notwendigen Anzahl an Bänden in kleinen Auflagen (hier 1.200 Exemplaren) vollends zum Abschluss zu bringen. Bei Colby war es nur dieser 3. und letzte Band, der damals, Anfang der 1990er Jahre, nicht mehr erschien, und der jetzt als Finix-Publikation sicherlich allen Fans der Serie glänzende Augen bescheren wird.


Fazit
Der Band kann gut ohne Kenntnis der Vorgängerbände, die nur noch antiquarisch zu beziehen sind, gelesen und verstanden werden. Die spannungsgeladene, actionreiche Handlung mit einem Mix aus Abenteuer- und Detektivgeschichte ist weder anspruchsvoll, noch sonderlich originell, aber sie bietet solide, kurzweilige Unterhaltung in einer handwerklich hochwertigen Optik und ist bestens geeignet, Ihnen einen trüben, nasskalten Novembertag zu verkürzen. Was will man in dieser Jahreszeit mehr?


4 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Flughöhe Null
Band 2: Wenn die Sonne zweimal untergeht

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