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Schatten der Vergangenheit

Im Eurostar nach Venedig wird eine Frauenleiche gefunden: erdrosselt, vergiftet und erdolcht. Alles deutet auf einen Ritualmord hin, doch Kommissarin Giorgini tappt im Dunkeln. Bis ihre Freundin Chiara anruft, die wieder einmal von beängstigenden Visionen heimgesucht wird: Eine blutige Spur scheint durch die Jahrhunderte zu führen, von einer obskuren venezianischen Bruderschaft bis hin zu den Stars des Mailänder Jetsets.

 

  Autor: Silvana Giacobini
Verlag: Aufbau-Verlag
Erschienen: 04/2010
ISBN: 978-3746626055
Seitenzahl: 512 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
ICH KENNE DEIN GEHEIMNIS. So lautet der Text mehrerer anonymer Briefe, die einige Frauen der Mailänder Szene erhalten. Sie alle haben auch tatsächlich ihre Geheimnisse, die teilweise lebensbedrohlich sind, sollten sie ans Tageslicht kommen. Wie diese Geheimnisse zusammenhängen und was das alles mit der ermordeten Frau im Zug zu tun hat, davon erzählt dieser Roman, der aber den im Klappentext erwähnten Mordfall und die dazugehörige Kommissarin nicht in den Mittelpunkt des Geschehens setzt. Vielmehr kommt von Mafiamorden über Organhandel, Drogengeschäfte, Geldwäsche, Intrigen im 18. Jahrhundert bis hin zum „zweiten Gesicht“ so ziemlich alles vor, was das Leserherz begehrt.


Stil und Sprache
Silvana Giacobini hat knapp 500 Seiten lang Zeit, ihre Geschichte zu erzählen, und die nutzt sie auch aus. Nach einem kurzen Prolog beginnt sie mit Silvia Giorgini und der Entdeckung der Leiche im Eurostar. Dann wechselt sie die Perspektive, um einen Handlungsstrang nach dem anderen (und es gibt eine ganze Menge) langsam aufzubauen, die Personen einzuführen und die Zusammenhänge zu erläutern. Teilweise überlappen sich Erzählstränge, Personen werden in Beziehung zueinander gesetzt und nach und nach entsteht ein großes, weit verzweigtes Netz von Abhängigkeiten, Zwängen, Beziehungen und deren Folgen. Und als ob das alles nicht schon komplex genug wäre, kommt als Krönung des Ganzen noch die Lebensgeschichte eines Edelmannes aus dem 18. Jahrhundert obendrauf. Aber auch wenn das jetzt alles furchtbar anstrengend klingt, übt diese seltsame Mischung aus Esoterik (die Visionen von Chiara, Silvia Giorginis Freundin), historischer Räubergeschichte (Baron Volfango Rocca d’Altino), Mafiakrimi und Gesellschaftskritik doch einen nicht zu unterschätzenden Reiz aus, immer weiterlesen zu wollen. Mich hat dieses Buch bis zum Schluss nicht mehr losgelassen, ich musste einfach wissen, wie es ausgeht.

Ein klarer, leicht und flüssig zu lesender Schreibstil trägt natürlich zum Wohlbefinden des Lesers bei, auch wenn man ohne die Personenliste am Anfang sicher irgendwann vor den unzähligen italienischen Namen inklusive Verniedlichungen (niemals könnte ein Mann hier „Pupi“ genannt werden) und Abkürzungen kapituliert hätte. Am Ende finden dann alle Handlungsstränge logisch und klar zusammen, so dass ein runder Abschluss einen das Buch zufrieden zur Seite legen lässt.


Figuren
Üblicherweise gibt es besonders bei Thrillern immer eine ausgesprochene Hauptfigur, das ist hier anders. Zwar haben wir auch hier eine Ermittlerin, die Kommissarin Silvia Giorgini, aber im überwiegenden Teil des Buches kommt sie überhaupt nicht vor. Über sie erfährt man auch nicht viel, sie ist von Rom nach Mailand gekommen, starke Raucherin, die versucht, damit aufzuhören, aber das ist es dann auch schon. Ihre Gedanken und Gefühle sind deutlich weniger wichtig für die Handlung als die so einiger anderer Personen und es wirkt auf mich ein bisschen so, als wenn ihr Part nur der Aufhänger für die weit verzweigte Geschichte ist.
Da jedoch viele andere, sehr viel besser gezeichnete Charaktere vorkommen, stört den Leser die eher nebensächliche Rolle der Kommissarin nicht, kann er doch zum Beispiel Anna, die traurige Chirurgengattin, Smeralda, das Fernsehsternchen, oder Amanda, die ihrem Geliebten hörige Edelboutique-Besitzerin viel besser verstehen. Sie sind liebevoll ausgedacht, in all ihren Facetten glaubwürdig und lebendig. Selbst ihre dunklen Geheimnisse verzeiht man ihnen am Ende, wenn alles seinen Abschluss findet. 


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch zeigt auf der Vorderseite eine in verschiedenen Sepiafarben gehaltene Ansicht eines venezianischen Kanals vor schemenhaften Gebäuden. Im unteren Teil ist eine Gondel mit Gondoliere und Passagier zu sehen. Auch die Schrift von Titel und Autorenname wirkt ein bisschen verwischt und brüchig. Im Gegensatz dazu sind Buchrücken und Rückseite in knallrot gehalten. Das Buch selbst ist in einen Prolog, 13 relativ lange Kapitel und einen Epilog eingeteilt, vorweg gibt es noch ein Verzeichnis der wichtigsten Personen.


Fazit
Kein Thriller im eigentlichen Sinne, sondern eher ein spannender Roman mit Krimi- und Thrilleranteilen. Flüssig und leicht zu lesen, macht „Ich kenne dein Geheimnis“ Spaß von Anfang bis Ende.


4 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Schließ die Augen

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