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Kategorie: Thriller

Es ist ein Jahr vergangen, seit die 12-jährige Alyssa verschwunden ist. Ihr Zwillingsbruder Johnny hat sich nie einsamer gefühlt. Sein Vater hat die Familie kurz nach dem Verschwinden der Tochter im Stich gelassen, seine Mutter flüchtet sich in eine Beziehung zu einem Mann, den Johnny verachtet. Der zuständige Detective will den Fall nicht schließen, obwohl seine eigene Familie an dieser Obsession zerbricht. Als ein zweites Mädchen verschwindet, weiß Johnny, dass er die beiden Mädchen finden muss. Dieser Junge ist ein moderner Huckleberry Finn und ein Detektiv, wie man ihn sich als Thriller-Leser nicht besser wünschen könnte. 

 

 

Originaltitel: The last child
Autor: John Hart
Übersetzer: Rainer Schmidt
Verlag: C. Bertelsmann Verlag
Erschienen: 06. April 2010
ISBN: 9783570100370
Seitenzahl: 446 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Johnnys Zwillingsschwester Alyssa verschwindet im Alter von 12 Jahren spurlos. Die Polizei vermutet ein Sexualverbrechen. Die Familie zerbricht daran. Der Vater scheint die Schuldvorwürfe seiner Frau nicht mehr zu ertragen und verlässt sie. Johnny bleibt alleine zurück. Seine Mutter geht eine neue Beziehung mit Ken Halloway ein, der selbst verheiratet ist und ihr ein Mietshaus finanziert. Sie ertrinkt in Alkohol und Tabletten, in hilfloser Abhängigkeit von Ken, der seine Position schamlos ausnutzt, gewalttätig ist, sich nimmt, was er braucht. Johnny muss schnell lernen, alleine klar zu kommen. 

Ein Jahr später wird wieder ein Mädchen vermisst.Detective Clyde Hunt will nicht noch noch einmal das gleiche durchmachen wie bei dem Fall Alyssa. Dieser Fall muss anders verlaufen. Er will das Mädchen finden, es retten. Doch die Zeit läuft ihm  davon. Aber auch Johnny macht sich auf die Suche nach dem erneuten Täter, hofft darauf, so auch Alyssa wiederfinden zu können. Dabei bringt er sich und seinen Freund Jack in tödliche Gefahr.


Stil und Sprache

John Hart beschreibt aus der Perspektive der dritten Person sehr überzeugend und fesselnd die Lebenssituation dieser verzweifelten Restfamilie und der Personen um sie herum. Er schildert dabei zwei parallel verlaufende Handlungsstränge. Auf der einen Seite ermittlelt Johnny, eigentlich noch ein Kind, aber in seinem Verhalten sehr zielstrebig und unaufhaltsam. Auf der anderen Seite stehen die Ermittlungen der Polizei, die Verfolgung falscher Fährten bis hin zu immer dichter werdenden Hinweisen und am Ende die doch sehr überraschende und auch schockierende Wendung. Der Autor beschreibt die gesamte Lebenssituation der einzelnen Figuren sehr überzeugend und realistisch. Indem er direkt aus der Perspektive des jeweils Handelnden schreibt, ist der Leser sehr dicht am Geschehen, kann die Gedanken und Beweggründe desjenigen sehr gut nachvollziehen.


Figuren
Die Figuren in diesem Buch wirken sehr realitätsnah und sind sehr genau herausgearbeitet. Man sieht sie als Leser direkt vor sich und kann sich jede einzelne Figur wirklich sehr konkret vorstellen. An erster Stelle steht der 13-Jährige Johnny, der seine Schwester Alyssa noch nicht aufgegeben hat und bis zur Auflösung gegen alle Widrigkeiten ankämpft. Daneben steht seine Mutter, die sich mit Alkohol und Tabletten vollständig betäubt, mehr oder wieder aufgegeben hat, bis sie durch Johnny wieder Hoffnung schöpft und ihr Leben nochmals neu in die Hand nimmt.

Bewegend ist auch die Lebenssituation Levis, dieses körperlich starken, geistig aber wie ein kleines Kind sich verhaltenden Mannes, der zunächst als Hauptverdächtiger gilt und am Ende unschuldig stirbt. Seine stark religiösen Gedankengänge, seine Verrücktheit und unglaubiche Unschuld sind sehr präzise beschrieben und sehr berührend.

Auch die Figur des Detective Hunt ist vielschichtig. Er scheint völlig gefangen in den ungelösten Fällen der verschwundenen Mädchen zu sein, verzweifelt und zugleich wie besessen unternimmt er alles, riskiert dabei seine Karriere als auch seine eigene Familie. Seine Frau verlässt ihn, sein Sohn entfremdet sich ihm immer mehr.

Nicht zu vergessen auch Johnnys bester Freund Jack, der zum Ende des Buches hin noch zu ungeahnter Wichtigkeit gelangt. Körperlich aufgrund eines schwachen, nach einem Bruch nicht mehr normal weiter gewachsenen Armes eingeschränkt, lebt er immer im Schatten seines großen Bruders, auf dem die ganze Hoffnung und der Stolz des Vaters liegt. Welch grausames Schicksal diesen Jungen zeichnete, wird erst zum Ende hin offenbart und ist zugleich der Schlüssel des Ganzen.


Aufmachung des Buches
Dieses gebundene Buch zeigt als Cover ein Schatten, der aus dem Dunkeln in das helle Licht hervorzutreten scheint. Der Titel ist mit weißen Buchstaben wie von einer Schreibmaschine aufgedruckt, der Name des Autors erscheint in großen, gelben Lettern. Das Cover macht zwar etwas neugierig, aber hebt sich nicht so sehr von anderen Büchern ab.


Fazit

Das Buch hat mich sehr berührt und stellenweise auch nicht mehr losgelassen. Als Leser fühlt man sich sehr mit den Figuren verbunden, leidet mit ihnen und hofft. Das Ende ist kein Happy End, aber ein Neuanfang, auch dies fand ich sehr gelungen. Ich kann das Buch wirklich empfehlen. Es passiert sehr viel und es werden auch viele Morde aufgedeckt. Dennoch fehlt es dem Buch nicht an Tiefe und wirklicher Anteilnahme. Daher vergebe ich vier Sterne.


4 Sterne


Hinweise
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