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Etwas Unheimliches geht in London um. Saul Garamond, der fälschlicherweise für den Tod seines Vaters verantwortlich gemacht wurde, spürt es nur allzu bald. Ein Schatten dringt in seine Zelle ein, ein Schatten, genannt König Ratte, und entführt ihn in eine fremde Welt unter den Straßen Londons. Dort lernt Saul sein Erbe und seine wahre Abstammung kennen. Der Rattenkönig will ihn für seine Zwecke einspannen: die Rache an seinem alten Erzfeind, dem Rattenfänger von Hameln, der erneut durch die Straßen wandert, diesmal nicht mit einer Flöte, sondern mit modernster Technik ...

 

  Autor: China Miéville
Verlag: Bastei Lübbe
Erschienen: 02/2007
ISBN: 978-3-404-24310-5
Seitenzahl: 460 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Saul hat keine gute Beziehung zu seinem Vater, er bleibt lieber auf Distanz. Als sein Vater eines Nachts ermordet wird, gibt man Saul die Schuld. Es beginnen quälende, lange Befragungen und Saul kommt in Untersuchungshaft – doch dort bleibt er nicht lange. King Rat rettet ihn. Ein verlumpter, schmutziger Mann, der nicht ganz Mensch zu sein scheint, aber eine ungeheure Anziehungskraft ausübt. King Rat zeigt Saul eine andere Welt, eine Welt über den Dächern Londons und unter den Bürgersteigen. Eine Welt voller Gefahren, Abenteuer und ohne Gesetze. Und irgendwie fühlt sich Saul dort Zuhause. Die Ratten gehorchen ihm – ihm, aber nicht King Rat. Saul erfährt bald den Grund dafür, den Grund für die Schmach von King Rat und von einer dunklen Gefahr, vom mörderischen, wahnsinnigen und mächtigen Rattenfänger. Dieser hat schon Sauls gute Freundin Natasha ins Visier genommen, eine Virtuosin am Keyboard, eine Drum'n'Bass-Göttin...
Mit „König Ratte“, seinem Debütroman, hat der erfolgreiche Autor aus der „New Weird“-Szene China Miéville das Märchen des Rattenfängers völlig neu interpretiert, auf eine moderne und extrem düstere, bedrohlich wirkende Art und Weise.


Stil und Sprache
China Miéville ist unter anderem dafür bekannt, sprachlich sehr anspruchsvolle Bücher zu schreiben. Oft nutzt er kompliziertes, ungewöhnliches Vokabular oder reißt Fachtermini aus ihrem ursprünglichen Kontext und verleiht ihnen eine ganz neue Bedeutung. „König Ratte“ ist im Vergleich zu seinen anderen Büchern leicht lesbar und stellt den Leser vor keine große Herausforderung – dafür wirkt der meist eher unauffällige Stil aber manchmal langweilig, man vermisst die Raffinesse, die den Autor sonst auszeichnet.
Trotzdem schafft er es noch, ein interessantes Bild von London zu vermitteln und der Geschichte einen unheimlichen Grundtenor zu verleihen. Bisweilen geht der Autor aber etwas sehr weit, besonders wenn er Szenen beschreibt, in denen die Gewalt dominiert – das ist nichts für Zartbesaitete. Die Übersetzung von Eva Bauche-Eppers fängt den Erzählduktus von Miéville wunderbar ein und auch einige Tücken, wie komplizierte Dialekte einiger Figuren, hat sie sehr gut gemeistert.


Figuren
Saul ist kein typischer Held, er hat wenig gute Eigenschaften und ist somit nicht allzu sympathisch. Man leidet und hofft nicht mit ihm, ist aber doch interessiert daran, was ihm widerfahren wird. Der Star des Buches ist eher King Rat, der eigentlich keineswegs moralischer ist als der „Bösewicht“, der Rattenfänger, aber eine unheimlich faszinierende Figur. Ein bisschen verrückt erscheint er und oft abstoßend, aber er ist eben auch eine plastische Figur, trotz seiner Abnormitäten. Die anderen Figuren, Natasha oder auch Fabian, ein Freund von Saul, bleiben eher blass und austauschbar, sie stehen eindeutig im Schatten der Protagonisten.


Aufmachung des Buches
Das Cover des Buches kann einem gefallen oder nicht – auf jeden Fall hat es nichts mit dem Inhalt von „König Ratte“ gemein und ist damit absolut unpassend. Weitere Mängel lassen sich aber nicht erkennen. Die Schriftgröße innerhalb des Romans ist angenehm groß, der Satzspiegel gut gewählt.


Fazit
„König Ratte“ ist ein recht interessantes Buch, das definitiv neue Wege geht. Das modernisierte Horrormärchen ist spannend, aber stellenweise wirken Handlung und Charaktere noch unausgereift und es gibt einige Längen. Wer bereits andere Werke des Autors kennt, könnte hier schnell enttäuscht werden, denn dieses ist deutlich das schwächste, was er bisher publiziert hat. Auch sollten nur Leser zugreifen, denen explizite Gewaltdarstellungen nichts ausmachen, denn zimperlich geht es in „König Ratte“ nicht zu.


3 Sterne


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