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Hallo Frau Minden. Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für ein Interview nehmen.

Vielen Dank für Ihr Interesse.


Wie sind Sie eigentlich zum Schreiben gekommen? War es schon immer ihr Wunsch gewesen oder hat es sich einfach ergeben?

Ich habe schon gelesen und geschrieben, seit ich es kann. Jeden Tag ein Buch verschlungen. Als Kind wollte ich tatsächlich Schriftstellerin werden, aber der Wunsch verlor sich, als ich erfuhr, dass nur die wenigsten Autoren von ihrem Beruf leben können. Also musste etwas Solides her und ich beschloss es mit Zahntechnik zu versuchen. Ein sehr schöner Beruf, in dem ich einige Jahre gearbeitet habe. Das Schreiben ließ mich in dieser Zeit jedoch niemals ganz los.
Als dann im Jahr 2003 mein Sohn geboren wurde und eine Rückkehr in meinen alten Beruf schwer war, suchte ich nach Alternativen. Nach den ersten drei sehr anstrengenden Jahren (mein Sohn hatte mich mehr Gehirnzellen gekostet, als mir lieb war ;-), begann ich wieder mit dem Schreiben und kann seitdem nicht mehr aufhören.


Was fasziniert Sie am Schreiben?

Mich fasziniert, andere Welten zu erschaffen, Figuren Leben einzuhauchen, meine Fantasien auf Papier zu bringen. Dabei tauche ich in andere Welten ein und lasse die Realität ein Stück hinter mir, träume mich weg. Das macht süchtig. Nein, ich BIN süchtig. Ich werde ganz nervös, wenn die Wörter nicht aus meinem Kopf können. Dann bin ich gereizt, nervös, zittere. Wie ein Suchtkranker.


Welche Hindernisse mussten Sie überwinden, bis Ihr erstes Manuskript von einem Verlag angenommen wurde?

Eigentlich keine wirklichen. Ich hatte Glück. Riesengroßes Glück. Mein erstes Buch veröffentlichte ich selbst, weil ich mir als unbekannte, angehende Schriftstellerin null Chancen bei einem »richtigen« Verlag ausrechnete. Es waren nur ein paar Novellen, da ich mich noch nicht an einen ganzen Roman gewagt hatte. Bis Drake, mein Freibeuter, plötzlich geboren war. Ihm wollte ich eine Chance auf eine richtige Verlagsveröffentlichung geben, allerdings bewarb ich mich nur beim Ubooks-Verlag. Hauptsächlich, weil Ubooks Erotik im Programm hatte und ich »Drake Ravenscroft« als reinen Erotikroman sah. Ich wollte mich erst einmal vorsichtig in diese neue Welt vorwagen.
Schon nach einer Woche kam die Bestätigung, dass Ubooks mich wollte. Ich konnte es überhaupt nicht glauben und war überglücklich. Allerdings war den Verlegern mein Roman als Debüt zu lang, also schrieb ich ein paar erotisch-fantastische Geschichten (Verlockende Versuchungen). Somit hatte ich meine erste richtige Verlagsveröffentlichung, auf die ich jedoch ein Jahr lang warten musste. Insofern war »Temptations-Versuchungen: 4 gay historical romances«, was 2008 beim Dead Soft Verlag erschien, zuerst auf dem Markt. Zu der Zeit kam es dann auch zur Zusammenarbeit mit dem Dead Soft Verlag, bei dem ich eine eigene Erotikreihe herausgebe.


Was war es für ein Gefühl, als Sie das erste Mal Ihr eigenes Buch gedruckt in den Händen gehalten haben?

Unbeschreiblich, gigantisch, einfach großartig! Ich habe gezittert und war unwahrscheinlich stolz. Mein Kindheitstraum hatte sich erfüllt. Auch heute kommt es mir manchmal noch unwirklich vor, dass ich jetzt eine Autorin bin.


Welchen Rat geben Sie Nachwuchs-AutorInnen?

Viel lesen, viel schreiben, sich mit anderen Autoren austauschen, Tipps in Autorenforen holen, Schreibratgeber lesen und ... lesen, schreiben, lesen, schreiben ...
Handwerkszeug gehört zum Schreiben dazu. Aber auch eine große Portion Talent.


Sie schreiben auch unter dem Pseudonym Lucy Palmer. Hat das einen bestimmten Grund?

Das Pseudonym hat der Verlag blue panther books für mich ausgesucht und damit veröffentliche ich nur bei diesem Verlag.


Jeder Autor kennt seine persönliche Zeit, während der er die besten Ideen hat. Manche schreiben gleich nach dem Aufstehen, andere holen am Nachmittag oder in den späten Abendstunden das Beste hervor. Wie ist es bei Ihnen?

Also morgens, wenn zuhause alles ruhig ist, mache ich erst mal ein wenig Verlagsarbeit und checke meine Mails. Außerdem ist das für mich die beste Zeit zum Korrigieren. Da ist mein Hirn noch bei der Sache ;-) Aber eigentlich schalte ich nie ab. Tag und Nacht hänge ich irgendwo bei meinen Figuren herum und überlege mir, was sie als Nächstes anstellen könnten. Wobei ich abends eher die Muse habe, zu schreiben. Aber so richtig kreativ bin ich, wenn ich einmal im Monat mein »freies« Wochenende habe und mich niemand stört.
Ganz wichtig ist natürlich der Block auf meinem Nachttisch. Denn beim Einschlafen habe ich die allerbesten Ideen. In dieser Phase zwischen Wachsein und Träumen werden meine Geschichten geboren.


Planen Sie Ihre Romane erst bis ins kleinste Detail, bevor Sie mit dem Schreiben beginnen, oder schreiben Sie einfach drauflos?

Früher hatte ich immer drauflos geschrieben, was dazu führte, dass es irgendwann nicht mehr weiterging. Es liegen viele angefangene Romane auf meiner Festplatte. Jetzt plane ich ein Buch erst grob von vorne bis hinten durch. Das macht vieles einfacher, übersichtlicher und ich verliere nicht den roten Faden.


Wie viel Zeit vergeht in der Regel von der ersten Idee bis zum fertigen Manuskript?

Hmm, das ist bei jedem Buch unterschiedlich. Während ich meinen Roman »Tödliches Begehren« von der ersten Idee bis zur Vollendung in fünf Wochen fertig hatte, gibt es andere Bücher, an denen ich wochenlang tüftle, bis der Plot endlich stimmig ist und ich mit dem Schreiben loslege. Zum Beispiel, wenn es eine Serie werden soll. Dann muss ich schon wissen, was in den Folgebänden passiert. Im Moment plane ich so eine Serie. Denn auch wenn ich Erotik schreibe, ist es mir sehr wichtig, dem Ganzen eine ansprechende Handlung zu verpassen.
Leider sprengen die Ideen oft meinen Kopf, daher arbeite ich gerne an mehreren Projekten parallel. Und – zum Leidwesen meiner Familie und meiner Gesundheit – oft bis zu 60 Stunden in der Woche.


Gibt es für die Figuren in Ihren Büchern lebende Vorbilder?

Nicht wirklich. Sie sind alle Geschöpfe meiner Fantasie. Wobei ich aber einmal vor Jahren ein Jugendbuch begonnen habe (unvollendet), in dem der Hauptdarsteller sehr große Ähnlichkeit mit meinem Lieblingsschauspieler Hugh Jackman hat *lacht*.


Sie schreiben ausschließlich erotische Bücher. Haben Sie schon einmal in Erwägung gezogen, sich auch in anderen Genres zu versuchen?

Ursprünglich plante ich überhaupt nicht, etwas Erotisches zu schreiben. Ich hatte da mehr an Jugendbücher gedacht. Zudem hatte ich niemals zuvor ein erotisches Buch gelesen. Ich war absoluter Fan von Stephen King. Bis ich plötzlich meine Leidenschaft für Liebesromane entdeckte, bevorzugt Piratenromane. Das ließ mich dann nicht mehr los und meine Storys wurden immer erotischer. Erst dann kaufte ich mir richtige Erotikliteratur. Schließlich wollte ich wissen, ob ich es denn richtig mache ;-)
Tatsächlich arbeite ich schon seit zwei Jahren an einem Jugendbuch, das ich auch dringend abschließen möchte, aber die Erotik hält mich zu sehr auf Trab. Die Verlage und vor allem meine Leser wollen Nachschub, und der Tag hat leider nur vierundzwanzig Stunden.


Ich könnte mir vorstellen, dass die Darstellung der pikanten Szenen eher harte Arbeit denn anregendes Vergnügen ist. Oder liege ich da falsch?

Ja, das ist es wirklich. Schreiben an sich ist schon harte Arbeit, aber eine ansprechende Erotikszene zu formulieren ist noch viel schwerer. Da muss wirklich alles passen, denn es soll später beim Leser ja auch richtig kribbeln. Er muss Herzklopfen bekommen, vielleicht sogar feuchte Hände [grinst]


Einige Ihrer Bücher schrieben Sie gemeinsam mit einer Co-Autorin. Wie kann man sich eine solche Zusammenarbeit vorstellen? Trafen Sie sich persönlich, oder stimmten Sie sich per Telefon bzw. E-Mail ab?

Das ging alles per E-Mail und Telefon, da wir viel zu weit auseinanderwohnen. Zuerst entwickelten wir eine Art Storyboard, in dem schon genau feststand, was in welcher Szene passierte und wer welche Figur schrieb. Wie die Figuren aussahen, wie sie sich im Laufe der Story entwickeln würden, usw. So konnten wir, unabhängig voneinander, jeder an »seinen« Kapiteln arbeiten.


Auf Ihrer Homepage konnte ich lesen, dass Sie “Der Freibeuter und die Piratenlady“ selbst veröffentlichten, weil Vampire momentan mehr gefragt sind. Wie lange, glauben Sie, wird die Vampir-Phase noch anhalten?

Da Ubooks dann leider entschied, dass mein Freibeuter nicht in ihr Programm passte (was ich absolut nachvollziehen kann), versuchte ich es erst bei einigen anderen Verlagen, aber die meinten, im Moment wäre die Nachfrage nach Piraten zu gering. Vampire und Gestaltwandler seien gefragt und ob ich meinen Drake nicht dahingehend verändern wolle. Ich entschied mich aber dagegen, denn ich mochte Drake so, wie er war, und als Vampir hätte er sich in der karibischen Sonne bestimmt nicht wohlgefühlt ;-) Ich persönlich bin jetzt kein Freund dieser Blutsauger [lacht], aber ich kann den Hype darum verstehen und denke, er wird noch eine Weile andauern. Wobei Vampire nach und nach von anderen Wesen wie Dämonen, Werwölfen und sogar Engeln zurückgedrängt werden.


Wie sind Sie auf die Idee gekommen eine Piratenstory zu schreiben?

Piraten haben mich schon immer fasziniert und ich habe sehr viel über sie und die Zeit damals gelesen. Und natürlich auch Liebesromane, in denen Piraten eine Hauptrolle spielen. Zudem hatte ich mich stundenlang mit einem guten Freund über dieses Thema unterhalten, der ein ebenso großer Fan dieser Zeit ist wie ich. Von ihm erhielt ich viele nützliche Tipps und Fachwissen.


Der Hauptprotagonist Drake ist ein faszinierender Charakter. Hatten Sie von Beginn an eine feste Vorstellung von der Figur oder entwickelte sie sich erst beim Schreiben?

Er formte sich plötzlich wie aus dem Nichts, als ich nach einer neuen Figur für eine Kurzgeschichte suchte. Drake Ravenscroft war geboren. Einfach so. Zu Beginn existierte er nur als frauenverschlingender Freibeuter, ein Verführer mit Herz und Humor. Ich schrieb zwei erotische Kurzgeschichten, und Drake stahl sich in mein Herz. Ich wollte mehr über ihn wissen, warum er sich einsam fühlte, was ihn bewegte und vor allen Dingen seine dunkle Vergangenheit freilegen. Und ich wollte ihm sein Happy End gönnen.


Was ist Ihr derzeitiges Projekt und was planen Sie als nächstes?

Gerade habe ich einen erotischen Roman über Engel und Dämonen geschrieben, der einigen Verlagen vorliegt. Solange ich auf Antwort warte (was mitunter mehrere Monate dauern kann) schreibe ich an den Storys für das vierte Lucy-Palmer-Buch und einem weiteren Gay Historical.
Da ich beim Dead Soft Verlag auch eine eigene Erotikreihe, die »Editio Cupido« herausgebe, bin ich parallel zum Schreiben auch mit Lektorieren, Covergestaltung, etc. beschäftigt. Soeben habe ich die Anthologie »Männerküsse« der Autorinnen Juna Brock und Stefanie Herbst herausgebracht. Und falls mir nicht wieder irgendwelche neuen Ideen zuvorkommen, möchte ich auch noch unbedingt mein Jugendbuch abschließen. Außerdem bekam ich schon ein paar Anfragen, ob die Dämonenglut-Dilogie fortgesetzt werden und ich über Drake Ravenscrofts Kinder nicht auch je ein Buch schreiben könnte. Ich halte mir die Optionen mal offen :-)


Was lesen Sie selbst zurzeit?

Mein SuB besteht aus über 50 Büchern und fast jede Woche kommt ein neues hinzu, weil ich schon immer eine Leseratte war. Ich lese auch viele Serien, von denen ich mir sofort die Fortsetzungen hole, sobald sie erscheinen. Nur leider fehlt mir gerade die Zeit zum Lesen, sodass ich schon Ewigkeiten, wie es mir vorkommt, an dem Roman »Patience« von Lisa Valdez festhänge.
Erotische Literatur lese ich allerdings nur noch selten, vielmehr mag ich die Genres »Paranormal Romance« und »Historical Romance«, die ich bevorzugt im Original lese.


Herzlichen Dank für das geduldige Beantworten meiner Fragen, und weiterhin viel Erfolg!

Und ich danke Ihnen für das Interview.

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