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An seinem 82. Geburtstag erhält der einflussreiche Industrielle Henrik Vanger per Post anonym ein Geschenk. Das Päckchen enthält eine gepresste Blüte hinter Glas, genau wie in den Jahren zuvor. Vangers Lieblingsnichte Harriet hatte ihm einst jedes Jahr dieses Geschenk gemacht, bis sie 1966 spurlos verschwunden war. Seitdem erhält Vanger jedes Jahr anonym eine Blume. Harriets Leichnam jedoch wurde nie gefunden. Vanger beauftragt den Star-Journalisten Mikael Blomkvist …

 

   Autor: Stieg Larsson
Sprecher: Ulrich Matthes, Sylvester Groth, Anna Thalbach, Felix von Manteuffel, Susanne Lothar u.a.
Verlag: Random House Audio
Erschienen: 02/2010
ISBN: 978-3837103595
Spieldauer: 166 Minuten, 3 CDs; Hörspielfassung

Hier geht's zur Hörprobe


Die Grundidee der Handlung
Mikael Blomkvist ist Enthüllungsjournalist und hereingelegt worden. Nun hat er eine Gefängnisstrafe anzutreten und ist beruflich schwer angeschlagen. Da kommt ihm das Angebot von Henrik Vanger ganz recht: er soll offiziell eine Chronik der Industriellenfamilie schreiben und außerdem versuchen, das Verschwinden von Vangers Nichte Harriet aufzuklären. Mikael Blomkvist flüchtet vor der Öffentlichkeit auf den Familiensitz der Vangers und macht sich ans Werk. Zu Hilfe kommt ihm Lisbeth Salander, Profi-Rechercheurin und Hacker-Genie. Sie sollte eigentlich Mikael Blomkvists Hintergrund durchleuchten und hat ihre ganz eigenen Gründe, von der Bildfläche zu verschwinden. Gemeinsam decken die beiden ein unglaubliches Geheimnis auf …

Stieg Larsson hat mit „Verblendung“ eines der wichtigsten Bücher im Thrillerbereich der letzten Jahre geschrieben. Der Auftakt der Millenium-Trilogie ist nicht nur hoch spannend, sondern auch mit wunderbaren Figuren ausgestattet und verfügt über eine unglaubliche, oft grausame Detailverliebtheit, die Leser und Hörer an ihre Grenzen führt.


Darstellung des Hörspiels
Ein Buch wie „Verblendung“ mit rund 700 Seiten als Hörspiel zu inszenieren, ist eine echte Herausforderung, aber Walter Adler hat sie mit Bravour gemeistert. Es war für mich schwer vorstellbar, einen derart komplexen Roman auf noch nicht einmal drei Stunden „einzudampfen“, dennoch muss ich sagen: Es ist gelungen. Walter Adler hat es geschafft, den Text so zu straffen, dass er verständlich bleibt. Trotzdem hat man nie den Eindruck, dass er Gewalt anwenden musste, vielmehr nutzt er das Hörspielmedium dazu, Handlungsstränge quasi parallel laufen zu lassen, mit schnellen Schnitten, teilweise nur angedeuteten Kapiteln, die wie ein Radiobericht im Hintergrund laufen. Das verlangt vom Zuhörer schon einiges an Konzentration, lässt dafür aber keinerlei Langeweile aufkommen. Viel zu schnell gehen die drei CDs vorbei und lassen den Hörer gespannt auf die Fortsetzungen warten.

Viele bekannte Sprecher wurden für diese Produktion verpflichtet, auf der Besetzungsliste tauchen insgesamt 41 Beteiligte auf, so dass ich hier nur auf die wichtigsten eingehen kann. Ulrich Matthes als Erzähler hat natürlich einen hohen Sprechanteil. Er bleibt seiner Rolle entsprechend eher neutral im Tonfall und sticht so nicht besonders heraus. Das ist nicht unangenehm, aber manchmal hätte ich mir doch ein bisschen Emotion in seiner Stimme gewünscht. Das gleiche gilt leider auch für Sylvester Groth, der Mikael Blomkvist verkörpert. Er klingt teilweise derart unbeteiligt, dass man das Gefühl haben muss, Mikael Blomkvist stünde permanent unter Drogen. Im Kontrast dazu übertreibt er dann gegen Ende eine Extremsituation wiederum so sehr, dass sie schon unglaubwürdig wirkt. Gut gefallen hat mir hingegen Anna Thalbach als Lisbeth Salander. Den widersprüchlichen Charakter ihrer Figur weiß sie gekonnt zu akzentuieren, sie ist immer angemessen und authentisch in ihrer Modulation. So ziemlich alle anderen Sprecher haben nur kleinere Anteile und verschwinden so etwas in der Masse, das ist aber hörspieltypisch und daher nicht zu beanstanden.

So, nun bleibt noch, etwas näher auf die Hörspielumsetzung einzugehen. Naturgemäß ist bei einem so umfangreichen Stoff der reine Erzählanteil relativ hoch, trotzdem haben die Macher versucht, Atmosphäre, Hintergrund und Umgebung darzustellen. Es wurde eigens Musik komponiert, die mir persönlich allerdings etwas zu dominant geraten ist. Dagegen kommen die (eher sparsam eingesetzten) Geräusche wie Meeresrauschen, Möwenschreie oder Hintergrundgespräche gut und passend beim Hörer an. Zur konkreten Handlung gehörende Geräusche wie etwa ein Pistolenschuss oder das Zischen eines aufflammenden Streichholzes sind allerdings wieder übertrieben laut und zeitlich nicht immer auf den Punkt platziert. Insgesamt also ein etwas gemischtes Bild, dafür gewinnt der Stoff insgesamt durch die moderne Inszenierung deutlich an Tempo und verführt zum Weiterhören.


Aufmachung des Hörspiels
Die drei CDs stecken in einer mehrteiligen, stabilen Kunststoffbox, welche als Cover den Buchtitel zum Vorbild hat. In verschiedenen Blautönen sieht man den etwas verwaschen wirkenden Ausschnitt einer antiken Statue. Sehr dominierend ist der Autorenname in gebrochenem Weiß aufgebracht, der Titel selbst ist orange. In der oberen rechten Ecke ist wie mit einem Notizzettel der Hinweis „Das Hörspiel“ vermerkt. Die einzelnen CDs sind ebenfalls ganz in Blau gehalten, außerdem gibt es ein mehrseitiges Booklet, in dem der interessierte Hörer Informationen zum Buch, zur Inszenierung, eine Auflistung aller Sprecher sowie einige bei der Produktion entstandene Fotos findet. Für den recht günstigen Preis eine durchaus hochwertige Aufmachung, sehr gelungen!


Fazit
Ein spannender Thriller virtuos als Hörspiel inszeniert, das hat Seltenheitswert und ist hier durchaus als gelungen zu betrachten. Für alle, die keine Motivation für ein 700-Seiten-Buch aufbringen können, eine echte Alternative. Für die, die meinen, sich im Buch schon gut auszukennen, trotzdem ein Hörvergnügen und ein besonderes Erlebnis. Für mich als Stieg-Larsson-Fan bleiben trotz kleiner Abstriche noch vier Sterne zu vergeben.


4 Sterne


Hinweise
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