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Seit dem Tod ihres Bruders ist für Luisa nichts mehr, wie es war. Sie beschließt zu sterben. Aber kurz vor dem letzten Schritt hält jemand sie auf: Thursen nennt sich der Junge mit den geheimnisvollen Schattenaugen. Mit einer Gruppe Jugendlicher lebt er im Wald, und er spürt Luisas Schmerz. Die „Verborgenen“ können ihre Gestalt ändern: Sie sind Werwölfe. Mit jeder Verwandlung wird Thursen mehr zum Tier – und die Erinnerungen an sein vorheriges Leben verblassen. Bald wird er ganz Wolf sein. Dann hat Luisa auch ihn verloren. Für ihre große Liebe würde sie alles tun. Doch reicht das, um Thursen zu retten? 

 

Schattenbluete 

Autor: Nora Melling
Verlag: Rowohlt Polaris
Erschienen: 11/2010
ISBN: 978-3862520008
Seitenzahl: 352 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Dem Klappentext bleibt nicht viel hinzuzufügen, meiner Meinung nach verrät er ohnehin schon zu viel über Thursens Geheimnis und die Werwölfe. So könnte man auf die Idee kommen, das Thema sei etwas abgenutzt, allerdings hat sich Nora Melling ein paar interessante Details ausgedacht, die neuen Schwung in die alte Werwolfgeschichte bringen und sicher noch Stoff für einige Fortsetzungen bieten. Dabei gefällt mir persönlich mit am besten, dass ihre Geschichte nicht in einer völlig neuen Welt spielt, sondern in der Großstadt Berlin - also mitten unter uns - angesiedelt ist.


Stil und Sprache
Die Geschichte wird ausschließlich in der Ich-Form von Luisa selbst erzählt, dazu noch in der Gegenwart, was eine große Nähe zur Protagonistin erzeugt. Diese Unmittelbarkeit ist wichtig, geht es doch im Wesentlichen um Luisas Gefühle, ihre Gedanken, ihre Trauer um den Bruder, das Zerbrechen ihrer Familie und nicht zuletzt natürlich um ihre Liebe zu Thursen. Dabei erzählt Luisa in jugendlicher Sprache, mit kurzen, einfachen Sätzen, die mir allerdings gerade zu Beginn etwas zu simpel waren. Doch in Kombination mit vielen phantasievollen Bildern und sehr anschaulichen Beschreibungen ergibt sich im Verlauf des Buches eine zwar leicht zu lesende, dennoch nicht anspruchslose Geschichte.
Dabei stehen eindeutig Luisas Gefühle im Mittelpunkt, die sich zart entwickelnde Liebesgeschichte zwischen Thursen und ihr, ihre Verzweiflung angesichts seiner ausweglosen Situation und ihre Bemühungen, ihn zu retten. Sehr gefühlvoll, aber ohne kitschig zu werden, beschreibt Nora Melling diese Annäherung der zwei so unterschiedlichen Menschen. Vor dem Kitsch rettet sich die Geschichte durch genau das, was ich oben als eher negativ bemerkt habe: Die kurzen, einfachen Sätze drücken Luisas geradlinige Art in gewisser Weise aus, ihre Konsequenz und Bodenständigkeit, so dass bei aller Romantik genug Nüchternheit bleibt. Hier ist niemand trunken vor Liebe, trotzdem spürt man beim Lesen die Tiefe der Gefühle, die die beiden füreinander hegen. Und genau das bringt junge und ältere Leserinnen (Ja, es ist ein Mädchenbuch!) dazu, weiterzulesen, will frau doch unbedingt wissen, wie es mit Thursen und Luisa weitergeht. Auf Spannung muss man zwar länger warten, aber zum Ende dieses ersten Teils der Reihe gibt es schon einen actionreichen Höhepunkt sowie einen - fast - cliffhangerfreien Abschluss, der dennoch Lust auf den nächsten Band macht. In diesem wäre dann vielleicht etwas mehr Action angezeigt, will Nora Melling ihre Leserinnen bei der Stange halten. 


Figuren
In dieser Liebesgeschichte liegt der Fokus natürlich ganz klar auf Luisa. Der Leser lernt sie als unglaublich trauriges, am Leben verzweifelndes Mädchen kennen, das nach dem Krebstod ihres kleinen Bruders selbst nicht mehr leben will. Luisas Eltern kommen mit dem Verlust ihres jüngsten Kindes nicht klar und haben ihr anderes Kind Luisa völlig vergessen. So fühlt sie sich in der fremden Stadt Berlin furchtbar einsam und verweigert sich allem, der Schule, dem Essen, den Menschen, die auf sie zu gehen wollen. Auch als sie Thursen trifft, wird ihre Situation nicht unbedingt besser; zum Glück hat die Autorin hier nicht den Fehler begangen, ihre Heldin sofort wieder erstrahlen zu lassen. Sehr einfühlsam und eindringlich schildert sie, was in Luisa vorgeht, wie sehr sie immer noch trauert und dass diese Trauer nur ganz langsam verarbeitet werden kann. So kann man sich als Leser wunderbar in Luisa hineinversetzen, ist sie doch einfach unglaublich echt und lebendig dargestellt.
Faszinierend sind auch Thursen und die anderen Werwölfe, aufgrund ihrer gestaltwandlerischen Fähigkeiten bleiben sie einerseits bis zu einem gewissen Punkt Mensch, andererseits wirken auch ihre „wölfischen“ Charaktermerkmale und Handlungsweisen authentisch. Besonders Thursens vielfache Verwandlungen hinterlassen Spuren an ihm und lassen ihn manchmal bedrohlich und finster, aber auch sehr verletzlich und sympathisch erscheinen. Was mit ihm nach dem Ende dieses ersten Teils  – das hier natürlich nicht verraten wird – noch geschehen wird, darauf bin ich wirklich gespannt.

Sonstige Nebenfiguren gibt es nicht so viele, da ist noch die Nachbarstochter Lotti, die Luisa durch ihre Hartnäckigkeit immer wieder ins Leben zurück zwingt, natürlich Luisas Eltern, die mir persönlich ein bisschen zu knapp wegkommen, ein paar Schulkameraden und Nachbarn, die aber alle nur wenig Raum einnehmen. Eine insgesamt gute Ausarbeitung, die der Geschichte gerecht wird.


Aufmachung des Buches
Das im Flex-Cover gebundene Buch - ein Mittelding zwischen Hardcover und Taschenbuch - ist sehr geheimnisvoll aufgemacht, man sieht auf der Vorderseite nur den Ausschnitt eines Mädchengesichts, davor eine schwarze Blüte. Die darauf perlenden Tautropfen sind leicht erhaben ausgeführt. Der Titel ist in geschwungener Schreibschrift in hellblau gedruckt, Untertitel und Autorenname in weißer Druckschrift. Insgesamt eine sehr ansprechende Aufmachung, die viel Romantik und Geheimnisvolles verspricht. Innen sind die Kapitel nummeriert, zu Beginn eines Kapitels gibt es jeweils die Silhouetten einer Blüte sowie dreier Vögel zu sehen.


Fazit
„Schattenblüte“ ist der durchaus vielversprechende Beginn einer neuen Romantic-Fantasy-Reihe, eigentlich als Jugendbuch konzipiert, dennoch für alle Altersgruppen geeignet. Eine wunderschöne Liebesge-schichte, einfühlsam erzählt, nicht ohne Anspruch und doch unterhaltsam und sehr romantisch.


3 5 Sterne 


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