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Als die Finanzkrise ausbrach, galt Peer Steinbrück vielen als Sicherheitsanker. Sein Krisenmanagement und seine Vorschläge für eine neue Finanzmarktpolitik brachten ihm hohe internationale Reputation ein – und Respekt selbst beim politischen Gegner.
Eine globale Finanz-, Wirtschafts- und Fiskalkrise wie die gegenwärtige, die zur Entkräftung ganzer Nationalstaaten führt, hat es in einer solchen Kombination und Schärfe noch nicht gegeben. Wir sprechen mit Recht von einer Zäsur. Aber wie noch jede Krise verschafft uns auch diese zumindest einen Vorteil: Sie schärft unseren Blick und zeigt uns wie in einem Vergrößerungsglas wirtschaftliche und politische Prozesse, die wir bisher eher verdrängt haben. Kurz, die Krise hilft uns, größere Zusammenhänge besser zu verstehen.
Nur wenn sich die Politik von Grund auf wandelt und sich gegen den drohenden Primat der Ökonomie durchsetzt, wird sie die gewaltigen Herausforderungen der Finanz-, Wirtschafts- und Fiskalkrise meistern.

 

 


Autor: Peer Steinbrück
Verlag: Hoffmann und Campe
Erschienen: 16. September 2010
ISBN: 978-3-455-50166-7
Seitenzahl: 479 Seiten

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Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
Peer Steinbrück ist schon jetzt ein Platz in den Geschichtsbüchern Deutschlands sicher: Als Finanzminister der Großen Koalition während der schwersten Finanz- und Wirtschaftskrise seit der Großen Depression in den 1930er Jahren. In „Unterm Strich“ schildert Steinbrück seine Sichtweise und Erfahrungen während dieser Zeit und gibt uns eine Analyse aus den daraus gezogenen Lehren.
Der SPD-Politiker gehört zu jener Art von Politikern, die eher pragmatisch als idealistisch geprägt sind, die nicht mit polarisierenden und kontroversen Thesen und Meinungsäußerungen versuchen, auf sich aufmerksam zu machen. Der Leser wird nicht mit polemischen Bemerkungen oder umstrittenen Mutmaßungen konfrontiert, sondern findet sich in nüchternen Analysen und fachlichen Vorschlägen wieder. Somit setzt sich Steinbrück deutlich von anderen politischen Autoren wie Thilo Sarrazin oder Udo Ulfkotte ab. Dies ist auf der einen Seite sehr zu begrüßen, da der Leser Steinbrück noch nie als Politiker erlebte, der die Emotionen der Menschen anspricht. Dadurch erreichen seine häufig sehr interessanten Einsichten und diskussionswürdigen Anregungen leider nicht die gleiche Popularität wie Bücher oben genannter Autoren.

Kritikwürdig ist zudem die Tatsache, dass es sich in der ersten Hälfte des Buches fast ausschließlich um eine Rekapitulation der Ereignisse vor, während und nach der Krise handelt. Während des Lesens der ersten Hälfte wurde nicht eindeutig klar, an welche Zielgruppe der Autor sich richtet. Vieles des Niedergeschriebenen wird den meisten Lesern aus Zeitungsartikeln und Nachrichtensendungen bekannt sein. Für Leute, die sich darüber hinaus mit dem Thema der Finanzkrise durch wissenschaftliche und fachliche Publikationen auseinandergesetzt haben, erscheint dies womöglich sogar langweilig. Jedoch setzt Steinbrück an anderen Stellen wiederum ein gewisses Vorwissen voraus.
Wesentlich interessanter entwickelt sich die zweite Hälfte des Buches. Neben den zehn Vorschlägen zur besseren Regelung der Finanzmärkte geht er auf schwierige Themen von Hartz IV bis zur Rentengarantie ein und gibt Einsicht in seine Betrachtungsweise. Leider kommt dabei oftmals eine ausgewogene Vorstellung seiner Vorschläge zu kurz; einige werden sogar überhaupt nicht näher erläutert. Eine differenziertere und ausführlichere Erklärung zu seinen Ansichten wäre wünschenswert gewesen.
Der oftmals kritisierte Schreibstil Steinbrücks als zu kompliziert und unverständlich, ist nicht nachvollziehbar. Die Satzstruktur erscheint als übersichtlich und macht die Aussagen dadurch verständlicher. Insgesamt liest sich das Buch recht fließend durch – bis auf oben genannte Ausnahmen, die ein großes Vorwissen über die Finanzmarktkrise voraussetzen.


Aufmachung des Buches
Das Buch ist fest gebunden und mit einer Schutzhülle versehen. Das Coverfoto bildet Peer Steinbrück in einer Nahaufnahme ab. Das Buch selbst weist keine weiteren Fotos auf. Die Kapitel sind größtenteils gut eingeteilt und lesen sich recht zügig durch.


Fazit

Neben einigen oben genannten Schwächen des Buches, handelt es sich bei „Unterm Strich“ um ein solides und breitgefächertes Politikbuch, das sich neben der Finanz- und Wirtschaftskrise ebenso mit anderen heiklen Themen wie Hartz IV und Integrationspolitik auseinandersetzt. Hierbei handelt es sich jedoch nicht um ein beherztes Gesamtkonzept des ehemaligen SPD-Finanzministers, sondern mehr um nüchterne und rationale Betrachtungen – immer verbunden mit der prekären Haushaltslage des Bundes. „Mitreißen“ und begeistern wird Steinbrück damit nur wenige. Aber als eine „Stimme der Vernunft und Rationalität“ hat er sich mit diesem Buch gut positioniert.


4 Sterne


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