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„Wie ein Geist war das Schiff hinter den Wald der Halbinsel geglitten und keine drei Minuten später vom Flussradar verschwunden. Wieder versuchte er sich zu erinnern, wie die Leute diese Ecke genannt hatten. Sie hatten ihr einen neuen Namen gegeben. Ein Namen, der das Grauen schon beim Flüstern in sich trug. Sie nannten ihn: den toten Fluss."

Der 19-jährige Kilian ist so ganz anders als alle Jungs, die Sabrina und ihre lebenshungrige Freundin Amelie je kennengelernt haben. Er lebt auf einem alten Schiff, ist treu und unabhängig, anziehend und unberechenbar, ein Einzelgänger und Fluss-Vagabund. Aber seine Einsamkeit hat einen Grund: Kilian umgibt ein dunkles, ein tödliches Geheimnis.

Der erste Jugendroman von Bestsellerautorin Elisabeth Herrmann – ein Psychothriller mit dunklem, verführerischem Sog!

 

  Autor: Elisabeth Herrmann
Verlag: cbt
Erschienen: 03/2010
ISBN: 978-3570160619
Seitenzahl: 448 Seiten


Die Grundidee der Handlung

Sabrina ist 16 Jahre jung und zieht am liebsten mit ihrer besten Freundin Amelie, einer selbstbewussten und abenteuerlustigen 18-jährigen, um die Häuser, anstatt sich Gedanken darüber zu machen, ob sie weiter die Schule besuchen oder eine Ausbildung zur Winzerin im Familienbetrieb anfangen möchte. Viel lieber möchte sie mit Amelie von der großen weiten Welt und den unzähligen Möglichkeiten träumen. Als die beiden den verwegenen Kilian kennenlernen, der heimlich mit seinem alten Schiff in einem Nebenarm des Rheins, mitten im verwilderten Naturschutzgebiet, ankert, wird ihre Freundschaft auf eine harte Probe gestellt. Denn beide Mädchen haben ein Auge auf den geheimnisvollen Fremden geworfen. Die zurückhaltende Sabrina lässt Amelie schließlich den Vortritt, die daraufhin allein zu Kilian aufs Schiff geht. Als Amelie am nächsten Tag ermordet aufgefunden wird, bricht für Sabrina eine Welt zusammen. Nicht nur, dass sie ihre engste Freundin verloren hat, zudem scheint der einzige Mann, zu dem sie sich bislang hingezogen fühlte, ein Mörder zu sein und verschwindet kurz darauf spurlos. Obwohl vor 8 Jahren an derselben Stelle ein ähnliches Unglück geschah, scheint niemand außer Sabrina wirklich daran interessiert zu sein, die Wahrheit über Amelies Tod herauszufinden...

Es ist sehr erfrischend, einmal hier in Deutschland auf Mörderjagd zu gehen und einem geheimnisumwitterten, tragischen jungen Mann zu begegnen, der das Herz der Protagonistin im Sturm erobert. Gerade weil einem die Orte und auch die Menschen mit ihren Eigenarten so bekannt vorkommen, kann man besonders gut in die Geschichte abtauchen und viele Geschehnisse nachvollziehen.


Stil und Sprache
Der Stil der Autorin ist sehr bildhaft, emotional und spannungsgeladen. Sie nimmt sich zum einen sehr viel Zeit, um Menschen, Gegend und Natur zu beschreiben und schafft es so, dass sich der Leser sogleich heimisch und bekannt mit allen fühlt. Zum anderen schwingt stetig ein unheildrohender Unterton mit, der in einem starken Kontrast dazu steht. „Im Bruchteil einer Sekunde griff er in den Eimer, packte den Fisch, der wie rasend zappelte. Wasser spritzte bis an die Wand, er schlug den Kopf des Tieres auf die Kante der Spüle, der Fisch erstarrte betäubt, da hatte der Unbekannte auch schon das Messer in der Hand und rammte es in die Kiemen. Ein hässliches, knirschendes Geräusch war zu hören. Der Fisch zuckte noch einmal und Blut floss aus der Wunde in das Becken. Fassungslos starrte Sabrina auf den Mann. Dann auf den toten Fischleib. Dann auf Amelie." (Seite 77)

Das Buch ist in vier Abschnitte, den Jahreszeiten Sommer, Herbst, Winter und Frühjahr gemäß, unterteilt. Diese beginnen stets mit einem Kapitel, in dem die Sicht von Kilian beschrieben wird, und sorgen für die mysteriöse Note, da viele Fragen aufgeworfen, aber zumeist nicht beantwortet werden. Die restlichen Kapitel drehen sich um Sabrina und ihre Gefühlswelt und werden ebenfalls in der 3. Person in der Vergangenheitsform erzählt. Im Laufe der Seiten häufen sich Zitate aus dem Tagebuch von Amelie, das Sabrina, wenn sie sich besonders einsam und unsicher fühlt, wie eine Art Orakel befragt. Dadurch wirkt die Geschichte umso authentischer.

Man merkt von Anfang an, dass es sich um einen Thriller handelt. Die Grundstimmung ist eher düster, stets scheint etwas im Hintergrund zu lauern, es raschelt, knackt und knistert an jeder Ecke und man beginnt unverzüglich mit dem Ratespiel, wer oder was hinter dem Ganzen stecken könnte. Leider war mir persönlich schon schnell klar, wer den Mord begangen hat, jedoch die ganzen Zusammenhänge, warum irgendwie jeder im Umkreis in irgendeiner Form in ein großes, tragisches Geheimnis verstrickt ist, erschließen sich einem zum Glück erst im Laufe der Geschichte und machen das Buch zu einem wahren Pageturner.


Figuren
Sabrina ist die klare Hauptfigur des Romans. Gerade 16 geworden, steht sie an einem Scheideweg in ihrem Leben. Soll sie bei ihrer Mutter in die Winzerlehre gehen und später den Familienbetrieb übernehmen? Oder wäre es besser, weiterhin zur Schule zu gehen? Vielleicht sollte sie mit ihrer älteren Freundin Amelie hinaus in die Welt ziehen und spannende Abenteuer erleben? Unzufrieden mit sich und ihrer Umwelt hängt sich Sabrina sich gern an die extrovertierte und erfahrenere Amelie und lässt sich mit ihr treiben. Die träumt wiederum von der großen, weiten Welt, die fernab des heruntergekommenen Waldviertels liegt, in dem sie mit ihren Eltern lebt. Amelie erscheint der geheimnisvoll-tragische Vagabund Kilian wie eine Fahrkarte in die Freiheit, doch der hat mit seinen ganz eigenen Dämonen zu kämpfen.

Sowohl die Haupt- als auch die Nebenfiguren sind facettenreich und dicht gezeichnet. Sabrinas Mutter Franziska ist alleinerziehende Winzerin, die tagtäglich ums Überleben kämpfen muss und sich eine sichere Zukunft für ihre Tochter erträumt. Im Laufe der Geschichte lernt sie, sich auch wieder um sich selbst zu kümmern und schafft es so, dass der Familienfrieden wieder einkehrt. Lukas, der Sohn der anderen großen Winzerfamilie vor Ort, ist zunächst ein glühender Verehrer von Amelie, steht nach ihrem Tod aber auch Sabrina zur Seite und ist stets zur Stelle, wenn Not am Mann ist. Mit der Zeit entwickeln sich zarte Bande zwischen den beiden, die vor allem von dem guten Ruf, den seine Familie genießt, gestützt werden. Unerwartete Hilfe bei ihren Nachforschungen erhält Sabrina von Beate, der Enkelin des ehemaligen örtlichen Richters, einem reichen, aber einsamen Mädchen, das Geld oft mit echter Zuneigung verwechselt, aber bald über sich hinaus wächst, als sie merkt, dass sie in Sabrina eine Freundin gefunden hat.


Aufmachung des Buches
Die Umschlagsgestaltung des gebundenen Buches verdeutlicht sehr gut die Mischung von Thriller und Jugendbuch. Zum einen ist der Grundton sehr düster – im Hintergrund ist eine Struktur, die an Stein erinnert, zu sehen, die größtenteils im Schatten liegt. Partiell wurden kleine Lichter gesetzt, die ins Türkise tendieren. Zum anderen ist der Blickfang auf dem Titel die Abbildung einer weißen Lilie, die zunächst romantische Assoziationen weckt. Darüber befindet sich, in einem kräftigen Rot gefärbt, der Schriftzug Lilienblut, der nach unten auf die Blume tropft, als würde er bluten. Beide Eyecatcher werden auf dem Rücken wiederholt. Zusätzlich wurden die Blüten und Lilienblut lackiert, der Titel zudem noch geprägt, wodurch die Blutstropfen besonders plastisch wirken. Gerade der Kontrast zwischen schöner Blüte und blutiger Schrift lässt Thriller- und Jugendbuch-Fans gleichermaßen zu diesem Buch greifen und neugierig auf Inhalt und Umsetzung werden.


Fazit

Vor der beeindruckenden Kulisse aus Weinbergen, Rhein und Naturschutzgebiet zwischen Andernach und Leutesdorf entfaltet sich eine mitreißende Geschichte über Freundschaft, Verrat, Mord und wahre Liebe. Freunde von spannenden Jugend-Thrillern werden das Buch kaum aus der Hand legen können!


4 5 Sterne


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