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England, 1807: Napoleon setzt alles daran, die dänische Flotte in seinen Besitz zu bringen - was für England fatale Folgen hätte. Um dies zu verhindern, wird Captain John Lavisser nach Kopenhagen entsandt. An seiner Seite: Richard Sharpe. Sein Auftrag: Lavisser lebend ans Ziel zu bringen. Keine leichte Aufgabe -  zumal Sharpe angeschlagen ist: Nicht nur, dass er degradiert wurde, er muss auch noch den Tod seiner großen Liebe Grace verkraften. Zu allem Überfluss erkennt Sharpe bald, dass der Feind in den eigenen Reihen lauert ...

 

 

Originaltitel: Sharpe's Prey
Autor: Bernard Cornwel
Übersetzer: Joachim Honnef
Verlag: Bastei Lübbe GmbH & Co.KG (Bastei Verlag)
Erschienen: 26. Juni 2010
ISBN: 978-3-404-16450-9
Seitenzahl: 384 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Bei der Besprechung des vorhergehenden Bandes "Sharpes Trafalgar" tippte ich am Ende auf einen Cliffhanger, aber da habe ich mich getäuscht. Der neue Band spielt 2 Jahre später und hat den Angriff der Briten auf Dänemark im Jahr 1807 zum Inhalt.
Das Schicksal hat es nicht gut gemeint mit Sharpe – Lady Grace und das gemeinsame Kind sind gestorben, sein in Indien "erworbenes" Vermögen futsch. Er langweilt sich als Quartiermeister des 95. Schützenregiments, empfindet diesen Posten als Degradierung und denkt mal wieder über einen Abschied von der Armee nach, der er, inzwischen 30 Jahre alt, seit 14 Jahren angehört. Das ist die Ausgangssituation, als in London ein Mord - oder eigentlich zwei Morde - passiert. Sharpe wird schließlich von Lord Pumphrey beauftragt, Major Lavisser und seinen Diener Barker in geheimer Mission nach Dänemark zu begleiten. Schnell ist klar, dass Lavisser ein Verräter ist und so gibt es zwei Handlungsstränge: Sharpes Suche nach ihm und die militärische Operation der Briten.


Stil und Sprache
Cornwells Stärke ist ganz klar die Beschreibung von Land und Leuten sowie das Herausarbeiten einer spezifischen Atmosphäre. Indien konnte man fast schon riechen und die Hitze auf der Haut spüren. Die Düsternis des verrufenen Londoner Vororts, in dem Sharpe aufwuchs, kann man sich sehr gut vorstellen, auch dass dort Fremde keinesfalls willkommen sind. Die Idee, den Verräter früh zu benennen, finde ich spannend, leider schöpft der Autor sie nicht wirklich aus, denn Sharpe, der Lavisser ausfindig machen will, kommt ständig was "dazwischen" und so zieht sich alles bis zum Showdown doch ziemlich hin. Insgesamt muss man sagen, dass es der Geschichte an Substanz fehlt, daran kann auch Sharpes starker Auftritt zu Beginn des Romans nichts ändern. Die Schilderung der Bombadierung Kopenhagens durch die Briten fällt auch schwächer aus als von Cornwell gewohnt. Das Grauen zu vermitteln, das die Bevölkerung erleben muss, schafft er nicht annähernd so gut wie er dies bei Schlachten kann.

Negativ wäre noch zu vermerken, dass man sich von Seiten des Übersetzers oder des Verlags wenig Mühe gegeben hat, den Text nach Schreibfehlern oder unpassender Wortwahl wie z.B. auf S.42 "11 Jahre jung",  zu durchsuchen. Da heißt das britische Außenministerium schon mal Auswärtiges Amt (amtlicher Name für das deutsche Außenministerium; S.83). Aber damit noch nicht genug, auch manche Person wechselt zwischendurch den Namen aus Pumphrey wird mehrfach HumphreyBarker wird Baker oder Parker geschrieben. Im Eifer des Gefechts steht dann statt du - die oder statt wir - wird. Außerdem bezweifle ich, dass Schwerter zu Pflugscharen (S.70) schon damals zu den geflügelten Worten gehörte. Das kann aber schon ein Fauxpas des Originals sein. Dies alles stört den Lesefluss dann doch, nur gut, dass Cornwell spannend schreibt und man so das Buch nicht gleich entnervt in die Ecke wirft.


Figuren
Das ganze Arsenal der Sharpschen Bücher ist auch dieses Mal wieder vertreten. Außer dem Helden Richard Sharpe, und, natürlich, General Arthur Wellesly, finden sich Freunde ein, die man vom letzten Band "Sharpes Trafalgar" her kennt - Kapitän Chase, Clouter und Collier - aber natürlich gibt es auch Schurken in ausreichender Zahl. Überraschenderweise wird der Verräter Lavisser schon gleich zu Beginn entlarvt, bleibt aber dann recht blass, spielt fast eine Nebenrolle - schade, denn ein guter Böser ist doch immer das Salz in der Suppe. Neu hingegen ist Lord Pumphrey, ein Dandy wie er im Buche steht und Vertreter des Außenministeriums. Näher möchte ich aber nicht auf ihn eingehen, um nicht einen Teil der Geschichte zu verraten, es soll ja spannend bleiben.
Nachdem Lady Grace im letzten Band die weibliche Hauptrolle übernommen hatte, füllt diesen Part nun die Dänin Astrid aus. Auch wenn man sie nicht wirklich kennenlernt, weil sie nur eine kleine Nebenrolle inne hat, ist sie mir doch sympathischer als die Lady. Nicht eindeutig festlegen möchte ich mich hingegen bei Ole Skovgaard. Er sitzt eigentlich zwischen zwei Stühlen und muss sich entscheiden, wohin er gehören möchte. Leider lässt uns der Autor an dem Entscheidungsprozess nicht teilhaben und so bleiben mir die Entscheidungen, die Skovgaard trifft, letztendlich rätselhaft. Dafür wird Sharpes Trauer und innere Zerrissenheit zu oft erwähnt, fast gewinnt man den Eindruck, dem Autor sei nichts Neues mehr zu seiner Figur eingefallen. Prequels haben halt so ihre Tücken.


Aufmachung des Buches
Das Cover wird von einem Dreimaster beherrscht. Ein englisches Schiff in Action, sprich beim Beschuss der Stadt Kopenhagen, die in Flammen steht. Das Schiff zerrt an seinen Ankerketten und ist teilweise in gelben Rauch gehüllt. Im Hintergrund sind weitere Schiffe zu sehen, die ebenfalls ihre Bomben abschießen. Die See drumherum ist aufgewühlt von feindlichen Geschossen. Besonders dramatisch wirkt das Ganze, weil es auf dunkelblauem Grund abgebildet wird. Wie bei den Vorgängern steht im oberen Drittel der Titel des Buches, dieses Mal in Gold und Hellblau, der Name des Autors im unteren Drittel, ebenfalls wie gewohnt in goldenen Buchstaben. Auch im Inneren folgt man dem bewährten Muster: 2 Karten - 1 Karte von Dänemark und eine von Kopenhagen selbst, mit der Darstellung der britischen Batterien und Bombenschiffe. Im Anhang finden sich die "Historischen Anmerkungen" des Autors, mit ungewohnt kritischem Unterton.


Fazit
In den bisher vorliegenden 5 Bänden erzählt der Autor die Vorgeschichte Richard Sharpes ehe er in den Krieg gegen Napoleon zieht. Der letzte Roman reicht nicht an seine Vorgänger heran und stellt eher eine Verlegenheitslösung dar. Einziger Lichtblick ist der Cameo-Auftritt von Harper, Cooper und Co., die später noch eine große Rolle spielen werden. "Sharpes Beute" kann man, muss man aber nicht gelesen haben.


3 Sterne


Hinweise
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Backlist:

Band 1: Sharpes Feuerprobe
Band 2: Sharpes Sieg
Band 3: Sharpes Festung
Band 4: Sharpes Trafalgar

 

 

 

 

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