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Caleb ist eigentlich nur Tourist in Pastworld. Doch er gerät in einen Hinterhalt und steht plötzlich unter Mordverdacht – ein Verbrechen, worauf im viktorianischen London die Todesstrafe steht …

Eve ist in Pastworld aufgewachsen und ahnt nichts von der Existenz einer Außenwelt. Doch sie spürt den Atem eines schattenhaften Verfolgers, flieht vor einer unsichtbaren, tödlichen Bedrohung.

Calebs und Eves Fluchtwege kreuzen sich und ihre Schicksale werden untrennbar miteinander verbunden – denn als Kreatur der Vergangenheit und der Zukunft ist das Phantom für Caleb und Eve der Schlüssel zum Überleben und zugleich die größte Gefahr, der sie sich stellen müssen!

 

 

Originaltitel: Pastworld 
Autor: Ian Beck
Übersetzer: Barbara Abedi 
Verlag: Loewe
Erschienen: 06/2010
ISBN: 978-3785571569
Seitenzahl: 400 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Wir schreiben das Jahr 2048, das alte London gibt es nicht mehr, dafür einen Themenpark, in dem das London des 19. Jahrhunderts wieder auflebt, mit allem, was dazugehört: Einwohner in allen Gesellschaftsschichten, wieder in Kraft gesetzten Gesetzen, authentischen Häusern und Kleidung, einer historischen Polizei und und und. Caleb kommt als Tourist hierher, aber nach einem Überfall verschwimmen für ihn die Grenzen zwischen Touristen und professionellen Bewohnern dieser altertümlichen Welt sowie den zahlreichen „Illegalen“, die als Bettler und Taschendiebe die Straßen unsicher machen. Um sein Leben zu retten und seinen entführten Vater wieder zu finden, muss er ganz eintauchen in diese neue, alte Welt.

Ian Beck hat hier eine wirklich ganz hervorragende Idee gehabt: Was ist, wenn die Vergangenheit wieder aufersteht? Wie kommt ein Mensch der Moderne in der harten Welt des viktorianischen London zurecht? Ein bisschen Mystery und Science Fiction ergänzen diesen Jugendkrimi.


Stil und Sprache
Dass Ian Beck eine tolle Idee hatte, habe ich ja schon erwähnt, leider hapert es etwas bei der Umsetzung in eine spannende Geschichte. Gerade zu Beginn sind die vielen Erzählperspektiven nicht spannungsfördernd, sondern eher verwirrend, schwebt der Leser doch sozusagen etwas in der Luft, weil sämtliche Zusammenhänge fehlen. Ian Becks Zukunftsvision ist nur knapp angedeutet, hier wäre deutlich mehr Ausarbeitung angezeigt gewesen. Wie ist denn nun die Welt im Jahr 2048? So richtig erfährt man das nicht und so kann man eben auch den Kontrast zum viktorianischen London nicht spüren, in dem sich zum Beispiel Eve bewegt. Hier wäre deutlich mehr herauszuholen gewesen, schade drum.

Einige sprachliche Schnitzer zu Beginn sind etwas ärgerlich, wird doch auch hier nicht auf Authentizität geachtet: Wenn Eve in ihrem Tagebuch davon berichtet, dass ein Seiltänzer „in einer Art Slow Motion herunterschwebt“ (S. 35), dann fragt man sich schon, woher sie einen solchen Ausdruck kennen sollte. Und dass sie nach ein, zwei Fragen widerspruchslos akzeptiert, dass es eine „Außenwelt“ gibt, die ihrer eigenen Welt um Jahrzehnte voraus ist, und dann keinerlei Fragen mehr stellt, das finde ich richtig ärgerlich, verschenkt Ian Beck hier doch großes Potenzial. Dazu kommt noch ein relativ abruptes Finale, in dem lange nicht alle Fragen geklärt werden und das den Leser ein bisschen ratlos zurücklässt.


Figuren
Wie schon erwähnt, gibt es in „Pastworld“ verschiedene Handlungsstränge, die jeweils von unterschiedlichen Charakteren dominiert werden. Den Hauptpart hat Caleb Brown, der aber die meiste Zeit über eher passiv agiert. Er lässt sich von jedem sagen, was er zu tun hat, reagiert stets nur und ist permanent auf der Flucht. Über seine Motive, sich zum Beispiel von Mr. Leighton als Hausdiener vereinnahmen zu lassen, erfährt man als Leser nichts und so bleibt er insgesamt fremd.
Eve berichtet selbst in Tagebuchform und bei ihr glaubt man schon eher, sie zu kennen, aber auch sie bleibt trotzdem immer distanziert. Ihr klagloses Hinnehmen der für sie doch eigentlich unvorstellbaren Situation wirkt seltsam, fast teilnahmslos verabschiedet sie sich von ihrem bisherigen Leben und nimmt, ebenso wie Caleb, alles hin, was ihr gesagt wird. Mit ihr kann sich der Leser so ebenfalls nicht identifizieren und daher bleibt sie ihm fremd.

Dann gibt es noch verschiedene Polizeibeamte, die ich bis zum Schluss nicht richtig auseinanderhalten konnte, das Phantom, ein paar Bettler und andere kleine Nebenakteure, bei allen bleibt der Autor aber an der Oberfläche, sie erscheinen wie Abziehbilder von echten Menschen und sind nur Teil der Kunstwelt „Pastworld“, nicht wirklich echt.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch ist – der Handlung entsprechend – eine Mischung aus moderner Gestaltung und altertümlicher Optik. Vorn sieht man eine dunkle Straßenszene in Pastworld, in der ein Mädchen, vermutlich Eve, eine Gasse hinunterblickt, während aus der Dunkelheit ein Mann in Zylinder und Umhang auf sie zu kommt. Neben zwei Laternen ist noch ein Luftschiff zu sehen, das vermutlich gerade neue Touristen nach Pastworld bringt. Der Klappentext ist wie ein historisches Plakat gestaltet, alle Ränder des Buches wirken abgestoßen und verleihen ihm ein leicht antikes Aussehen. Im Gegensatz dazu ist der Titel in glänzender, wie holographisch wirkender Schrift gestaltet.

Innen gibt es neben Calebs Geschichte, die in vielen kurzen Kapiteln erzählt wird, und Eves Tagebucheinträgen noch Abdrucke von Polizeiakten, Auszüge aus dem „kleinen Planetenführer“ sowie vereinzelte Plakate und Zeitungsartikel. Insgesamt eine sehr liebevolle Gestaltung, die schon beim ersten Hineinblättern neugierig macht.


Fazit
Eine tolle Idee, die leider alles andere als konsequent umgesetzt wurde, so viel mehr hätte man daraus machen können! Trotzdem lesenswert für alle ab 12, die einen Mix aus Krimi, Science Fiction und Abenteuerroman mögen und vielleicht nicht so viel Wert auf plausible Hintergründe legen.


3 Sterne


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